Ich beobachtete das kleine Haus aus der Ferne. Bobby und Dean stritten sich, wie ich durch das Fenster sehen konnte. Castiel stand neben mir. Auch er hatte den Blick schweigend auf Bobbys Anwesen gerichtet.
»Du weißt, warum wir das tun müssen.«
»Und doch gefällt's mir dadurch nicht besser«, meinte ich und wandte mich ab. »Tu es.«
Im nächsten Moment standen wir in einer Lagerhalle. Oder besser: Dean und Castiel befanden sich in dem Raum, der mitten in der Lagerhalle stand, während ich draußen um den Beton-Kasten herumlief. Ich konnte sie hören. Jedes Wort klang klar bis nach draußen. Nur Dean würde mich nicht bemerken. Er würde gar nichts von all dem außerhalb erfassen können. Denn der Raum war so verzaubert, dass er nur diesen sah und wie einen Raum von einem prunkvollen Haus wahrnahm.
»Hallo, Dean«, hörte ich Zachariahs Stimme. »Du siehst gut aus.«
»Ich bin überrascht. Das Hotel Zach und Cas.« Keine Antwort. »Das ist, ähm ... ach, was soll's. Also, wo, zum Teufel, bin ich hier?«
»Nenn es den Warteraum«, sagte Zachariah. »Wir nähern uns jetzt dem großen Finale - und bis zur Showtime wollen wir auf dich aufpassen. Versuch einen Burger. Die magst du doch. Deine Lieblingsburger aus dieser Strandbude in Delaware. Da warst du gerade elf.«
Ich runzelte die Stirn und lief weiter mit verschränkten Armen auf und ab. Zachariah sollte nicht so viel um den heißen Brei herumreden und endlich mal zur Sache kommen, sonst würde Sam Fehler begehen, die schlimme Folgen mit sich tragen werden.
»Ich habe keinen Hunger«, meinte Dean ernst.
»Nein? Wie wär's mit Ginger aus der zweiten Staffel von Gilligans Insel? Auf die stehst du doch, oder?«
»Verführerisch. Verrückt.«
»Mary Ann gibt's gratis dazu.«
»Nein, nein, das ist ... Streichen Sie für mich das Holodeck, okay? Ich will wissen, wie der Plan aussieht.«
»Lass das unsere Sorge sein. Du solltest dich konzentrieren und relaxen.«
»Tja, aber ich werd' gleich richtig sauer, und gehe, wenn ihr Sackgesichter nicht anfangt zu reden«, provozierte Dean.
Zachariah seufzte. »Alle Siegel sind gebrochen, bis auf eins.«
»Das ist eine beeindruckende Leistung. Kommt gleich nach der von Washingtons Generälen.«
»Hältst du deinen Sarkasmus für angebracht? Wenn man bedenkt, dass du der Auslöser warst?«
Dean schwieg.
»Aber das letzte Siegel, da wird es anders sein.«
»Wieso?«
»Lilith muss es brechen. Sie ist die Einzige, die das kann. Morgen um Mitternacht.«
»Wo?«
»Daran arbeiten wir noch«, sagte Zachariah.
»Dann arbeitet härter.«
»Wir erledigen unseren Job, kümmer du dich um deinen.«
»Ja, und welcher wäre das genau? Soll ich derjenige sein, der sie aufhält? Wie? Mit dem Messer?«
»Alles zu seiner Zeit.«
»Und wann ist das?«, wollte Dean wissen.
»Hab' Vertrauen.«
»Was? In Sie? Wieso sollt' ich Ihnen vertrauen? Sie haben meine Freundin bedroht und wollten meinen Bruder töten.«
»Weil du deinen Gehorsam geschworen hast«, meinte Zachariah. »Deswegen.«
Kurz darauf erschienen Castiel und Zachariah neben mir und sauer sah ich den Vorgesetzten Castiels an.
»War das wirklich nötig gewesen?«, fragte ich. »Dieses ganze Gehorsam-Zeugs und Ihre Drohungen?«
»Du hast nicht das Recht, mich in Frage zu stellen«, meinte Zachariah. »Tu das, was dir aufgetragen wurde.«
»Oh, ja. Abwarten, lauschen - und der dritte Punkt? Ach, stimmt. Happy Birthday rufen, oder? Ich bitte Sie. Ich als Plan B, falls er sich weigert? Auf mich wird er sicher hören, nachdem er weiß, was ich bin!«
»Du musst es ihm ja nicht erzählen«, sagte Zachariah tonlos.
»Klar. Er wird ja auch nicht fragen, wie ich hierhergekommen bin!«
Der Engel erschien vor mir. Wütend packte er mich am Kragen und zog mich zu sich heran. »Wir hatten das alles schon einmal. Dein ganzes Theater geht mir gehörig auf die Nerven, und wenn du dich nicht an das hältst, was dir aufgetragen wurde, machen wir da weiter, wo wir vor Monaten aufgehört haben«, drohte er.
Wütend funkelte ich ihn an und mit einer abfälligen Handbewegung ließ er mich los. Kurz darauf waren er und Castiel verschwunden.
»Verdammte Engel!«, fluchte ich.
Ich hörte, wie Dean telefonierte. Er sprach auf Sams Mailbox. Dann herrschte einige Zeit Stille, bis irgendwann irgendetwas zerbrach. Ich zog nur verwundert die Stirn in Falten. Ich konnte sowieso nicht nach ihm sehen, da die Tür verzaubert und für mich unzugänglich war.
Cas' Stimme erklang. Er sprach mit Dean, welcher um ein Gespräch mit Sam bat, doch der Engel verwehrte ihm dieses.
»Willst du sagen, ich bin hier gefangen?«, fragte Dean, als Castiel auf seine Bitte hin mit einem «Nein« antwortete.
»Du kannst gehen, wohin du willst«, meinte der Engel.
»Super, dann will ich jetzt zu Sam.«
»Zu Sam kannst du nicht«, sagte Castiel sofort.
»Dann will ich spazieren gehen.«
»Schön, ich komme mit.«
»Allein.«
»Nein.«
»Weißt du was? Du kannst mich mal. Ich verschwinde hier.« Schritte erklangen und ich wusste, dass Dean zum Ausgang lief.
»Durch welche Tür?«, fragte Castiel.
Als vor mir die Tür verschwand, wusste ich, dass Dean keine mehr sah.
»Du hättest das nicht machen sollen, Cas«, meinte ich und wandte mich ihm zu.
»Es ist zu seinem Besten«, sagte der Engel nur.
Auf einmal erklangen dumpfe Schläge gegen die Wand - Dean versuchte sie einzuschlagen. Unsicher wandte ich mich um und musterte den Raum.
»Keine Sorge. Er ist geschützt. Er wird nicht herauskommen.«
»Hör auf, dich wie ein wild gewordener Brüllaffe aufzuführen«, hörte Zachariah durch die Wände sagen. »Das ist unschicklich.«
Ich verdrehte genervt die Augen. »Habt ihr Engel auch 'ne normale Sprache drauf?«
»Was meinst du mit »normaler Sprache«?«, fragte Castiel.
Ich antwortete nicht.
»Lassen Sie mich hier raus!«, rief Dean.
»Wie ich schon sagte, es ist gefährlich da draußen. Zu viele Dämonen.«
»Ich muss doch ständig Prügel einstecken. Und jetzt sorgen Sie sich um meine Sicherheit?«, fragte Dean verständnislos. »Sie lügen. Ich will meinen Bruder sehen!«
»Davon rat' ich dringend ab.«
»Wissen Sie, ich bin Ihre scheiß Rätsel und Ihre selbstgefällige, fette Visage leid. Was, zum Teufel, läuft hier, he? Wieso darf ich nicht zu Sam? Und wie soll ich Lilith töten?«
»Du wirst nicht Lilith töten, klar?«, meinte Zachariah.
»Was?«
»Lilith wird das letzte Siegel brechen. Das steht absolut fest. Der Zug hat den Bahnhof verlassen.«
»Aber Sam und ich, wir können's aufhalten«, sagte Dean.
Zachariah schwieg.
»Sie wollen's gar nicht aufhalten«, bemerkte der Winchester.
»Nein, das wollten wir nie«, gestand der Engel. »Das Ende naht, die Apokalypse kommt, Junge. In einem Kino, ganz in deiner Nähe.«
Ich ließ den Kopf sinken. Zachariah hatte mich, seit ich wieder bei ihm war, eingeweiht - und es war schrecklich gewesen, Dean nicht die Wahrheit sagen zu können.
»Was sollte dann der ganze Mist vom Retten der Siegel?«
»Wir konnten doch dem Fußvolk hier unten nicht die ganze Wahrheit sagen. Dann hätten wir 'ne Rebellion am Hals gehabt. Ich meine, denk' nach, würden wir tatsächlich zulassen, dass 65 Siegel gebrochen werden, wenn es unsere Oberen nicht so gewollt hätten?«
»Aber wieso?«, flüsterte Dean.
»Wieso nicht?«, setzte Zachariah entgegen. »Die Apokalypse. Schlechtes Marketing schreckt die meisten Leute ab. Wenn es doch letztendlich nur um Ali oder Foreman geht - in etwas größerem Rahmen. Und unsere Chancen gefallen uns. Wenn unsere Seite gewinnt, und das wird sie, dann ist das das Paradies auf Erden. Das ist doch ziemlich gut, oder?«
»Und was passiert mit den Menschen während eures kleinen Pinkelwettbewerbs?«, fragte Dean.
»Na ja. Ohne zerschlagenen Eier kann man kein Omelette machen. In diesem Fall sind es Wagenladungen von Eiern - du verstehst schon«, sagte Zachariah. »Hör zu, so was passiert. Das ist nicht die erste planetarische Darmspülung, der wir ausgesetzt sind. Oh, nein, Dean. Versuch gar nicht erst, mir mit dem Ding den Schädel einzuschlagen. Das würde ziemlich böse für dich enden.«
Ich atmete tief durch. Wann würde Zachariah endlich mit dem Scheiß aufhören?
»Was ist mit Sam?«, hörte ich Dean fragen. »Er wird sicher versuchen, Lilith aufzuhalten.«
»Sam. Er spielt eine wichtige Rolle. Das sollte man nicht unterschätzen. Mag sein, dass er noch einen kleinen Stups braucht, aber ich werd' dafür sorgen, dass er mitmacht.«
»Was wollen Sie damit sagen?«, wollte Dean mit unruhiger Stimme wissen. »Was haben Sie vor?«
»Sam, Sam, Sam. Immer dieselbe Leier. Vergiss ihn einfach, ja? Du hast größere Probleme. Wieso, glaubst du, vertraue ich dir? Weil wir auf dich nicht verzichten können. Wir haben nicht gelogen, was dein Schicksal angeht. Nur ein paar kleine Details ausgelassen. Aber nichts hat sich verändert. Du bist auserwählt. Du wirst es aufhalten. Nur nicht Lilith oder die Apokalypse - das ist alles.«
Ich raufte mir mit den Händen die Haare und schloss die Augen. »Wann hört er endlich auf zu reden?«, fragte ich.
»Das bedeutet?«, wollte Dean wissen.
»Luzifer. Du wirst Luzifer aufhalten. Du bist unser kleiner Russell Crowe, mitsamt seiner schroffen Art. Und wenn es vorbei ist und wenn du gewonnen hast, dann wird deine Belohnung unvorstellbar sein. Frieden, Glück, zwei Jungfrauen und siebzig Huren.« Zachariah lachte. »Vertrau mir. In ein paar Jahren werden wir uns darüber totlachen.«
»Sagen Sie mir eins.« Deans Stimme klang ernst. »Wo ist Gott bei all dem?«
»Gott?«, fragte Zachariah. «Gott hat das Gebäude schon verlassen.«
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Half-Blood: Between Heaven and Hell || Supernatural Staffel 4
Fiksi PenggemarBuch 2 Seit vier Monaten ist Dean tot und Catherine hat es akzeptiert. Sie ist nach seinem Tod zu Bobby gezogen, hat viele Dinge von ihm gelernt und hat ein Leben als Jägerin begonnen. Ihre dämonische Seite kam nicht mehr zum Vorschein, alles schien...