21.Kapitel

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Ich beobachte das Mädchen und versuche abzuschätzen, ob sie mir helfen kann. Sie kommt routiniert durch das Wohnzimmer auf mich zu und beginnt meine Knoten zu lösen. Nach wenigen Sekunden sind sie offen. In meinem Kopf hat sich während dieser Prozedur ein Fluchtplan entwickelt, der die Angst vor dem Puppenmacher in den Schatten stellt. Ich hoffe sie hilft mir dabei.

„ Hey du! Wie lange bist du schon hier? Möchtest du auch raus?" Sie scheint meine Fragen gewollt zu überhören. Ich tippe sie an und frage sie nochmals. Diesmal antwortete sie völlig überzeugt:" Lange genug um zu wissen, dass es hier drinnen sicher für uns ist. Er passt auf uns auf und du musst keine Angst haben. Bald wirst du genauso denken. Glaub mir!" Sie spricht das so locker aus, als habe sie diesen Satz einstudiert um andere zu beruhigen.„ Nein glaube mir zusammen kommen wir hier raus! Vermisst du denn nicht deine Familie, Freunde, deinen Freund oder einfach dein normales, freies Leben! Kennst du Smartwatches oder Hoverboards? Das Teil mit dem man ohne Lenkrad und Steuerung fahren kann? Wie lange bist du schon hier? Wir könnten es hier gemeinsam raus schaffen! Er ist weg und du kannst mir wirklich vertrauen." Versuche ich sie zu überzeugen. „Smartwatches? Was ist das? Ja, ich hatte ein kleines Katzenbaby mit dem Namen Stella. Sie ist weiß und hat rötliche Tupfer. Ich habe sie erst gestern gefüttert. Die Kleine ist immer so gierig." Erzählt sie Gedanken verloren. „ Aber Morgen sehe ich sie bestimmt wieder! Oder war das gar nicht gestern? Gestern war ich doch die ganze Zeit in diesem stinkenden Zimmer! Genauso wie die Tage davor. Warte das ist schon lange her. Ach ich vermisse sie und meine Eltern so schrecklich. Ich muss hier raus. Bitte was soll ich tun?" Sie hat angefangen zu weinen, doch plötzlich redet sie wieder wie am Anfang. Als ob nicht nur eine Person in diesem Körper spricht. „ Hier ist es sicher du kannst mir vertrauen. Bald hat unser Retter Geburtstag. Wir sollten ihm was schenken! Was hältst du davon? Aber erstmal bringen wir dich in dein tolles Zimmer oder?" Das Mädchen erscheint mir wie eine völlig andere Person. Retter? Meinte sie etwa Ihn damit? „Retter? Wer ist denn unser Retter?" „Natürlich er wer sonst? Er rettete uns aus diesem schlimmen Umfeld von Menschen die uns nur schaden wollten! Er behandelt uns hier wie Prinzessinnen! Wir können frei leben!" Erzählt sie voller Freude, doch keins der gesagten Worte kann ich ernst nehmen. Ich hoffe sie kann mir trotz ihrer Zwiespältigkeit helfen.

Wie ändert man die Meinung eines Menschen oder entlockt ihm eine andere Seite? Meistens passiert so etwas durch starke Gefühle wie Trauer oder Wut. In Gedanken versunken stolpere ich plötzlich, kann mich nicht mehr halten und falle auf den Teppichboden. „Alles ok? Oje wir müssen ein bisschen mehr auf dich aufpassen. Wir wollen doch nicht deinen schönen Körper verletzen! Das würde unseren Retter nicht erfreuen." Ich rappele mich schnell auf. Ihre Sätze erschrecken mich. Dass sie so hinter ihm steht, obwohl er sie selbst und weitere Mädchen misshandelt hat. Ich bin für einen kurzen Moment sprachlos und folge ihr so durch den Raum. Wir sind fast an dem schwarzen Vorhang angelangt und ich weiß, wenn ich durch diesen Vorhang trete, sind meine Chancen auf Freiheit erstmals verstrichen.

Also muss ich nun handeln. Ich falle erneut hin. Das verrückte Mädchen wendet sich sofort um und hilft mir auf. Ich beginne zu weinen und bringe schluchzend heraus:" Mein Bein, es tut so weh! Ich kann nicht gehen, es schmerzt so sehr. Bitte hilf mir doch! Gibt es hier einen Arzt?" „ Nein, gibt es nicht er kümmert sich immer um all unsere Verletzungen du Dummerchen! Was soll ich denn jetzt machen? Er wird mich hassen, wenn wegen mir eine andere Puppe verletzt ist. Du bist alles schuld! Du blöd Kuh fällst über deine eigenen Füße. Jetzt werde ich wegen dir eine Strafe bekommen!"

Das ist sie, die zerstörerische Wut, es war leichter als ich dachte. „ Ja und warum bekommst du eine Strafe? Weil du hier gefangen bist und ihm wie eine Sklavin gehorchst. Also bring uns in die Freiheit und dir passiert nie wieder etwas. Du wirst Stella endlich wieder sehen." „Stella die Kleine. Ich weiß noch einmal ist sie in meine Kapuze geklettert um mit nach draußen zu kommen. Letztendlich war es ihr zu kalt und sie versuchte zu mauzen. Ach ich vermisse sie so sehr. Ihr weiches Fell und diese unendliche Liebe, die immer von ihr ausging." Das Mädchen stand starr und war vollkommen in die verdrängten Erinnerungen an ihr früheres Leben eingetaucht. Doch dann redete sie und dass, was sie sagte brachte mein Herz dazu schneller zu schlagen:„ Okay ich helfe dir! Wir können das schaffen, ich kenne den Weg hier raus. Vertrau mir! Geh am besten schnell zu diesem Schlüsselkasten im Flur und hol den Schlüssel mit dem Bildanhänger! Los!"

Der Club der Toten MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt