Kapitel 2

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Kapitel 2

,,Alison.“ Die Stimme meiner Mom weckt mich am Samstagmorgen auf und ich ahnte jetzt schon dass irgendwas nicht stimmte. Mom schläft samstags nämlich aus. Und zwar bis in den Nachmittag. Unter der Woche hatte sie kaum Zeit zu schlafen. Ich zog mir meinen Morgenkittel über und lief unsere Treppe hinunter in den Eingang Bereich. Sie stand in ihrem Bademantel neben der Tür und neben ihr standen Koffern. Riesige Koffer mit Blumenmustern. Dann sah ich ein Taxi im Vorhof stehen. Dad konnte das nicht sein. Er hatte keine Blümchenkoffer. Der Duft von Lavendel füllte die Luft und das konnte nur eine Person sein: Grandma.

Ich lief mit meinen Hausschuhen nach draußen in den Schnee und sprang ihr in die Arme. Sie lachte nur und begann zu husten, als ich sie fast erdrückte.

Zusammen saßen wir im Wohnzimmer. Mom starrte nur auf den Fußboden und ich konnte nicht mehr aufhören Grandma zu knuddeln. Ich hatte Sie so vermisst.

,,Warum bist du gekommen?“ fragte Mom und sie klang echt kalt. Grandma war die Mutter von Dad und beide hatten eine ziemlich schlechte Vergangenheit. Grandma hielt Mom für eine Verrückte und deshalb verbot sie Dad, sie zu heiraten.

,,Ich bin hier weil George mich gebeten hatte, hierher zu kommen und wir Weihnachten zusammen feiern könnten.“ George war mein Dad.

Mom hatte ein sarkastisches Lächeln auf den Lippen.

,,Denkt er etwa ich kann nicht auf Alison aufpassen? Meint er, er muss dich als Babysitter hierher schicken?“

Ich spürte die schlechte Luft am Morgen.

,,Beruhig dich doch Clarissa. Das hat niemand behauptet. Er macht sich sorgen um euch beide. ER hat ein schlechtes Gewissen, das er euch so allein gelassen hat.“

Mom drehte sich weg von ihr und ging in die Küche.

,,Alison deck schon mal den Tisch.“

Ich war natürlich froh darüber, das Grandma uns wieder besuchte, aber das Mom so kalt reagierte fand ich uncool. Grandma war wie ein Engel auf Erden. Bis auf das sie Mom für Dad nicht gut genug hielt. Aber das ist lange her.

Grandma ging in die Küche und ich sah wie Mom sich bei ihr entschuldigte. Mom mochte Grandma, ich wusste das, auch wenn sie es verleugnete.

Am Frühstückstisch saßen wir still da und aßen. Naja bis auf Grandma. Sie erzählte Stundenlang was sie wieder einmal alles erlebt hatte. Es amüsierte mich immer ihr zu zuhören. Als junges Mädchen war Grandma eine Rebellin. Sie randalierte und streikte. Voll der Junkie. Sie nahm Drogen und was noch alles dazu gehörte. Mom war auch nicht anderes. Ich glaub das war ein weiterer Grund, warum Dad mich nicht mit Mom alleine lassen wollte. Weil ich auch zu einer werden könnte. Mom und Grandma zusammen hingegen, waren die strengsten Erziehungsberechtigten der Welt. Ich konnte es mir selber nicht erklären weshalb.

Nach dem unterhaltsamen ersten Ferienmorgen, saßen wir gemütlich im Wohnzimmer und Grandma packte ihre Geschenke für uns aus.

,,Erst an Weihnachten darfst du sie auf machen.“ Sagte sie und stellte sie unter dem Sofa. Ich schmollte, aber bis Weihnachten dauerte es ja nicht mehr lang.

,,Alison ich muss kurz nochmal zur Schule fahren. Man hat mir Dokumente zu kommen lassen die ich über die Ferien bearbeiten muss. Bleibst du da oder willst du mit?“

Das fragte sie mich immer, wenn sie an Wochenende zur Schule fuhr. Da schloss sie mir die Bio-Räume auf und ich durfte die ausgestopften Tiere betrachten und was noch so alles herum lag.

,,Grandma ich gehe mit. Ruh du dich doch noch etwas aus. Du bist bestimmt erschöpft von der Reise.“ Schlug ich ihr vor und sie hielt es für eine gute Idee.

,,Auf geht‘s.“ sagte Mom und ich war wie jedes Mal aufgeregt.

Ich schloss den Bio-Raum auf und schaltete alle Lichter an. Mom war auf ihrem Zimmer. Es könnte eine Weile dauern, bis sie alles ausgedruckt hatte. Ich schlich mich zu den Aquarien und betrachte die Frösche, die alle noch darauf warteten, aufgeschnitten zu werden. Es war dunkel. Sehr dunkel .An einem Dezember Nachmittag war auch nichts anderes zu erwarten. Ich begab mich auf dem Weg zu den Skeletten, die von Eichhörnchen und Mäusen waren. Plötzlich hörte ich ein Rascheln, das sich so anhörte, als sei jemand noch außr mir hier in diesem Raum.

,,Mom?“ 

Keine Antwort kam zurück. Ich lief langsam auf den  Bücherregal zu. Der Boden unter mir war nass und rutschig. Als sei hier jemand mit seinen Schneebeschmutzen Schuhen hinein gelaufen.

,,Hallo?“ Ich wurde lauter und ich zitterte.

Dann tauchte plötzlich jemand neben den Büchern auf. Ein Junge mit einer Kapuze und er hatte ein Rucksack bei sich. Es sah fast so aus, als versuchte er die Bücher zu stehlen!

,,Was machst du da?“ fragte ich ihn wie eine Dumme.

,,Geh mir aus dem Weg. Mach bloß kein Theater.“ Er lief an mir vorbei auf den Ausgang zu.

,,Was hast du mit den Bücher vor? Bleib sofort stehen oder ich schreie.“

Er drehte sich in meine Richtung.

,,Mach doch. Hier ist niemand.“ Sagt er und lief weiter.

,,Doch! Die Schulleiterin.“ Er begann ironisch zu lachen.

,,Denkst du ich habe Angst vor zwei Frauen?“ fragt er mich und ich wurde wütend.

,,Lass sofort die Bücher hier! Du Dieb.“ Ich wurde lauter.

,,Ich brauche sie aber. Ich bringe sie ja wieder zurück. Reg dich ab.“ Er lief weiter und öffnete die Tür. Ich beschleunigte mein Tempo und stand nun ihm gegenüber.

,,Wie bist du hier reingekommen? Was hast du mit den Büchern vor?“

Er seufzte mit einem genervten Ton.

,,Du nervst. Das geht dich alles überhaupt nichts an.“

,,Weißt du wie viel diese Bücher kosten? Die kannst du nicht einfach mitnehmen.“ Ich stand nun dicht neben ihm und versuchte im die Bücher aus der Hand zu entreißen.

,,Menschen Mädchen lass das“ Er schubste mich zur Seite.

Menschen Mädchen? Wer redete mit so?

Ich versuchte es erneut und diesmal war ich Handgreiflicher geworden. Was fällte ihm  ein, ein einfaches Bio-Buch zu klauen? Wer klaute überhaupt so was?

,,Jetzt lass los!“ Er schubste mich kräftiger und ich viel auf den Boden. Dann versuchte er zu entfliehen und ich stellte ihm das Bein, so dass er auf den Boden landete. Ich begann hysterisch zu lachen und er ärgerte sich mächtig darüber und versuchte sich wieder auf zu rappeln.

,,Alison?“

Wir beide schauten erschrocken auf.

,,Mom hier bin ich! Mom hier ist ein…!“ Der Junge hielt mir mein Mund zu. Dann umarmte er mich und versuchte mich dadurch ruhig zu halten. Ich zappelte und schlug um mich her.

,,Alison?“ Die Stimme meiner Mutter klang immer fremder und sie fiel in eine andere Richtung.

Der Junge öffnete seine Tasche und verabreichte mir eine seltsame, grünliche Mischung. Ich sah alles doppelt bis ich umkippte und alles um mich schwarz wurde.

,,Alison? Alison?“

Ich öffnete meine Augen. Ich lag auf dem Boden des Eingangsbereichs der Schule.

,,Alison? Was ist passiert?“ Sie half mir hoch. Ich versuchte mich zu erinnern, aber irgendwie konnte ich mich nur noch an das Zeug erinnern, das man mir verabreicht hatte. Mir war übel und schwindelig.

,,Musst du ins Krankenhaus? Kind antworte mir doch!“

,,Nein. Alles bestens.“ Ich fasste mir an den Kopf, weil es schmerzte und war mir dessen bewusst, dass ich fast umgekommen wäre, nur um ein Bio-Buch-Dieb zu stoppen.

Spellbound- Burning ForestWo Geschichten leben. Entdecke jetzt