Die nächsten Tagen verbrachte ich hauptsächlich in Bobbys Haus, stundenlang las ich in alten Wälzern über Engel und Gott. Dean und Sam bekam ich kaum zu Gesicht, da sie ständig unterwegs waren, und Bobby sah ich auch nur dann, wenn ich den Kopf hob oder ich Essen machte.
»Wann hast du das letzte Mal geschlafen?«, fragte er mich irgendwann.
Ich zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Vor drei Tagen?«
»Du solltest schlafen«, meinte er.
Ich nickte nur und begann in dem Buch weiterzulesen, welches ich gerade durcharbeitete.
»Hast du wieder Albträume?«
Bei dem Wort blickte ich auf. »Mir geht es gut, Bobby.«
»Nein. Nein, das tut es nicht.« Ich spürte die Wut, die sich allmählich in ihm breit machte. »Ich sehe doch, was mit dir los ist. Du hast Angst davor, einzuschlafen, weil du nicht wieder diese Träume haben willst. Aber es wird dich umbringen, Kind! Ein bisschen Schlaf ist besser als kein Schlaf.«
»Bobby -«
»Nein!«, unterbrach mich der Mann barsch. »Seit Tagen liest du nur noch diesen Engelskram. Was hat dieser Castiel zu dir gesagt? Was hat er gesagt?«
»Dass ich nicht bereit für die Wahrheit bin«, gestand ich. Ich hatte Bobby, Sam und Dean angelogen. Ich hatte gemeint, dass ich Castiel nicht gefunden hatte. Doch nun war es eh gleichgültig. Bobby hätte nicht locker gelassen, bis ich es ihm gesagt hätte.
»Und was hoffst du, in diesen Büchern zu finden?«, wollte Bobby wissen und deutete auf den Stapel.
»Ich weiß nicht. Vielleicht ... ich weiß nicht.«
Bobby wandte sich ab und lief herüber zur Küche. »Im Kühlschrank ist noch etwas Eintopf. Wenn ich zurück bin, möchte ich dich schlafen sehen. Mir egal, ob mit Bier, Whiskey oder Wodka.«
Bevor ich antworten konnte, war er aus meinem Sichtfeld verschwunden, und kurz darauf hörte ich die Haustür ins Schloss fallen. Ich seufzte, schlug aber das Buch zu und holte mir das Essen aus dem Kühlschrank. Ich stellte den Topf auf den Herd, schaltete ihn an und rührte den Inhalt mit dem Löffel ein wenig um. In diesem Moment klingelte mein Handy. Ich ließ den Löffel los und suchte das Telefon, doch fand ich es nicht und so ging bereits die Mailbox an.
»Hey, Cat, hier ist Dean. Ich könnte vielleicht deine Hilfe gebrauchen. Hier ... es gibt einige kleine Probleme mit Sammy. Er ist ... wie soll ich's sagen ... ich denke, du kannst ihm helfen, du hattest mal so was Ähnliches durchgemacht. Ich schick' dir die Adresse. Bitte komm so schnell wie möglich. Ich schaff' das nicht allein.«
Gerade als ich mein Handy gefunden hatte, es war wieder in die Spalte des Sofa gefallen, erklang der Piepton. Ich seufzte, ergriff das Glas Wasser vom Schreibtisch. Ich wandte mich und und vor Schreck verschluckte ich mich.
»Hallo, Cat«, begrüßte Castiel mich, der gegen der Küchenzeile lehnte.
»Du«, mir fehlten die Worte, »Mistkerl!« Ich lief auf ihn zu. »Seit Tagen rufe ich nach dir. Ich habe zu dir gebetet.«
»Ich weiß«, sagte der Engel tonlos.
»Du ... du weißt?« Ich lachte, doch es war ein verzweifeltes Lachen.
»Ja.«
»Fick dich!«, schleuderte ich ihm entgegen. Wütend stellte ich das Glas auf dem Tisch ab und funkelte ihn an.
»Hab' ein bisschen mehr Respekt.« Seine Miene war finster.
»Ich krieg's gleich mit der Angst zu tun«, sagte ich sarkastisch. »Geh beiseite.« Ich schob Castiel vom Herd weg, um an das Essen zu kommen. Es kochte beinahe über und schnell schaltete ich den Herd aus. »Willst du mir nicht etwas sagen?«
Der Engel schwieg.
Ich wandte mich ihm zu. »Castiel?«
»Nein.«
»Wie bitte? Warum bist du dann hier?«
»Ich bin hier, um auf dich zu achten«, meinte er.
Ich runzelte verwundert die Stirn. »Warum?«
»Weil es meine Aufgabe ist.«
»Es ist deine Aufgabe, auf mich zu achten?«, wiederholte ich verständnislos.
»Ja.«
Ich schmiss den Löffel, den ich zuvor aus dem Topf genommen hatte, zurück und sah ihn entzürnt an. »Jetzt hör mir mal zu, entweder du sagst mir die Wahrheit oder du verziehst dich. Verstanden?«
Ohne Vorwarnung packte Castiel mich am Handgelenk und binnen weniger Sekunden befanden wir uns auf einer leeren Straße.
»Was zum -«
»Ich sagte, du sollst mehr Respekt haben«, meinte der Engel.
»Du hast mich gerade ... du hast mich gerade entführt!«, rief ich fassungslos.
Er antwortete nicht.
»Was bist du nur für ein ... grauenvolles Wesen!«
»Ich bin nicht grauenvoll«, erwiderte Castiel nur.
»Nein? Was bist du dann?«
»Ich bin ein Engel des Herrn. Und es ist meine Aufgabe, -«
»- auf mich zu achten. Ich weiß. Aber wieso?«
Castiel presste die Lippen aufeinander und wich meinen Blicken aus.
»Castiel, bitte«, flehte ich. »Egal, was es ist - ich habe so viel durchgemacht, das wird es nicht übertreffen können.«
»Das bezweifle ich.«
»Castiel ...« Ich suchte seinen Blick und da hob er seinen Kopf und sah mir in die Augen.
»Die Engel haben eine wichtige Aufgabe …«
»Was müssen sie tun?«, fragte ich und versuchte zu lächeln, damit es ihm leichter fiel, darüber zu sprechen.
»Du darfst nicht länger unter den Menschen verweilen, Catherine«, meinte der Engel.
Mein Lächeln verschwand und entsetzt starrte ich ihn an. »Was?«
»Du bist eine Gefahr für die Menschheit.«
»Weil ich ein Halbdämon bin?«, fragte ich.
»Nein. Weil du ein Nephilim mit dämonischem Blut bist«, erklärte Castiel.
Verwirrt runzelte ich die Stirn. »Ich bin ein was?«
»Du bist Halbengel-Halbdämon.«
Ich begann laut zu lachen, doch als ich bemerkte, dass er mich weiterhin nur ernst und auch ein wenig verwundert und verwirrt ansah, verging mir das Lachen.
»Nein«, erwiderte ich. »Nein, das ist ... Irrsinn! Vollkommen unmöglich.«
»So wie Engel?«, entgegnete Castiel. »Du hast das Dämonenblut nicht vertragen, denn deine himmlische Seite hat es irgendwann abgestoßen.«
Ich schwieg, doch dann schüttelte ich unaufhörlich den Kopf. »Nein ... das ist krank, du bist krank. Ich bin kein Engel und ich bin auch keine Gefahr für die Menschheit. Ich habe seit über vier Monaten keinen Rückfall mehr gehabt. Ich bin clean. Meine dämonische Seite ist fort.«
»Sie ist nicht fort«, meinte der Engel. »Sie schläft nur. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du die Kontrolle verlierst. Deswegen muss ich auf dich aufpassen, bis ich den Befehl erhalte, dich in den Himmel zu bringen.«
Ich wich vor ihm zurück und starrte ihn entsetzt an.
»Verschwinde«, flüsterte ich.
»Cat …«
»Nein. Verschwinde!«, rief ich. »Ich bin kein Halbengel-Dämon-was-auch-immer …«
»Du musst dich beruhigen.«
»Nein.« Ich schüttelte wieder ununterbrochen den Kopf. »Nein, nein …«
Castiel trat auf mich zu. »Ich sagte, beruhige dich«, wiederholte er, bevor er meine Stirn berührte und ich bewusstlos zu Boden fiel.1076 Wörter
Was sagt ihr zu Castiels Behauptung?
<3
Wer von euch shippt eigentlich #destiel?
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Half-Blood: Between Heaven and Hell || Supernatural Staffel 4
FanfictionBuch 2 Seit vier Monaten ist Dean tot und Catherine hat es akzeptiert. Sie ist nach seinem Tod zu Bobby gezogen, hat viele Dinge von ihm gelernt und hat ein Leben als Jägerin begonnen. Ihre dämonische Seite kam nicht mehr zum Vorschein, alles schien...