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Erstmal eine heiße Dusche befand ich für angemessen. Während mir das heiße Wasser auf den Kopf prasselte klärten sich langsam meine Gedanken. Es konnte mir doch so was von am Arsch vorbeigehen, ob Liam mit mir sprach oder nicht.

Es gab noch die andern Jungs und schließlich konnte er ja nicht ewig schmollen. Er hatte seine ach so wunderbare Freundin und ich mein wunderbares Hetero-Dasein. Und wenn ich ihm zeigte, dass es nichts für mich bedeutete, dass ER mir nichts in dieser Richtung bedeutete, konnten wir das ganze doch einfach sein lassen, oder?

Aber es hatte etwas bedeutet, mehr als ich zuzugeben bereit war.

Und verflucht sei ich, wenn ich diese verdammte Chance sausen ließ. Aber welche Chance überhaupt, oder besser die Chance auf WAS? Er hatte Danielle da brauchte und wollte er doch ganz sicher nicht mich, oder?

Einen Typen der immer nur Ärger machte, einen Typen dem Liebe und Gefühle nichts bedeuteten, einen Typen der ihm nicht zuhören wollte ,überhaupt einen TYPEN!

Ich im Tausch gegen die nette, gefühlvolle, hübsche, vernünftige Danielle würde jeder ausschlagen. Okay, ich sah besser aus als sie (keine Widerrede), aber das war auch alles.

Ich war einfach so was von die zweite Wahl. Und dabei mochte ich doch Liam, war sogar bereit so etwas wie eine Beziehung mit ihm zu führen, was sich als schwer erweisen könnte da er mich weder haben wollte, noch dass ich wusste wie man eine Beziehung führte.

Aber wer sprach denn hier überhaupt von Gefühlen? Ich? Oh scheiße ja...ICH. Aber hießen Gefühle denn gleich Liebe, im Sinne von sich lieben und zusammen sein und dieses ganze Zeug, dass ich mit Erfolg so lange gemieden hatte?

Nein eigentlich nicht. Liam hatte irgendwann mal gesagt: „Liebe braucht Zeit, man muss ein Gespür dafür kriegen, dann kommt der Rest von selbst." Ich hatte damals nur abfällig geschnaubt. Es klang zu schnulzig und es war immer noch schnulzig, aber wahr.

Sollte ich jetzt also einfach tatenlos rumsitzen und nichts tun, einfach warten bis ich vor >unerfüllter Liebe< zu ihm einfach tot umfiel? So ein Schwachsinn! Als könnte man ein Mädchen verführen indem man wartete. Aber Liam war ja gar kein Mädchen, also konnte ich wohl alle meine bisherigen Erfahrungen (außer diese gewisse eine) in den Wind schlagen.

Ach mann, was dachte ich überhaupt darüber nach? Liam war glücklich mit Danielle und ich wollte mir doch nicht ernsthaft Liebeskummer (allein schon das Wort ließ mich schaudern) antun. Ich nahm mir vor das Wort >Liebe< erst wieder zu denken, wenn Liam und Danielle heirateten und ich ihnen einen Glückwunschkarte schicken musste.

Vollkommen versunken in meine Gedanken verließ ich das Bad und stolperte fast in Liam rein, der gerade im Bad verschwinden wollte. Kein Wort kam über seine Lippen, er hob nicht einmal den Kopf. Ich sah mich nicht genötigt mich zu entschuldigen und wir liefen einfach stumm aneinander vorbei.

Ich zog mir nur halbherzig eine Schlafanzughose an und legte mich dann auf das Doppeltbett. Es würde eine wahre Freude werden heute Nacht so nah bei Liam zu pennen *Sarkasmus lass nach*.

Nach ungefähr zehn Minuten kam Liam aus dem Bad und wow ich glaube ich muss keinem erklären, wie Liams Oberkörper so gebaut ist, ich sage nur Sixpack. Und ich müsste lügen, würde ich sagen ich würdigte ihn keines Blickes. In Wahrheit gaffte ich ihn glaube ich sogar ziemlich an. Naja damit musste er dann wohl leben.

„Zayn...," er seufzte und legte sich neben mich aufs Bett. Allein schon seine Stimme zu hören ließ mich fast einen Freudentanz aufführen. Aber ich bin ja ein ruhiger, kontrollierter Mensch nicht wahr? Und diesmal wirklich.

„Hm?" Bloß nicht so tun, als würde es mir etwas ausmachen. „Ich habe mich von Danielle getrennt," erklärte er ruhig.

Die Welt schien für einen kurzen Augenblick aus den Fugen geraten, jedenfalls wackelte das Bett bedenklich, oder bildete ich mir das ein? „Du hast WAS?" Ungläubig starrte ich ihn an, unfähig etwas anderes zu tun.

„Mich von Danielle getrennt," wiederholte er nüchtern, als wäre es keine große Sache. „A-aber warum?" Ich schwöre ich habe vorher in meinem Leben NIE gestottert, jedenfalls nicht wegen so was.

Er drehte sich auf die Seite und sah mir fest in die Augen. Oh Gott wenn er so weitermacht verfasse ich echt noch eine Hymne auf diese schokobraunen Irden! „Ich bin mir in einigen Dingen klar geworden und ich konnte es ihr nicht antun so belogen zu werden," sagte er schlicht.

„Auch wenn es die Sache ganz bestimmt nicht wert war." Ouch, das tat weh! Lasst mich raten...die Sache war ich. Ich biss mir auf die Unterlippe und verzog das Gesicht.

„Vielleicht ist es besser wenn...wenn ich erstmal nicht in einem Zimmer mit dir wohne." Oh nein, das hatte er nicht wirklich gesagt! „Und wo dann?" Er zuckte die Achseln. „Bei Niall oder so, mal schauen." Da gab es nichts zu schauen verdammt, er gehörte hierhin zu mir.

„Ist es so schlimm mit mir?", fragte ich halb im Scherz halb verzagt.

Liam runzelte die Stirn. „Nein...nicht schlimm, aber du bist du. Und nach gestern Nacht kann ich nicht einfach so tun als wäre mir das egal. Ich kann nicht in einem Bett mit dir schlafen, wenn ich gleichzeitig nicht über dich nachdenken möchte. Denn das tue ich schon viel zu lange für meinen Geschmack."

„Wem sagst du das," meinte ich aus meinen Gedanken heraus, ohne vorher zu überlegen.

„Wie bitte?" Ich stöhnte, okay Zayn dein großer Auftritt oder auch deine allerletzte Chance.

„Liam ich...seit gestern Abend geht mir eine verfickte Sache nicht aus dem Kopf. Und zwar, dass es mir nicht egal ist, dass es nichts bedeutet. Bei all den Mädchen war es von Anfang an bedeutungslos, aber bei dir...ich bin kein Mensch der viel auf Gefühle gibt, aber nach gestern hast du etwas in mir wachgerüttelt. Man kann sich nicht innerhalb eines Tages in Jemanden verlieben, oder? Jedenfalls dachte ich das bis heute. Also habe ich mich vielleicht schon früher in...für dich interessiert. Ich meine deine Augen sind der Hammer und dein Charakter ist zu gut für diese Welt. Ich bin ganz bestimmt nicht schwul, aber wie kann ich es nicht sein wenn du mir nicht aus dem Kopf gehst. Als du mich dann heute zur Rede gestellt hast wurde das einfach zu viel. Ich bin kopflos davon gerannt und nun stehe ich da und will alles rückgängig machen, aber gleichzeitig auch nicht, weil ich gestern nicht vergessen möchte. Und...oh Gott ich quassel hier gerade so einen Scheiß zusammen der dich bestimmt eh nicht interessiert , aber das musste ich einfach sagen bevor ich keine Gelegenheit mehr dazu bekomme. Ich weiß, ich habe alles versaut, ich weiß ich bin ein Vollidiot, ich weiß dass du ganz bestimmt nicht so für mich fühlst und ich weiß dass du viel zu gut für mich bist..."

Ich holte tief Luft und sah ihn erwartungsvoll an. Ich hoffte inständig er hatte verstanden, was ich ihm da gerade vorgebetet hatte.

Liam starrte mich aus seinen wundervollen Augen an und dann ,ohne Vorwarnung stürzte er sich auf mich und drückte seine Lippen wild gegen meine. In mir kribbelte es wie verrückt und ich hatte das Gefühl ich könnte platzen vor Freude. Vorsichtig und in der Hoffnung er würde mich nicht zurückstoßen erwiderte ich den Kuss.

Dieser wurde immer inniger und irgendwann lösten wir uns schwer atmend voneinander. Ich hatte richtige Angst vor Liams Reaktion. „Liam?" Mein bester Freund lag auf dem Rücken und hielt mit der einen Hand meine und die andere, hatte er unter seinen Kopf geschoben. Sein Kopf drehte sich in meine Richtung.

Liebe auf Umweg ||Ziam MayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt