Kapitel 9

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"Ja?" fragte ich vorsichtig als ich nach vorne zu Mrs. Anderson lief. So gut wie alle schauten uns an.
"Arbeitet weiter" sagte sie genervt.
"Also?"
"Rose... Was wollte Harry von dir?"

Echt jetzt?

"Ähm... Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, was Sie das angehen würde" formulierte ich so höflich wie möglich. Ganz ehrlich... Was mischt sie sich da ein?! Das ist, als ob ich sie fragen würde, ob da was mit Mr. Tomlinson geht.
"Ich--Ich will dich nur vor ihm warnen" Ihre Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern.
"Warnen?!"
Oh Gott, das hab ich schon zu oft gehört. Ich weiß, dass Harry nicht gerade "ungefährlich" in Sachen Mädchen abschleppen ist.
"Danke, Mrs. Anderson... Aber ich hab schon vieles über Harry gehört"
Sie schaute mich eindringlich an.
"Ja, aber du kennst ihn nicht. Ich und er, wir waren--" fing sie an, doch dann merkte sie, dass sie sich verplappert hat.
Oh Gott. Ganz ehrlich, ich will gar nicht wissen, was die Beiden mal gemacht haben oder was auch immer!
"Na ja, egal. Setz' dich doch jetzt bitte wieder hin"
"Äh... Okay" Verwirrt ging ich zurück zu meinem Platz. Was war das denn? Ich atmete einmal tief durch und machte meine Aufgabe weiter. Ich wusste, dass Harry speziell war. Und ich wollte auch nichts mit ihm zu tun haben. Rein gar nichts. Er ist ein Macho. Will Mädchen nur ins Bett kriegen. Und sowas brauch ich nicht. Das Projekt mach ich einfach alleine. Das ist schon okay... Solange ich mich nicht mit ihm treffen muss, nehme ich alles in Kauf. Caitlin und Perrie neben mir schauten mich gespannt an.
"Nachher..." flüsterte ich und widmete mich wieder meinem Deutschheft.

****

Schule aus. Es gibt nichts besseres. Nachdem ich den Mädels alles erzählt habe, über Harry, Mrs. Anderson und so weiter verabschiedete ich mich von ihnen und ging über den Parkplatz um nach Hause zu laufen. Ich entdeckte Niall auf der anderen Seite.
"Rose!" rief er lächelnd, als er mich entdeckt hatte.
"Hi!"
Er kam auf mich zu und umarmte mich fest. Niall war süß. Ich weiß nicht, aber ich mochte ihn.
Sehr sogar. Er war jetzt schon irgendwie mein bester Freund.
"Na, wie war Schule bei euch so?" fragte er, seine Arme hielten immer noch meine Taille fest.
"Na ja... Langweilig, um ehrlich zu sein" antwortete ich grinsend. Niall schaute auf sein Auto.
"Soll ich dich mit nach Hause nehmen? Ist ja ziemlich kalt heute"
Ich nickte dankbar. Er öffnete Gentleman-like die Beifahrertüre für mich. Ich setzte mich in sein warmes Auto und wartete darauf, dass er losfuhr. Niall lächelte mich an, während er sich anschnallte und den Motor anmachte.

Nach einer Weile fing er auf einmal an zu reden. 
"Rose? Stimmt es eigentlich, dass du und Harry--"
"...in einer Gruppe wegen dem Chemie Projekt seid? Ja... Leider" beendete ich seinen Satz.
Wir redeten die ganze Fahrt lang nichts mehr, was irgendwie ziemlich peinlich war, aber ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Nach einer Zeit machte er das Radio an. Ich summte das Lied, das gerade kam, leise mit.
"Rose?" fragte Niall dann, als er in meine Straße einbog.
"Ja?"
"Hast du... Also wollen wir uns vielleicht heute Abend treffen? Wir könnten ja ins Kino gehen, oder so"
Ich lächelte ihn an.
"Ja, gerne. Gute Idee" stimmte ich zu und schnallte mich ab, weil wir jetzt an meinem Haus angekommen waren. Niall grinste mich breit an.
"Gut. Soll ich dich dann so um... 5 abholen?"
Ich nickte und stieg dann aus.
"Bis nachher dann, Niall. Freu mich schon"
"Bye Süße, ich mich auch"

Süße
. Ich lächelte ihn an und winkte, bevor ich dann zu meiner Haustür lief. Gut, jetzt hab ich wenigstens Sturmfrei. Mein Dad ist bis heute Abend arbeiten. Mhh, ich hoffe er hat eingekauft. Ich mach mir einfach eine Tiefkühlpizza warm oder so. Ich nahm meinen Schlüssel und öffnete die Haustür. Auf einmal hörte ich Geräusche in der Küche.

Komisch... Dad hatte mir doch heute morgen extra noch gesagt, dass er heute länger arbeiten müsste?! Mein Herz fing an, schneller zu schlagen. Ich schnappte mir einen von Dads Schuhen, den ich gerade entdeckt hatte, als Waffe (Okay, ich weiß dass das kein gutes Abwehrdingsbums ist, aber ich fand in dem Moment einfach nichts anderes) und schlich langsam und leise in die Küche. Lass es keinen Einbrecher sein, lass es keinen--
Ich sah eine Person in der Küche, die in unseren Schubladen rumwühlte. Ohne ihn genau anzuschauen, attackierte ich die Person mit dem Schuh.
"AU!" 
"HARRY?!"
Ich schaute ihn geschockt an. Why the hell--

"Was zur Hölle machst du hier?! Und wie verdammt bist du reingekommen?" fragte ich wütend.
"Hi Babe, schön dich zu sehen, finde ich auch" sagte er sarkastisch und lief mit einem Schokoriegel in der Hand auf mich zu.
"Was--" fing ich an, aber er unterbrach mich. Er beugte sich langsam zu mir runter. Unsere Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ich versuchte stark zu bleiben und drehte mein Gesicht nicht weg. 
"Ich hatte Hunger" flüsterte er und zeigte auf den Riegel, von dem er jetzt abbiss.
"Harry, warum bist du--"
"Ach übrigens" fügte er hinzu als er an mir vorbei ins Wohnzimmer lief und sich auf die Couch schmiss. Wie ich es hasste, wenn man mich nicht ausreden ließ!
"Es ist nie gut den Ersatzschlüssel unter der Türmatte liegen zu lassen"
Dann zwinkerte er und machte den Fernseher an, als ob er hier zu Hause wäre. Das glaub ich doch jetzt nicht!

"Harry, raus! Sofort!" sagte ich und schaute ihn ungläubig an. Der Typ ist doch verrückt! Bricht jetzt auch noch in meine Wohnung ein!
"Warum?" fragte er grinsend und schaute auf den Bildschirm. Da kam grad irgendeine Sendung von Family Guy.
"Warum?! Weil ich dich nicht--" Ich beendete den Satz nicht.
"Weil du mich nicht hier haben willst, was?" fragte er und aß den Riegel auf. Ja, das war es, was ich sagen wollte... Genau das. Etwas in seinem Blick machte mir Angst. Seine Augen waren jetzt nicht mehr so leuchtend Grün sondern dunkel und grau.
Ich atmete einmal tief ein und wieder aus. Wie konnte ich ihn lebendig hier rausbekommen?!

"Was soll das, Harry?" fragte ich einfach. Er grinste jetzt wieder. Man, wie schnell kann der seine Stimmungen ändern?!
"Wir müssen uns doch heute sowieso für das 'Projekt' treffen" antwortete er und zwinkerte mich an. Ugh.
"Und ich wusste, dass du mich nicht hier rein gelassen hättest. Also, warum sollte ich es nicht selbstständig tun?"
Ich starrte ihn wütend an.
"Dir ist das Projekt doch scheißegal, Harry und dass weißt du selber! Wieso bist du hier? Was willst du von mir?! Ich kenn dich doch nicht mal! Hier sitzt praktisch ein 'Fremder' in meinem Wohnzimmer!"

Ich wollte nicht, dass dieser Junge noch länger hier mit mir in einem Raum war. Alleine! Ohne irgendjemand, der mir im Notfall helfen könnte!
Er stand jetzt auf und lief auf mich zu.
"Oh babe, dass können wir schnell ändern" wisperte er und schaute mir direkt in die Augen.
Er fuhr mir mit seinem Daumen liebevoll über meine Wange. Moment mal... Liebevoll?!

"Machst du uns was zu essen?" fragte er und zwinkerte dann nochmal. Ich lief in die Küche, drehte mich dann aber noch mal um und bemerkte, wie er mir direkt auf den Po schaute. Ja, genau sowas erwartet man.
Typisch Harry.
Ich verdrehte meine Augen und nahm die Tiefkühlpizza aus dem Gefrierfach. Für einen kurzen Moment überlegte ich, warum ich das überhaupt für ihn machte. Er ist hier einfach reingeplatzt, ohne meine Erlaubnis und will dann auch noch was zu essen!
Na ja egal. Ich musste mir ja auch was zu essen machen. Ich schob die Pizza in den Ofen und wagte einen Blick ins Wohnzimmer. Der Fernseher lief immer noch, aber Harry war nicht mehr da.

"Harry?" fragte ich vorsichtig und lief aus der Küche. Wo zur Hölle war er?

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Half a HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt