19. Kapitel

77 12 2
                                    

Hey,

endlich wieder ein neues Kapitel! Viel Spaß beim Lesen.

Tessa

Nun sitze ich wieder in meiner Zelle. Froh über meine Pläne und Familie nachdenken zu können. Meine Familie! Hoffentlich geht es ihr gut. Wie kann ich weiter meinen Plan fortführen? Soll ich aufdringlich oder einfach nur freundlich sein? Reicht bei ihm Freundlichkeit? Wer solche Dinge macht muss eine dicke emotionale Mauer um sich haben. Beginnen wir mit stetiger Freundlichkeit.

Da er immer noch nicht da ist,  lege ich mich erst einmal hin und versuche zu schlafen. Schlafen ist in letzter Zeit meine größte Freizeitbeschäftigung. Doch wie gerne würde ich durch die Felder rennen, zwischen meinen Fingern das Korn spüren und durch meine Haare den Wind wehen lassen. Ich würde so lange laufen bis die Wege enden und meine Füße schmerzen. Die verschiedenen Wege, wo sie auch immer hin führen werden, welches Leben ich auch leben werde, ich würde frei sein. Mit diesen schönen, aber auch schmerzenden Gedanken lasse ich mich in den Schlaf fallen. Meine Augen schließen sich und die Augen der Puppe tauchen auf.

Als erstes höre ich einen schmerzerfüllten Schrei. Er erschüttert mein Herz. Neben den Augen der Puppe sehe ich jetzt auch ihr ganzes Gesicht, den weit aufgerissenen Mund und die tiefen Falte. Blut! Blut! Es ist überall! Plötzlich läuft es aus dem Mund, aus den Augen und zu letzt färben sich die Haare rot. Blutrot. Immer mehr Blut, das ihren dünnen, weißen Hals hinunter rinnt. Das Gesicht läuft rot an, da die Haare sich immer fester, um die Luftröhre wickeln. Die Puppe beginnt zu zittern. Ihrem Mund entweicht ein letzter grauenvoller Schrei. Dieser Schrei geht mir durch Mark und Bein. Die Puppe sackt zusammen. Ohne irgendetwas zu prüfen, weiß ich, dass ich sie wieder verloren habe. Doch diesmal war es anders und doch ähnlich. Diesmal sah ich es. Ich hörte es, doch ich konnte absolut nichts tun. Ich fühlte mich wie ein Zuschauer im Kino. Die Geräusche und das ganze Geschehen haben mich mit Angst erfüllt. Doch ich konnte nicht helfen nur zusehen, wie ein junges, nicht ganz fehlerfreies Mädchen starb.

Ich wache auf und schreie. Die Angst übermannt meinen Körper und ich beginne unbewusst zu zittern, salzige Tränen laufen über meine Wangen. Ich habe die Kontrolle über meinen Körper verloren. Schnappatmung setzt ein. Die Luft füllt meine Lungen nicht mehr und ich weiß, wenn ich jetzt die Kontrolle verliere, werde ich hyperventilieren und in Ohnmacht fallen. 

Ich brauche die Kontrolle, die Oberhand über meine Gefühle und vor allem über  meinen Körper. Wie erlange ich sie zurück? Während ich darüber nachdenke, verlassen weitere Schluchzer meine Kehle und ich muss einem heftigen Krampf Stand halten. Der Krampf zehrt Kraft, aber zum Glück beruhigt er meinen geistigen Zustand und langsam ebben meine salzigen Tränen und das Zittern ab.

Kurz davor erneut das Bewusstsein zu verlieren, höre ich Schritte vor meiner Tür. Meinem Plan folgend ziert nun  ein Lächeln mein Gesicht, doch es ist kein Echtes. Wie sollte es das auch sein? Die Tür öffnet sich und ich sehe sein Gesicht, das mich schäbig angrinst. Er schaut sich kurz um und sein Blick bleibt am leeren Teller hängen. Er klatscht in die Hände und lobt mich für's Essen. Daraufhin lächele ich ihn dankbar an, obwohl ich lieber die Augen verdrehen würde. Naja, ich kenne meine Ziele also nur Mut! Mein weiches Lächeln scheint ihn zu verwirren und macht ihn sauer. Er kommt auf mich zu, hebt seine Hand und platziert einen heftigen Schlag auf meine rechte Wange. Mein Kopf fliegt zur Seite und meine Wange brennt wie Feuer. Ich hechle um meine Gefühle zu kontrollieren und zu weinen. Es werden vermutlich noch viel schlimmere Dinge passieren. Aber ich reiße mich zusammen, ich will lebendig hier raus kommen!

Ich nehme einen neutralen Gesichtsausdruck an und stehe auf um mich in seine Richtung zu bewegen. Doch das Gehen fällt schwer, da meine beiden Beine eingeschlafen sind und nun von einem unangenehmen Kribbeln befallen werden. Trotzdem gehe ich weiter und schaffe es dieses unangenehme  Kribbeln abzuschütteln. Jetzt stehe ich genau vor ihm. Er nimmt meine Hand in seine und führt mich zur Tür. Ich gucke auf unsere Hände und lächele, obwohl ich ihm meine Hand in diesem Moment lieber entziehen und sie an meiner Hose abstreifen würde. Seine Berührung ekelt mich an.

STOP! Ich habe eine Hose und ein Pulli an? Als letztes trug ich ein Kleid! Hat er mich angefasst und mir dabei das Kleid ausgezogen? Allein die Vorstellung  versetzt mich in Panik. Die Blut beschmierten und gewalttätigen Hände an meinem Körper, mein Kleid ausziehend verursachen in mir einen Würgreflex. Ich ziehe  meine Hand aus der des Puppenmachers. Er schaut mich verwundert und gereizt an, doch ich konzentriere mich nun wieder nur auf meinen Atem, was mich beruhigt. Diesmal dreht sich meine Welt nicht verursacht durch Schwindel. Sie dreht sich gar nicht! Ich bin einfach nur hier und versuche die Gedanken an den Ekel zu vergessen. Vergessen: Schnell weiter und weiter, damit ich irgendwann wieder das Leben spüre. Das echte Leben weit weg von allem hier.

Ich raffe mich auf, umfasse seine "Blut befleckte" Hand und hoffe, dass ich meine Gefühle schnell wieder in den Griff bekomme, bis ich erneut alleine bin. Diese Gefühle machen mich hier nur schwach und wehrlos. Mit dieser Bitte an mich selbst, nicke ich dem Puppenmacher lächelnd zu. Wir gehen weiter. Er hält meine Hand fest umschlungen und öffnet nun die Tür meines schrecklichen Gefängnisses. Sie knarzt. Ich folge ihm.

Was wird diesmal passieren? Wieder ein Umstyling ? Oder bekomme ich erneut seine gewalttätige und schreckliche Seite zu spüren. Warum Seite?  Er ist durch und durch narzisstisch und brutal. Ein richtiger Psychopath! Mit jedem Schritt den ich mich der nächsten geschlossenen Tür nähere, verabschiede ich mich mehr und mehr von meinen Gefühlen. Ich folge ihm, natürlich lächelnd und trotzdem gefühlstod. Mein Kopf ist leer, die Gedanken wie fort geblasen. Ich gehe weiter und fühle mich wie eine Leiche ohne jegliche Gefühle. Wieder öffnet sich eine Tür und wir gehen eine schmutzige Treppe hoch. Wir müssten jetzt eine Etage höher sein. Ich bin stolz auf mich, dass ich dies überhaupt registriert habe.

Eine weitere Tür geht auf und kaum zu glauben, ich sehe einen sauberen, wohl riechenden und hell beleuchteten Flur. Nachdem ich durch die Tür getreten bin, nehme ich die Umgebung wahr. Neben mir ist ein Waschbecken befestigt und darunter stehen moosgrüne Gummistiefel. Diese sind ebenfalls sauber. Ich folge ihm weiter. Er zieht einen einzigen Schlüssel aus der Tasche. Dieser verschwindet im bronzefarbenen Schloss. Kein Quietschen oder Ähnliches. Die Tür geht geräuschlos auf und was hinter ihr verborgen ist überrascht mich. Ein Haus wie jedes anderes!

Nirgendwo ein Zeichen der Mädchen oder gar eine Leiche von ihnen. Stattdessen sehe ich ein Schlüsselbrett aus Holz. Warum ich genau auf das Schlüsselbrett aufmerksam werde, weiß ich nicht, doch es überrascht mich, weil es so normal ist. Erst jetzt realisiere ich, dass ich wie eine verrückte auf dieses gewöhnliche  Schlüsselbrett schaue.  Schnell wende ich  mein Blick wieder ab und sehe das Er schon weiter gegangen ist. Ich folge ihm und sehe, wie er durch einen schwarzen Vorhang verschwindet. Dieser streift nun auch die Seiten meines Körpers. Ich lasse ihn schnell hinter mir und erkunde den neuen Raum sorgfältig mit meinen Augen.

Wieder nichts! Nur ein Fernseher, eine riesige Couch und ein Sessel. Alles sieht sehr gemütlich aus. Er lächelt mich an und deutet auf den freien Sessel neben ihm. Was ist los? Warum ist er nett? Eine Falle? Ich lasse mich auf darauf ein und setze mich. Der Sessel ist sehr gemütlich und gut gepolstert. Doch was sind das für Klappen neben dem Kopfende? 

Ich versuche an sie ran zu kommen, doch Er schlägt auf meine Hände. Was ist das? Bevor ich  mir darüber weiter Gedanken machen kann, springt der Puppenmacher auf. Er öffnet die Klappen und holt Stricke heraus. Ich versuche erst gar nicht mich zu wehren. Ich lasse die Tortour über mich ergehen. Würde ich mich wehren,  würden die  unterdrückten Gefühle aufblühen und Hoffnungslosigkeit mich vereinnahmen. Ich starre auf den Fernseher und konzentriere mich nicht auf den Schmerz der meine Arme erfüllt. Die Stricke pressen mir das Blut ab. Jetzt sitze ich hier, meine Augen sind auf den Fernseher fokussiert und in meinem Sichtfeld taucht der Puppenmacher auf. Er lächelt mich an, doch diesmal nicht freundlich sondern wie ein Psychopath. Gruselig! Doch STOP keine Gefühle! Worte verlassen seine lächelnden Mund:" Ist es gemütlich? Ich hab dich extra angeschnallt, damit du die Show auch in ganzen Zügen genießen kannst, ohne fliehen zu wollen. Aber sowas tust du doch nicht meine brave Puppe. Deshalb Licht aus und genieße die Show!"

Der Club der Toten MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt