23.Kapitel

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Seine Arme verlieren an Kraft und ich schaffe es mich zu befreien. Ich schaue mich um. Warum waren seine Arme so kraftlos? Und dann entdecke ich Josephine. Sie hat mein Werk vollendet. Die Spritze steckt in Carsons Oberarm.

Carson ist jedoch noch nicht vollständig betäubt. Er greift nach mir. Ich drehe mich um und schnappe schnell den abgemagerten Arm von Josephine. Später werde ich mich bei ihr bedanken. Sie hätte einfach ohne mich in die Freiheit flüchten können. Ich ziehe Josephine hinter mir her und beginne zu rennen, doch sie hält mich zurück. Ich drehe mich um und entdecke, dass Carson an ihrem anderen Arm zerrt. Wir ziehen beide stark an ihren Armen wie an einem Tau. „Carson lass sie los! Lass uns gehen!" „Niemals! Wenn ihr es schafft zu entkommen, bin ich auf jeden Fall tot!" brüllt er aggressiv. Wir ziehen weiter und der Schmerz, der von Josephines leidendem und schwachen Körper ausgeht, ist fast spürbar. Carson beginnt immer stärker zu ziehen und gewinnt somit die Oberhand. Trotzdem ziehe ich weiter, ich werde sie nicht aufgeben! Doch ich ahne, dass ich bereits verloren habe. Josephine schaut mich verängstigt und schmerzerfüllt an. Sie bemerkt meinen niedergeschlagenen Gesichtsausdruck und beginnt zu zweifeln. Ihr Blick wandert zum Himmel. Ängstlich flüstert sie ein paar Worte. Plötzlich entzieht sie mir ihren Arm und fällt auf Carson. „Lauf finde deine Familie. Sag meiner, dass ich sie liebe und sie mein einziger Hoffnungsschimmer in diesem großen, nie endenden Albtraum ist!" Über meine Wangen rinnen Tränen, von denen ich dachte, sie seien versiegt. Ich rufe ihr zu und versuche in meine Stimme all meinen Dank und meine Hoffnung hineinzulegen: „„Du wirst es ihnen selber sagen können, wenn ich mit Hilfe zurückkehre!" Und ich renne und lasse die selbstloste und tapferste Person zurück, die ich je kennen lernen durfte.

Josephine! Ein Mädchen mit gespaltener Persönlichkeit, die mich aus dieser Hölle befreit hat und bereit ist, ihr Leben für mich zugeben. Für mich! Für meine Zukunft und meine Träume ohne den beängstigenden Einfluss von Carson oder dem Puppenmacher. Kein Schmerz mehr. Keine Bestrafungen. Keine Angst vor der Dunkelheit. Keine Vergangenheit. Nur noch meine Zukunft, die ich selbst bestimmen und formen kann. Ich werde wieder zu meiner Familie zurückkehren und einfach leben können. Freiheit. Diese Freiheit wird grenzenlos und von den schönsten Farben geprägt sein, die die Welt zu bieten hat.

Ein überraschender Knall reißt mich aus meinen Gedanken. Während ich weiter über den Waldboden haste, sehe ich wie Josephine das Tor zuschlägt. Sie steht auf dem Hof mit Carson. Auf dem Hof mit den piksenden Kieselsteinen, der den Anfang und das Ende der Freiheit symbolisiert.

Ich renne so schnell ich kann, bis meine Lungen versagen und meine Füße von unglaublichen Schmerzen gequält werden, um mich abzulenken. Denn wenn ich es nicht tue, rennen meine Füße zurück zu Josephine und ich würde versuchen, den Helden zu spielen in dieser so aussichtlosen Situation. Versuchen selbstlos und tapfer zu sein, doch ich weiß, dass ich dadurch niemanden retten könnte.

Somit renne ich weiter und weiter. Die Farben der Bäume vermischen sich. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, doch ich weiß, dass meine Füße schmerzen und meine Umgebung sich dreht. So, als ob ich auf einem Schiff wäre, das sich mitten im wilden und aufbrausendem Meer befindet. Ich stütze mich auf meine Knie und versuche meinen unregelmäßigen Atem zu beruhigen. Doch die schnelle Atmung lässt sich nicht kontrollieren und mir wird immer schwindeliger. Ich konzentriere mich auf meine roten und aufgeschürften Füße, die mich von der einzigen Straße in diesem Wald fortgetragen haben. Vollkommen entkräftet sinke ich auf weiches Moos. Ich will mich noch umsehen, doch mein Körper macht das nicht mehr mit. Ich falle um und schließe meine Augen. Mein letzter Gedanke bevor ich in Ohnmacht falle ist Sicherheit. Ich bin in Sicherheit. Weg von dem Puppenmacher und seinem treuen Helfer Carson.

Der Club der Toten MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt