Kapitel 16

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Die restliche Chemiestunde über ist nichts weiter aufregendes passiert. Harry und ich haben nicht mehr viel geredet, obwohl Harry immer wieder versucht hat, mir die Sache mit Ryan auszureden. Aber das kann er vergessen. Ryan ist wirklich ein toller Junge. Warum sollte ich ihn nicht kennenlernen dürfen? Ich glaube wirklich, dass Harry einfach nur neidisch ist, oder so. Keine Ahnung, wie ich mir sein komisches Verhalten sonst erklären soll.

Ich starrte auf die Uhr. Noch eine Minute. Neunundfünfzig, Achtundfünfzig, Siebenundfünfzig...

Endlich kündigte die Klingel das Ende der letzten Stunde an. Einerseits war ich froh drüber, denn ich konnte mich heute überhaupt nicht konzentrieren, aber anderseits wollte ich auch nicht, dass die Schule aus war. Denn jetzt musste ich mit zu Harry. Wird bestimmt ganz toll... Und ich darf wieder die ganze Arbeit machen, während er anderweitig beschäftigt ist...

Ich packte meine Sachen zusammen und verließ den Musikraum. Ich lief Richtung Ausgang, als ich Marcel an seinem Schließfach stehen sah, ein paar Jungs aus meiner Parallelklasse um ihn versammelt. Was machten sie da? Ich beobachtete sie eine Weile. Einer von ihnen riss Marcel die Brille von der Nase und schmiss sie auf den Boden, bevor er drauf trat. Der andere nahm seine Bücher und schmiss sie weg. Das reicht!

Ich lief geradewegs auf sie zu. Ich weiß, dass Marcel sauer auf mich ist, aber er brauchte jetzt Hilfe. Meine Hilfe.

"Und weißt du was, Nerd?" sagte einer von ihnen, ich glaube er heißt Nate "Wenn du noch einmal Alice anfasst, dann fängst du eine, kapiert?"

"Aber--Aber ich wurde doch gegen sie geschuckt!" flüsterte Marcel ängstlich.

"Und noch was" meinte ein anderer "Du solltest dir keine Hoffnungen bei ihr machen. Kein Mädchen auf dieser Welt steht auf Loser wie dich!"

"Aber ich.. Ich will doch gar nichts von ihr" sagte Marcel und schluckte. Dann traf ihn die Faust von diesem Nate genau ins Auge.

"Jetzt beleidigst du sie auch noch, oder was?!"

Wie können die nur! Ich quetschte mich an den Jungs vorbei zu Marcel.

"Lasst ihn in Ruhe!" rief ich.

"Rose?" fragte Marcel verwirrt.

"Och, wie süß. Brauch der süße, kleine Marcel Hilfe von einem Mädchen"

"Geht weg!" rief ich, doch die Jungs widmeten sich wieder Marcel.

"Ich wette, unser kleines Muttersöhnchen hat noch nie ein Mädchen geküsst, was? Tja, kommt davon wenn man selbst eins ist!" lachten sie "Du wirst nie eine abbekommen"

Okay... normalerweise mache ich sowas nicht, aber ich mag Marcel und ich muss ihn da jetzt irgendwie rausbekommen.

Ich schubste die Jungs zur Seite, damit ich zu Marcel konnte. Dann lehnte ich mich nach vorne, umarmte ihn und küsste ihn auf den Mundwinkel.

Marcel schaute mich perplex an, genau so wie die Jungs. Ich stellte mich jetzt schützend vor ihn.

"Ihr lasst verdammt nochmal Marcel in Ruhe, kapiert? Ihr solltet euch selbst mal anschauen. Kein Mädchen steht auf Möchtegerns wie euch. Und wenn ihr ihn noch einmal anfasst, dann werde ich dafür sorgen, dass ihr von der Schule fliegt, kapiert? Und jetzt haut ab"

Sie schauten mich ungläubig an.

"Alter, schon gut... Sorry" flüsterten sie kleinlaut. Dann verschwanden sie. Ich drehte mich um, aber Marcel stand nicht mehr hinter mir.

"Marcel?" rief ich. Dann hörte ich, wie die Türe zum Männerklo ins Schloss fiel. Ich will da jetzt wirklich nicht rein, aber ich meine... hey, es geht um Marcel. Ich öffnete die Türe. Zum Glück waren keine anderen Jungs hier drin. Sonst wäre das ziemlich peinlich geworden...

Half a HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt