24.

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Harry’s PoV

Als ich den Schlüssel in der Haustür hörte zuckte ich kurz zusammen. Lou war den ganzen Tag über weg gewesen, war nicht an sein Handy gegangen und hatte sich auch sonst bei Niemandem gemeldet. Was würde mich erwarten? 

Schritte kamen den Flur entlang und stoppten ungefähr auf der Höhe des Sofas. Ich schluckte und lugte durch die Küchentür ins Wohnzimmer. Louis saß auf der Couch, das Gesicht in den Händen vergraben. Er weinte nicht, aber seine Schultern zuckten wie immer, wenn er etwas innerlich zurückhielt.

„Och Lou,“ murmelte ich und konnte nicht mehr an mich halten. Ich ging zum Sofa und krabbelte auf seinen Schoß, löste sanft die Hände von seinem Gesicht. Seine wunderschönen, blauen Augen waren leer und seine Unterlippe zitterte bedenklich. Ohne zu zögern schlang ich meine Arme um seinen Nacken, hielt ihn einfach nur fest. Er vergrub das Gesicht in meiner Schulter, während ich sanft über seinen Rücken strich.

„Ich hab…ich hab mich von El ge-getrennt,“ schniefte er in mein Hemd. 

Geschockt starrte ich ihn an. Obwohl er es mir versprochen hatte, hatte ich nicht damit gerechnet, dass er es gleich am nächsten Tag nach der Ankunft machen würde. Er hob den Kopf. „Freust du dich nicht?“ Ich biss mir auf die Unterlippe. „Du weinst , wie soll ich denn glücklich darüber sein, wenn du deswegen weinst?“

Tief in mir freute ich mich, aber es machte mich traurig Louis unglücklich zu sehen. War das so eine gute Idee gewesen? Vielleicht passte Eleanor besser zu ihm. Liebevoll strich Louis mir über die Wange. „Du machst dir doch nicht wirklich wieder sorgen, ich könnte dich nicht genug lieben? Harry ich bin im Moment vielleicht traurig, aber ich weiß trotzdem, dass ich das richtige getan habe. Ich habe das nur aus einem einzigen Grund durchgestanden: dich.“ 

Seine Worte lösten ein leichtes Kribbeln in mir aus. „Aber du bist trotzdem unglücklich,“ stellte ich fest. „Kann das denn dann richtig sein?“ Zweifelnd sah ich ihm ins Gesicht. Mein Freund. „Sie hat mir viel bedeutet, Haz, sehr viel, Ich war ja schließlich nicht umsonst mit ihr zusammen, aber du bist wichtiger für mich, glaub das einfach in ordnung?“

Es fiel mir schwer, aber ich bemühte mich und berührte kurz seine Stirn mit meinen Lippen. „Kann ich was für dich tun?“

Louis lächelte schwach. „Bleib einfach da…und kuschel mit mir!“ Ich salutierte zackig. „Yes Sir!“ Leise lachend schlang er die Arme um meine Mitte und brachte uns beide in eine liegende Position, ich auf ihm. Zärtlich fuhr ich seine Gesichtskonturen nach, manchmal fiel es schwer zu glauben, dass dieses Gesicht mir gehörte. Louis hatte die Augen geschlossen, genoss sichtlich meine Berührungen. Ich seufzte und kuschelte mich an seine Brust, ich würde ihn nie verlassen, hoffentlich wusste er das.

Zayns PoV

Meine Mutter empfing mich mit einer Trauermiene, die den Witwen in Filmen alle Ehre machte. Ich war nicht so, ich verbarg den Schmerz eher im Inneren, wollte niemandem damit zur Last fallen.

„Hey Mom,“ dummerweise klang meine Stimme etwas brüchig.

„Zain,“ sagte sie und umarmte mich. „Schön, dass du kommen konntest.“ Mit gerunzelter Stirn sah ich sie an. „Hätte ich nicht?“ „Doch natürlich, ich dachte bloß, du hättest zu viel zu tun.“ Verstimmt schüttelte ich den Kopf. Selbst wenn ich auf Tour gewesen wäre, wäre ich gekommen, das war ich ihm einfach schuldig. Er hatte immer an mich geglaubt.

„Komm erstmal rein.“ 

Liams PoV

Ohne Zayn war es nicht dasselbe, vier Tage war er jetzt schon weg und ich selbst machte mir aus einem unerfindlichen Grund Sorgen um ihn. Die Beerdigung war heute. Doch als ich ihn anrufen wollte, war sein Handy aus.

Zayn war einfach ein Teil meines Lebens geworden, einfach so, rapide und ohne Rücksicht. Und er war so wichtig geworden! Ich konnte den ganzen Tag nur unruhig herumsitzen und auf ihn warten. Wenigstens seine Stimme wollte ich hören, aber auch das blieb mir verwehrt.

Niall war bei seiner Freundin, er schien so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen zu wollen, bevor die Arbeit wieder rief ,das i-Tunes Festival. Harry und Louis würden mir nur vor Augen führen, was ich momentan nicht haben konnte.

Nie hatte ich erwarte, dass es mir ohne den Schwarzhaarigen so schlecht gehen würde, das ich nichts mit mir anzufangen wüsste. 

Seufzend blätterte ich eine Seite meines Buches um. Von jeder Seite sprang mir der Abend mit Zayn entgegen, mit der Kissenschlacht.

Zayns PoV

„Das Leben ist einfach Bullshit,“ sagte ich bitter, über mein Glas gebeugt. Heute Mittag war die Beerdigung gewesen. Nicht nur, dass jetzt ein wichtiges Bestandteil meines bisherigen Leben fehlte, ein anderes war leider auch nicht da. Liam hätte mich sicher davon abgehalten mich über den Durst zu trinken, aber der gute Liam war nicht da, was in meiner Herzgegend ein schmerzhaftes Ziehen verursachte, wie auf Entzug. 

Scheiß Leben, scheiß Tod! Was hatte Leben eigentlich für einen Sinn, wenn man am Ende eh abkratzte? Frustriert schlug ich mit der Faust auf den Tresen. 

„Na Mr. ganz allein am saufen?“ Missmutig drehte ich mich um, welcher Dreckskerl störte mich denn jetzt schon wieder? Erst meine Mutter, dann meine Schwestern, irgendwie kotzte mich heute jeder an, der meinen Weg kreuzte. Vor mir stand ein Mädchen in einem mehr als knappen blauen Kleid.

So ein typisches Aufreißer Girl, dass ich mir früher auf jeden Fall gekrallt hätte. „Und?“ 

„Ich könnte dir Gesellschaft leisten,“ meinte sie und strich sich vielsagend über den Ausschnitt. Eigentlich war es egal, zählte eh nicht mehr. Der Alkohol hatte meinen Verstand wunderbar vernebelt und gab nun den unteren Bereichen Befehlsgewalt. Ich zuckte die Achseln. „Wenn du drauf bestehst.“

Ihre Lippen waren weich, aber auf eine merkwürdig schwammige Art, als hätte sie sich die Lippen aufspritzen lassen. Ihre Rundungen schmiegten sich an mich, die Hände strichen unter mein Shirt. Als ihr Knie über meinen Genitalbereich rieb stöhnte ich auf und presste sie noch enger an mich. Fuck, was machte ich hier eigentlich? Irgendein Ziehen in meiner Brust sagte mir, dass das hier nicht richtig war, dass ich gerade Betrug beging.

Na und hat dich vorher auch nicht gestört, sagte mein Körper. Sei kein Idiot Liam wird’s dir nie verzeihen, sagte mein Verstand. Abrupt riss ich mich von ihren Lippen los, starrte in ihre blauen Augen. Einfach blau, nicht braun, keine Schokolade. Ich wusste nicht mal ihren Namen ,heilige Scheiße. Verwirrt strich sie sich die Haare glatt. „Ist was?“

Shit, was sollte ich tun? Und als wäre nicht schon alles schlimm genug, liefen mir die Tränen über die Wange. Super Malik du Mädchen, jetzt heulst du hier rum wie Jemand der eh nichts auf die Reihe kriegt. Was irgendwie stimmte, ich bekam nichts auf die Reihe, nicht mal Treue. „Verdammte Scheiße,“ stieß ich hervor und fiel auf die Knie.

Liebe auf Umweg ||Ziam MayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt