Kapitel 10

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Meine Finger umklammerten den Hals und ich schloss die Augen. Meine Kraft verlief durch meinen Körper und der Engel sank stöhnend zu Boden. Als ich meine Augen wieder öffnete, funkelte ihm ein dunkles braun entgegen und ich grinste siegessicher.
Meine Freude hielt jedoch nicht lange an, denn ich spürte, wie sich mir jemand näherte. Ich wandte mich um und bevor der Engel mich angreifen konnte, hob ich die Hand und er stürzte nach hinten. Einige Meter schlitterte er über das kalte Gestein und ich hob ein weiteres Mal die Hand und er wurde gegen die Wand geschleudert.
»Ich denke, ich hab' gewonnen«, meinte ich grinsend.
Ein Händeklatschen erklang und ich wandte mich zu Zachariah um. »Wir können zur nächsten Phase übergehen.«
Innerlich verschwand mein Lächeln, doch äußerlich behielt ich es im Gesicht. »Klasse. Und wie lautet die?«
Er warf mir etwas zu und ich fing es auf. Es war ein Holzpflock und verwundert sah ich den Engel an.
»Was soll ich damit?«
»Damit wirst du jetzt kämpfen«, erklärte Zachariah.
Ich nickte. »Okay.«
Ich wollte mich gerade den beiden Engeln zuwenden, die ich zuvor außer Gefecht gesetzt hatte, zu widmen, doch da hielt mich der Engel zurück.
»Du bist den beiden zu überlegen. Wir brauchen einige neue Engel. Die sind zu ausgelaugt.«
Er schnipste mit dem Finger und es erschienen vier weitere.
»Lasst das Spiel beginnen.«
Zachariah trat zu Seite und ich stellte mich den vier neuen Engeln gegenüber. Hinter mir standen die anderen beiden und bevor sie mich angreifen konnten, stand ich hinter einem und hielt ihm den Holzpflock an die Kehle.
»Spiel gewonnen«, meinte ich lächelnd.
Zachariah klatschte ein weiteres Mal. »Sie ist ein Naturtalent, nicht?« Er schnipste wieder und die Engel verschwanden. »Im Betrügen auf jeden Fall.«
»Was?« Mein Lächeln war aus meinem Gesicht verschwunden und verwirrt starrte ich ihn an.
Zachariah streckte die Hand aus und ich sank keuchend auf die Knie.
»Hast du tatsächlich geglaubt, mich täuschen zu können? Einen Engel täuschen zu können?«, fragte er und trat langsam auf mich zu, ohne den Griff zu lockern. »Wir können Gedanken lesen, Träume manipulieren. Hat Castiel dir das nicht erzählt? Der so Menschen anhängliche Castiel. Hach, für einen Moment dachte ich, er würde zu dir stehen. Und du dachtest es auch.« Der Engel lachte. »Du bist so ein dummes, nutzloses Ding.«
Er blieb vor mir stehen und sah auf mich hinab.
»Deine dämonische Seite ist, wie ich bereits sagte, vollständig ausgeprägt. Du weigerst dich, deine himmlische anzuwenden.« Er lief an mir vorbei. Der Zauber ließ von mir ab, doch schmerzte weiterhin mein ganzer Körper. »Ich kann dich nicht zwingen ... oh, warte, kann ich doch.«
Wieder durchzog mich ein unheilvoller Schmerz und ich schrie auf.
»Du wirst nicht von hier fort gehen, bis ich es nicht erlaube - und ich erlaube es nur, wenn du endlich deine arrogante Maskerade fallen lässt.«
»Arrogant ...«, sagte ich unter einem Keuchen. »Wer ist hier arrogant?«
Zachariah stand plötzlich vor mir. Seine Hand schloss sich um meinen Hals und mit einem starken Griff drückte er zu.
»Pass auf, Kleines. Wenn du dich mir nicht fügst, werde ich alle deine Freunde umbringen.« Mit einem süffisanten Lächeln ließ er mich los und ich stürzte nach Luft ringend zu Boden.
»Sie werden nach mir suchen«, sagte ich, als ich wieder normal atmete, und richtete mich auf.
»Nein, das bezweifle ich.«
Ich kam wieder auf die Beine. »Ihr habt bei eurem Plan eine kleine Sache vergessen: Wenn Menschen verschwinden, die zufällig Freunde und Familie haben, die diesen Menschen lieben, dann suchen sie nach diesem.«
»Oh, Cat. Du liebe, arme Cat«, sagte Zachariah und hob tadelnd den Finger. »Niemand wird nach dir suchen, denn deine Freunde, oder deine Familie, werden denken, dass du tot bist - und das sehr, sehr bald.«
Entsetzt sah ich den Engel an und er grinste mich siegessicher an.
»Wir haben nichts bei unserem Plan vergessen, nur du hast bei deinem vergessen, dass es bei allem, was du tust, keinen Ausweg gibt.«
Flügelschlag erklang und Zachariah war verschwunden. Ich starrte noch auf die Stelle, wo er soeben gestanden hatte, doch nahm ich die Umgebung nicht wirklich wahr. Alles in meinem Innern schien zu zerbersten - meine Hoffnung, meine Sehnen nach Freiheit. Ich hatte nichts. Ich hatte niemanden, der mir helfen konnte. Es gab wirklich keinen Ausweg. Ich war gefangen, schon wieder oder immer noch, ich wusste es nicht.
Verzweiflung kam in mir auf. Verzweiflung und Leere. Ich konnte nicht fliehen und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Dean würde nicht nach mir suchen, niemand würde nach mir suchen. Ich war auf mich allein gestellt, doch was ich auch tun würde, es gab für mich keinen Weg aus den Klauen der Engel.
»Oh, Gott«, sagte ich und schlug mir die Hand vor den Mund, als mir alles auf einmal klar wurde.
Ich begann auf- und abzulaufen, blieb aber dann vor einer der letzten Trennwände stehen und lehnte mich gegen diese. Tränen stiegen in meine Augen, obwohl ich es leid war zu weinen. Doch ich konnte nicht dagegen ankämpfen, ich hatte keine Kraft mehr. Keine Kraft, um das alles auszuhalten; dieses Training, diese Halle, diese Engel, dieses Leben. Ich wollte, dass das alles aufhörte, der Schmerz, der tiefe Schmerz, und ich wusste, dass das nicht eintreten würde, denn ich war gefangen.
»Cat …«
»Du hast mich angelogen«, sagte ich schluchzend und sah ihn an. »Du hast mich angelogen, Castiel! Du wusstest, dass sie uns hören können. Du wusstest, dass sie bemerken werden. Ich hab' dir einmal vertraut und ein zweites Mal, doch ich habe mich in dir getäuscht. Ich habe dir vertraut, Cas!«
»Cat, es tut mir so leid«, meinte der Engel.
Ich schüttelte weinend den Kopf. »Nein. Nein, tut es nicht. Jeder kann das sagen und nicht so meinen. Worte reichen nicht.«
»Ich hatte keine Wahl.«
»Doch, die hattest du! Man hat immer eine Wahl. Du hast nur die falsche ergriffen«, sagte ich. »Verschwinde, Castiel. Ich will dich nie wieder sehen!«
Der Engel warf mir einen letzten Blick zu und obwohl ich gehofft hatte, dass er sich doch noch besann, verschwand er. Ich rutschte die Trennwand hinunter. Meine Tränen hinterließen helle Linien auf meiner Haut und das Salz begann ein wenig zu brennen. Ich begann laut zu schluchzen und verzweifelt zog ich meine Knie an meinen Körper und legte meinen Kopf darauf.

1042 Wörter

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