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„Kannst du mir wenigstens sagen, was ich anziehen soll?“ Liam stand unschlüssig vor seinem Kleiderschrank. Ich war gerade aufgekreuzt, um ihn abzuholen. Ich musterte ihn prüfend, er trug Jeans und dieses schwarze Shirt mit der England-Flagge drauf, auf das ich so neidisch war. „Ich würde das anlassen, aber nimm ‘nen Pulli mit“, sagte ich.

Liam warf mir einen irritierten Blick zu, griff aber nach einem Hoodie. „Können wir dann?“ Er nickte.

Auf dem Weg herrschte angespannte Stille, ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte. Immer wieder fragte ich mich, ob ich’s nicht vielleicht übertrieben hatte. Zu kitschig? Ganz bestimmt sogar, aber irgendwie hatte die Idee mir gefallen.    

Schließlich waren wir da, stiegen aus dem Taxi und auf einmal brachen bei mir die Dämme und ich plapperte los. Als hätten all diese Worte in meiner Kehle gesteckt nur um jetzt herauszusprudeln. „Also eigentlich wollte ich es nicht so übertreiben, aber das passte so gut und vielleicht gefällt’s dir ja trotzdem. Ich meine, wir waren ja schon vorher zusammen und da dachte ich, könnte es was ganz besonderes sein, aber bitte tu nicht so, als würd’s dir gefallen, wenn du’s zu kitschig findest …“

In einem Fort babbelte ich so daher, bis Liam mir schließlich lächelnd den Mund zuhielt. „Man sollte eigentlich meinen, ich wäre nervös“, sagte er leise und griff nach meiner Hand.

Oh Gott, das würde der perfekte Abend werden, um mich vollständig zu blamieren. Ich schluckte und deutete auf einen schmalen Pfad, der durch die umliegenden Bäume führte.

Liams PoV

Er war aufgeregt, das merkte man deutlich. Aber es war nichts gegen mich. In meinem Magen schien ein ganzer Termitenhaufen zu explodieren, mein ganzer Körper war angespannt und mir viel partout nichts ein, was ich hätte sagen können. Es war mein erstes Date mit einem Jungen und das machte mich gleich noch nervöser.

Ich bereute nicht, mich von Danielle getrennt zu haben, aber trotzdem war das hier ungewohnt. Zayn deutete auf einen kleinen Waldweg. Er sah gut aus, wie immer. Sein schwarzes Haar glänzte wie Öl und seine braunen Augen schienen zu leuchten. Klingt das bescheuert? Wahrscheinlich, aber so war es wirklich.

„Da lang“, sagte Zayn. Ich nickte nur. Wenn ich etwas gesagt hätte, wäre nur Schwachsinn aus meinem Mund gekommen. Meine Hand nicht loslassend zog er mich den Weg entlang. Ich hatte das Gefühl, mein Kopf würde gleich vor Spannung platzen. Sein anfängliches Gefasel hatte mich noch neugieriger gemacht als eh schon.

„Hier ist es“, verkündete er und schob einen dicken Zweig beiseite. Vor mir lag ein mondbeschienener See, mit einem kleinen Steg. An diesem war ein Boot festgemacht und schaukelte einladend auf den sanften Wellen. „Wow“, entfuhr es mir.

Zayn biss sich auf die Unterlippe. Er hatte Angst vorm Wasser, aber wie’s aussah tat er mir heute den Gefallen. Womit hatte ich ihn eigentlich verdient?

Wir kletterten in das Boot und fuhren damit bis zur ungefähren Mitte des Sees. Es war echt wunderschön, nur dumm, dass ich Hunger hatte und es nicht ganz genießen konnte. Als hätte er meine Gedanken gelesen brachte Zayn von irgendwo einen großen Korb zum Vorschein. „Ich ähm … also falls du Hunger hast“, meinte er verlegen.

„Danke“, ich lächelte und spähte hinein. Typisches Picknick -Zeug, aber lecker. „Hühnchen?“, wollte ich verwundert wissen. „Ich mag’s eben.“ Ich belegte ein Sandwich und biss hungrig hinein. „Man könnte meinen, du wärst Niall“, stellte Zayn fest.

Ich zuckte die Achseln, so langsam taute ich auf. „Stell dir vor, auch andere Leute können Hunger kriegen“, sagte ich.

„Da hast du Recht.“

„Und übrigens ist es schön, nicht übertrieben.“

Vielleicht etwas überraschend, wer rechnete schon mit etwas so romantischem von einem Kerl wie Zayn? „Es sind nur keine Kerzen da“, fügte ich neckend hinzu. „Bist du so blind Li, dass Mondlicht nicht mehr ausreicht?“

Ich grinste. „Nein, aber ich hab meine Brille vergessen und du sitzt praktisch im Licht.“

„Du hast ‘ne Brille?“, überrascht sah er mich an. „Nein Blödsinn, dann würde ich sie tragen.“ „Louis hat auch ‘ne Brille und trägt sie nie.“ Das stimmte zwar, aber so nachlässig wäre ich nicht. „Ich bin aber nicht Louis, du Blitzmerker.“

Zayn lachte und griff nach einem Stück Hühnchen. „Zu Schade aber auch“, meinte er.

„Im Ernst?“ Zayn verdrehte die Augen. „Darum gehe ich auch mit dir aus.“ Ich kniff gespielt die Augen zusammen. „Man kann ja nie wissen, gibt es da etwas, das du mir sagen willst Zayn?“

Er wurde ernst. „Ich liebe dich, Li und wahrscheinlich sage ich’s nicht oft genug.“ Wenn man genau hinhörte konnte man mein Herz jetzt schmelzen hören, aber Gott sei Dank übertönten die nächtlichen Geräusche alles. „Ich liebe dich auch … Zaynie.“

Ich konnte einfach nicht aufhören, ihn damit zu ärgern. Zayn verzog kurz das Gesicht, ließ sich ansonsten jedoch nichts anmerken. „Warum magst du keine Spitznamen? Schließlich töten sie dich ja nicht.“

Zayn schnaubte. „Sie sind lächerlich und kindisch, ok?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich find’s niedlich, außerdem kann man dich damit so schön ärgern. Wenn Louis das wüsste ...“ Zayn streckte mir die Zunge raus.

„Wer ist jetzt kindisch?“

„Ach halt die Klappe.“ Und um diese Aufforderung zu bekräftigen, presste er seine Lippen hart auf meine. Der Kuss war wild und schmeckte ein bisschen nach Essen (Sandwich und Hühnchen). Zayns Zunge strich über meine Unterlippe und ich gewährte ihm ohne zu zögern Einlass. Unsere Zungen fanden sich, strichen übereinander, entbrannten in einem Kampf um die Vorherrschaft. Zayn gewann knapp.

Seine Hand wanderte in meinen Nacken, brachte uns noch näher zusammen. Ich biss ihm sanft in die Unterlippe, erntete ein leises Stöhnen.

„Liam … das sollte ein anständiges Date werden“, meinte er gedämpft. Ich lachte. „Sagst ausgerechnet du, wer hat denn angefangen?“

Zayn wurde rot und nuschelte etwas Unverständliches. Ich grinste und griff nach seiner Hand. „Weißt du was? Das Leben ist schön und du bist das schönste, das hat mir mal jemand gesagt und es stimmt irgendwie.“ Zayn zog eine Augenbraue hoch. „Na wenn du meinst, für mich klingt das schwachsinnig.“ Ich verdrehte die Augen, war ja klar.

„Manche Menschen sind eben emotionaler als du.“

„Ich bin total emotional, aber so was ist stumpfsinniger Blödsinn ohne wirkliche Bedeutung.“

„Und du bist natürlich immer tiefsinnig und weißt den Sinn des Lebens.“

Zayn grinste. „Natürlich, das ist leicht. Der Sinn des Lebens ist 42, weiß doch jeder.“

Ich lachte. „Das hast du geklaut.“ Er zuckte die Achseln. „Na und? Es ist wahr, Douglas Adams war ein Genie.“ Natürlich. „Wundert mich, dass du mal gelesen hast“, bemerkte ich, normalerweise machte er das nicht.

„Buch?“ Zayn runzelte die Stirn. „Ich habe den Film gesehen, da gibt’s ein Buch zu?“

Ich stöhnte und bespritzte ihn mit Wasser. Eine kleine Wasserschlacht entstand, bis wir vollkommen durchnässt waren. „Ich bin froh, niemals dein Lehrer gewesen zu sein, was wäre das nur geworden.“

Er ruckte anzüglich mit den Augenbrauen. „Eine heiße Lehrer-Schüler-Affäre?“ „Nein, eine totale Katastrophe“, verbesserte ich ihn. Er hatte aber auch immer nur Mist im Kopf. Zugegeben: Ich mochte das, aber trotzdem. Sein nasses Shirt klebte an seinem gut gebauten Körper und ich müsste lügen, würde ich sagen mir wäre gerade kein Mist durch den Kopf gegangen. Ich biss mir auf die Unterlippe und ließ meinen Blick ganz langsam über seinen Oberkörper wandern.

„Na, gefällt’s dir?“ Ich wurde rot. „Ähhhhmmm.“ Zayn lachte und fuhr sich durch die Haare. „Schon okay, immerhin bin ich unglaublich heiß.“

Liebe auf Umweg ||Ziam MayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt