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Als ich wach wurde, spürte ich eine Hand an meiner Wange. Ich lächelte leicht und schlug die Augen auf. Liams Hand ruhte an meiner Wange, die Andere auf meiner Brust. Ich hatte einen Arm um seine Taille geschlungen und unsere Beine waren irgendwie verquirlt. Mein Freund schlief noch, ich hatte Zeit, über gestern nachzudenken.

Ich hatte Liam gesagt, dass ich ihn liebte. Es stimmte auch, aber es war ungewohnt gewesen, die Worte in den Mund zu nehmen. Nach meinem Schnitzer bei Macces war das auch nötig gewesen, allerdings fehlte mir hierbei etwas. Das obligatorische >Ich liebe dich auch<. Nicht, dass ich so etwas erwarten würde, nicht wirklich.

Aber so kannte ich Liam eigentlich. Ich hatte mir gestern darüber keine Gedanken mehr gemacht, war ich doch zu sehr abgelenkt von anderen Dingen. Niall fiel mir ein und ich musste grinsen. Er tat mir Leid, immerhin war sein Mädchen - wie auch immer sie hieß - nicht der vorschnelle Typ. Musste sie auch nicht sein, aber bei solchen Abenden rächte sich das eben. Und ich erinnerte mich noch gut an die grausigen Abende, an denen Liam, Niall und ich zusammen unseren Traumpaar ausgeliefert waren. Keine schöne Erinnerung, da war die gestrige durchaus angenehmer.

„Morgen Handsome (Ich wollte nicht Hübscher oder Süßer nehmen, klingt irgendwie zu komisch, finde ich. Außerdem sind sie doch Briten also kann ich durchaus was Englisches nehmen, oder)“, flüsterte die Person neben mir mit einer verdammt heißen, leicht rauen Stimme. „Moin“, wisperte ich zurück und gab ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. „Wie spät?“

„Keinen Plan, wen kümmert’s?“ Liam warf mir einen tadelnden Blick zu, der eindeutig besagte >nicht so früh am Morgen<. Seufzend nahm er eine Hand von mir und griff nach seinem Handy. „Zehn Uhr morgens? Verdammt“, rief er entsetzt aus. Öhm, war etwas um zehn Uhr morgens? Mir fiel dazu nichts ein. „Haben wir was vor?“, wollte ich wenig begeistert wissen. Liam schüttelte den Kopf. Gott sei Dank.

„Weswegen dann der ganze Aufstand?“ „Weil ich im Gegensatz zu dir nicht den ganzen Tag verplempern möchte“, erklärte Liam genervt und erhob sich. „Schade.“ Ich gähnte und drehte mich auf die Seite. Wenn der sexyeste Typ der Welt nicht in meinem Bett lag, gab es keinen Grund, ihn weiter zu beachten, so die Logik. Leider hörte mein Körper nicht mehr so auf die Logik, wie früher einmal.

Ohne mein Zutun setzte ich mich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Unwillig sah ich Liam an. „Und was hast du so geplant?“ Liam hob die Schultern. „Nichts Besonderes, ich will nur raus hier.“ Wie organisiert. „Wow, was für eine ausgeklügelte Strategie“, meinte ich spöttisch und suchte nach meiner Hose. Liam schlug mir leicht auf die Schulter, dann verließ er das Zimmer.

Oh, na super, so würde ich ihn nie auf gestern ansprechen können. Was jetzt irgendwie wie ein Déjà-vu klang. Nur, dass es sich hierbei um etwas viel harmloseres handelte. Ach Mann, ich war nicht der Typ, über so was zu reden. Und wie klang es denn, wenn ich einfach drauf los fragte: „Na Li, gestern hast du nicht gesagt, dass du mich auch liebst, was mich etwas verwirrt hat und deshalb holst du es jetzt bitte nach?“ Nein, das klang zum einen verweichlicht, zum anderen so, als würde ich es ihm zum Vorwurf machen.

Und das tat ich nicht, immerhin hätte man es unter normalen Umständen auch nie von mir zu hören bekommen. „Hey.“ Liam fuchtelte mit seiner Hand vor meinen Augen herum. „Alles in Ordnung mit dir? Deine Hose taucht nicht davon auf, dass du nur blöd rumstehst“, sagte er gut gelaunt. „Was?“ Verwirrt blinzelte ich ihn an. Ach ja, ich wollte meine Hose suchen, richtig.

Zwei Arme schlangen sich um meinen Oberkörper. „Was geht dir im Kopf rum?“, fragte Liam nahe an meinem Ohr. Ich zögerte, aber ein Drama daraus machen wollte ich jetzt auch nicht.

„Über das, was ich dir gestern gesagt habe“, antwortete ich wage. Liam schien kurz darüber nachzudenken, dann spürte ich, wie sich seine Lippen nahe an meinem Hals zu einem Lächeln verzogen. „Ja und?“ Ich räusperte mich. „Na ja, also … du hast nicht gesagt, dass du mich auch liebst.“ Der letzte Teil kam ganz leise aus mir heraus. Ich schämte mich doch tatsächlich dafür. Ich bin so was von erbärmlich.

Liebe auf Umweg ||Ziam MayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt