Der Club der Toten Mädchen

20.Kapitel

Er geht zum Fernseher und drückt auf einen Knopf. Daraufhin erscheint an der Wand neben dem Fernseher das Zahlenfeld eines Safes. Kurz schaut er mich an, versperrt dann aber die Sicht auf die Zahlen mit seinem Rücken. Ich höre vier kurze Töne und der Safe öffnet sich. Sein Arm verschwindet im Safe und kommt mit einer CD wieder heraus. Diese befindet sich in einer schlichten Papierverpackung. Sie wird in einen DVD-Player geschoben und das Licht geht automatisch aus. Was erwartet mich jetzt? Was für eine Show?

Das DVD-Menü öffnet sich. Der Puppenmacher schaltet auf die Kapitelauswahl. 1. Sophia 2.Katharina,usw. Es folgen jede Menge weiterer Mädchennamen. Was ist das für ein Film? Ist es das was ich denke? Plötzlich entdecke ich auch Lins Namen. Lin? Was sind das für Aufnahmen?

„Ich dachte, du würdest gerne deine große Schwester sehen. Die Kleine ist echt frech und mir sogar ausgebüchst. Aber auch sie werde ich noch beherrschen genau wie dich!" Der Bildschirm wird kurz schwarz, doch dann erscheint das gequälte Gesicht meiner Schwester. Ich kneife schnell meine Augen zu, damit ich dieses schmerzverzerrte Mimik nicht sehen muss. Doch Er scheint es anders zu wollen. „ KIMBERLY! Öffne deine Augen!", seine Stimme ist zum Zerreißen angespannt. „Jetzt!" , knirscht er zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Was ist mir wichtiger mein Plan oder mein zukünftiger geistiger Zustand? Letzterer wird nach diesem Video wahrscheinlich noch tiefer angegriffen sein. Meine kurze Überlegung wertet er offenbar als Verweigerung. Ich merke, wie ein spitzer Gegenstand leicht in die Innenseiten meiner Oberschenkel sticht. Sofort reiße ich die Augen auf. Dieses spitze, schmerzende Etwas entpuppt sich als Jagdmesser. Ich bin sauer auf mich und vor allem auf mein undiszipliniertes Verhalten. Doch das hilft mir nicht! Das Messer wandert weiter über meinen Oberschenkel und nun auch über den Unterschenkel. Plötzlich hört es auf und ich atme erleichtert aus.

„Ach Kleine, nun wird da, wo die Strumpfhosennaht entlang geht, für immer eine schöne Spur bleiben. Ich und jeder andere wird wissen, wie nah ich dir war." Verschmitzt lächelnd dreht er sich um und widmet sich der Fernbedienung. Obwohl sein Blick auf den Fernseher gerichtet ist, merke ich, dass er mich beobachtet. Ich traue mich nicht die Augen erneut zu schließen. Der Schmerz und vor allem der Ekel vor der intimen Berührung des Puppenmachers droht mich zu überwältigen.

Die Aufnahme „ taut" wieder auf und zeigt erneut das von Schmerz und Hass geprägte Gesicht meiner Schwester. Die Kameraperspektive ändert sich und man kann sehen, dass Lin auf einen robusten Holz Stuhl geschnallt wird. In der rechten Bild Ecke erkenne ich die Uhrzeit , was mir jedoch nebensächlich erscheint. Das Bild wird geschwenkt und eine menschengroße Box erscheint. Meine Schwester sitzt genau davor. Die Kamera wird auf eine Tür gerichtet und plötzlich betritt ein weiteres Mädchen das Zimmer. Das Gesicht des Mädchens ist nicht zu erkennen, da ihr Blick starr auf den Boden gerichtet ist. Lin lenkt mich von diesem Anblick ab, da sie versucht mit dem Mädchen Kontakt aufzunehmen. Ich glaube auch Worte der Entschuldigung aus den Geräuschen heraus zu hören. Das mir unbekannte Mädchen richtet ihren Blick nur kurz auf Lin und schüttelt sofort den Kopf. Sie versucht rückwärts zu gehen, doch Er lässt es nicht zu, treibt sie mit einem Elektroschocker in die entgegen gesetzte Richtung. Beide Mädchen werden durch strenge Blicke des Puppenmachers kontrolliert. Ihr Verhalten zeigt Wehmut. Doch es zeigt nicht nur Wehmut, sondern vor allem pure, nackte Angst, die die Mädchen beeinflusst. Die Fremde bewegt sich wie eine unterworfene Sklavin und schaut nur kurz in die Kamera. Was ist das? Sie ist mir keinesfalls fremd. Ich schaue schnell zum Puppenmacher in der Hoffnung, dass er mir ihre Geschichte ebenso erzählen wird wie die blutigen anderen.

Er scheint meinen Blick zu spüren, denn er wendet sich sofort zu mir. „ Ist etwas? Oder sonnst du dich nur im Anblick meiner Vollkommenheit, so wie bei unserem ersten Treffen? Aber nein, wahrscheinlich handelt es sich nur um einen erbärmlicher Versuch von dir, das Video nicht anschauen zu müssen. Doch das wirst du, Kleine! Es geht kein Weg daran vorbei." beschließt er im Befehlston. Sein selbstverliebtes Ego regt mich auf. Doch dass ich ihn hübsch fand, hat er bevor er mich entführte, deutlich bemerkt. Aber seinen abbartigen Charakter wird seine Schönheit niemals ausgleichen können.