18. Kapitel

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"Ach Schätzchen verkrampfe Dich doch nicht schon jetzt. Das war erst der Anfang! Ich schätze, du wirst noch zwei weitere Schnitte bis zur Ohnmacht aushalten.", meinte er leicht genervt. Darauf verdrehe ich nur die Augen.

Er wechselt das Messer. Nun hält er ein Küchenmesser in der Hand. Mit einem solchen habe ich mich als kleines Mädchen in den Finger geschnitten. Es blutete so stark, dass ich meine Mutter rief, die mich tröstete. Doch jetzt wird mich keiner trösten.

Er steht vor mir und streckt seine gebräunte Hand in meine Richtung. Das Messer ritzt in meine aufgeschnittene Haut. Der Schnitt muss sehr tief sein, denn meine Wange brennt wie Feuer und der Schmerz ist kaum noch zu ertragen. Er setzt an der anderen Wange an. Ich schreie und mir wird schwindelig. Im Affekt schlage ich seine Hand weg. Hierüber lächelt er nur müde und macht weiter.

Ich fühle mich als ob einzelne Hautfetzen von meinem Gesicht fallen. Er schneidet weiter und weiter, tiefer und tiefer. Es fühlt sich an, als wenn das ganze Messer unter meinen Wangenknochen verschwindet. Der Schmerz raubt mir die Sinne. Ich schreie wie ein Tier. Alle Luft entweicht meinen Lungen. Brennende Tränen laufen durch die Schnitte auf meinen Wangen. Ich durchlebe die Hölle. Nur der abgrundtiefe Schmerz hält mich im Hier-und-Jetzt fest.

Erneut setzt er das Messer an. Langsam wird es am Rand meines Sichtfeldes dunkel. Mein Körper erschlafft.Ich falle nach hinten und schaue noch einmal in sein wirres Gesicht. Mit einem schauderhaften Grinsen in den Mundwinkeln begebe ich mich in die dunkelen Arme der wohltuenden Ohnmacht. Das Letzte was ich höre ist ein Name. "Carson", der Name eines Jungen. Ich sollte mir diesen seltenen Jungennamen merken, ist das letzte was ich denken kann.

Langsam erwache ich. Mein Körper ist noch nicht bereit dazu. Also bin ich noch kurze Zeit in Sicherheit. Meine Gedanken schweifen zu den letzten Sekunden vor meiner Ohnmacht. Carson! Kenne ich ihn? Wie alt ist er? Warum hat der Puppenmacher ihn gerufen? Sollte Carson kommen?

Lag ein Lächeln in seiner Stimme? Rief er Carson damit dieser sich an meiner Schwäche ergötzen sollte? Lediglich eines war mir klar, keine dieser Fragen konnte ich beantworten. Doch entweder war Carson mein Ticket in die Freiheit oder nur eine weitere Fessel, die mich hier gefangen halten sollte.

Freiheit, wie ich meine Freiheit vermisse! Tage oder Wochen seit wann bin ich hier? Wie viel Zeit ist vergangen? Warum findet mich meine Familie und die Polizei nicht? Will Elena unseren Plan jetzt alleine durchziehen? Kann mich Lin von hier retten? Werde ich hier jemals rauskommen? Werde ich überhaupt wieder ein normales Leben führen können? All diese Fragen und der Name Carson schlagen wie Hämmer auf mein Gehirn ein. Mein Kopf schmerzt so stark, dass ich erneut ohnmächtig werde.

Etwas Nasses weckt mich und bringt mich wieder in die schmerzvolle Welt des Puppenmachers zurück. Ich öffne die Augen und sehe ihn mit einem schwarzen Eimer in der Hand vor mir stehen. Er grinst. Ich sehe an mir hinunter. Meine Kleidung ist durchtränkt mit Blut und Wasser. Meine Gedanken wandern zu den Qualen und Verletzungen, die ich in den letzten Stunden durchlebt habe. Schnell fasse ich mir an die Wangen. Doch das hätte ich lieber lassen sollen. Sofort durchdringt mich der stechenden Schmerz. Ich beiße mir auf meine aufgeplatzten Lippen und ernte dafür ein zufriedenes Lächeln vom Puppenmacher.

"Da du dich für die Umstände gut gehalten hast, darfst du mir zur Belohnung eine Frage stellen, die ich dir beantworten werde. Dich interessieren doch bestimmt die dreckigen Details, wie ich dieses Mädchen umgebracht habe. Oder?" Fragt er mich in einer lockeren Stimme, danach lächelt er mich merkwürdig an.

Ähm eine Frage... ? Ich habe unendlich viele Fragen über alles hier oder wie man so etwas schreckliches Menschen antun kann,doch ich weiß das nur eine Frage über meine Lippen kommen darf. Diese Entscheidung zu treffen ist unglaublich schwer, doch ich schaffe es nach ein paar Minuten. Währenddessen ist Er genervt den Raum auf und ab gelaufen" Carson. Wer ist dieser Carson?" Auf diese Frage ist er nicht gefasst. Er verzieht wütend sein Gesicht und schreit mich an. "Woher hast du den Namen? Hast du mich etwa belauscht? Wenn ja, wird das gehörige Folgen für dich haben meine liebe Puppe!" Seine Worte schüchtern mich ein. Aber ich beantworte trotzdem seine Frage mit sehr unterwürfiger Stimme, da ich keine weitere Strafe wegen Respektlosigkeit erhalten möchte. "Bevor ich in Ohnmacht fiel, hörte ich als letztes diesen Namen."

Der Club der Toten MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt