Kapitel 6

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Kapitel 6

Es war kalt und der Schnee bohrte wie Pfeile meine Haut durch. Es war grauenvoll und mir tat alles weh. Ich konnte mich nicht zurückhalten und beschloss am nächsten Morgen aufzubrechen und diesen Narren Hunter zu finden. Er war seit Stunden nicht Online und das bereitete mir sorgen, obwohl ich ihn nicht kannte und er ein Bio-Buch gestohlen hatte. Mit gesenktem Kopf ging ich den Weg entlang, den wir vor einigen Tagen gegangen waren und ich fühlte irgendeine Aufregung in mir wachsen. Ich hatte den Verbandkasten dabei. Ich wusste nicht weshalb. Dann war ich an der Grube angekommen. Sie war zugefroren und ich schaute mich neugierig um. Wo könnte er sein? Ich legte mein Zeug ab und schaute tiefer in die Grube hinein. Es brannte tatsächlich ein Licht. Ich holte tief Luft ein und kletterte langsam hinein. Ich roch getoastetes Brot und Kaffee. Was zur Hölle ist da? Dann hörte ich ein Pfeifen.

,,Hunter?“ flüsterte ich leise und lief trotzdem weiter. Die Grube war ungefähr zwei Meter tief unter der Erde und die Höhe war ungefähr 1,90m. Die Länge konnte ich nicht abschätzen. Sie kam mir unendlich lang vor. Dann sah ich einen halbnackten Jungen neben einem Wasserkocher stehen. Er hat ein Handtuch um seine Hüfte gewickelt und pfeift fröhlich vor sich hin.

,,Hunter?“ fragte ich lauter und der Junge erschreckte und lies seine Tasse Kaffee fallen. Er drehte sich zu mir.

,,Alison? Was willst du denn hier?“ fragte er mich und legte sich einen Pullover schnell über. Die Höhle war warm. Beinahe schon heiß. Ich legte mein Rucksack ab und schaute mich um.

,,Lebst du hier jetzt oder was?“ fragte ich und war begeistert wie er alles eingerichtet hatte. Wasserkocher, Toaster und ein Schlafsack lagen auf dem Boden. An der Decke hing eine Öllampe.

,,Ja. Für die Untersuchung muss ich hier bleiben. Das Equipment ist schwer und deshalb lass ich das ganze Zeug gleich hier.“ Eine Frage blieb offen. Was heißt nur eine Frage. Tausende Fragen: ,,Wie hast du dich geduscht? Hast du hier etwa ein Dusche installiert?“ Er lachte und sammelte die Tasse wieder vom Boden und wischte den Boden wieder sauber.

,,Nein. Wenn du die Grube weiter durchläufst, tauchst du in einem Baumstamm auf. Wenn du sie hinaus kletterst siehst du einen See. Er ist warm und angenehm, obwohl wir Dezember haben.“

Ich setzte mich auf seinen Schlafsack. Musste mich erst Mal beruhigen.

,,Und hinter was bist du jetzt her?“ fragte ich.

,,Hinter den Dryaden und den Oreaden. Hinter den Najaden und dem Mythos.“

,,Ich dachte du… Meinst du…Ich…“ Ich wusste einfach nicht was ich dazu sagen könnte. Das alles kam wir vor wie in einem Film. So was ist doch unmöglich. Solch Geister und das Ganze.

,,Warum bist du eigentlich hier? Was willst du?“ fragte er, nachdem er mich eine ganze Weile beim Nachdenken angestarrt hatte.

,,Ich will mich davon selbst überzeugen das solche Dinge nicht existieren. Als kleines Mädchen hatte ich an Elfen geglaubt und das hatte sich als Märchen erwiesen und diesmal werde ich dich davon überzeugen, dass das alles Schwachsinn ist.“

Er setzte sich mir gegenüber.

,,Das existiert. Ich und auch du hast es mit eigenen Augen gesehen. Diese Äste waren Dryaden, die Baumnymphe. Sie haben uns aus irgendeinem Grund aus dem Wald geworfen. Sie haben uns geholfen. Uns für irgendetwas geschützt.“ Ich schüttelte meinen Kopf. ,,Du bist doch wahnsinnig!“ Ich stand auf. Ich war fest davon überzeugt, dass Hunter nur Irre war und sich das ganze ausgedacht hatte.

,,Dann verpiss dich doch.“ Sagte er und klang todernst. Er stand auf und trocknete seine Haare. Er schaute wütend aus.

,,So hatte ich es nicht gemeint. Aber hör dich reden. Hört sich das nicht verrückt an? Wir leben in der echten Welt, nicht in irgendeinem Fantasy Film.“

,,Du musst mich nicht überzeugen oder so. Was willst du? Geh doch einfach.“ Sagte er. Alison trete halt auf seinen Gefühlen herum! Ich stand auf und wanderte tiefer in die Länge der Höhle. Er ließ mich gehen. Ich lief immer weiter. Es wurde immer kälter. Ich fühlte einen starken Druck auf meiner Brust. Dann sah ich ein Licht. Ich kletterte wieder hinaus und tatsächlich war ich in einem Baumstamm. Ich kroch durch das Loch und stand im bitter, kalten Wald.

Schnee lag auf dem Boden und die Gegend sah düster und leer aus. Wie Hunter beschrieben hatte war ein See neben dem Baumstamm. Es dampfte und blubbert. Ich lief weiter den Fluss entlang. Bis jetzt erschien alles gewöhnlich. Das erschreckende ist aber, es war still. Unerträglich Still. Nicht mal das Rauschen der Bäume oder fließen der Flüsse hörte man. Plötzlich bewegte sich ein Baum neben mir und ich konnte ein kichern hören. Ich drehte mich um, aber konnte nichts sehen. Es konnte nicht Hunter sein. Es war das Kichern von einem kleinen  Mädchen. Dann sah ich ein grünleuchtendes Auge mich ansehen zwischen den Ästen und ich schrie. Ich fiel auf den Boden und kreischte immer weiter. Das Auge war verschwunden.

Hunter rannte auf mich zu und stürzte sich über mich.

,,Was ist passiert?“ fragte er mich besorgt und betastete meinen Körper.

,,Da war ein Kichern und dann sah ich ein Auge. Ein grün leuchtendes Auge.“ Ich war geschockt über das Grinsen das Hunter gerade gemacht hatte. ,,Dryaden.“ Sagte er wieder und ich wurde ein wenig wütend.

,,Und kreisch nicht so dumm rum! Das macht ihnen Angst!“ sagte er und schaute sich um, in der Hoffnung er würde das Auge finden. Er öffnete seine Hosentasche und legte eine Dose Limonade auf den Boden. Dann setzte er sich neben mir und wir betrachteten stumm die Dose.

,,Was soll das jetzt werden?“ fragte ich.

,,Dryaden lieben süße Sachen. Ich will die Limonade als Köder benutzen.“ Ich nickte nur und wartete gespannt. Es vergingen Minuten und mir wurde langsam kalt auf dem kalten Boden.

Hunter bemerkte dies und sagte:,, Los lass uns rein gehen und du gehst wieder nach Hause.“ Sagte er wie ein Vater. Ich nickte. Wir standen auf und liefen auf den Baumstamm zu. Dann hörten wir jemanden hinter uns laufen. Schnell drehten wir uns um und ich traute meinen eigenen Augen nicht. Hunter grinste nur über beiden Ohren hinaus. Ein kleines Mädchen hielt die Dose in der Hand und starrte uns an. Es war kein normales Mädchen. Es war recht klein und hatte strahlend grüne Augen. Ihre schwarzen Haare gingen bis zu ihren Knien und waren mit Perlen und Federn geschmückt. Ihre Ohren sahen aus wie Elfenohren und ihre Eckzähne wie die von einem Vampir. Sie trug eine arte Tunika und aus Baumrinde verarbeitete Armbänder schmückten ihr Halsbereich und ihre Fußgelenke. Auch in dieser Kälte lief sie Barfuß. Sie starrte uns nur an. Hunter ging langsam und vorsichtig auf sie zu.

,,Hallo.“ Sagte er und klang aufgeregt. Das kleine Mädchen starrte ihn weiterhin nur Stumm an.

,,Dryaden Mädchen gibt es noch mehr von deiner Sorte?“ fragte er sie dann. Sie nickte nur. Sie schien unsere Sprache zu verstehen. Hunter drehte sich zu mir und grinste Siegessicher. Es gab diese Dryaden also wirklich. Das Mädchen starrte mich an und ich hatte unheimliche Angst vor ihr.  Dann lief sie zwischen den Bäumen und rannte los und sie verschwand.

Spellbound- Burning ForestWo Geschichten leben. Entdecke jetzt