Ich spürte die Sonnenstrahlen auf meiner Haut, die Wärme, die Geborgenheit. Ich blinzelte einige Male und erst binnen weniger Sekunden erkannte ich das Gesicht, welches sich zu mir hinunter beugte.
»Gut geschlafen?«
Ich schreckte hoch, doch ich wurde festgehalten, so dass ich mich nur knapp aufrichten konnte. Ich wandte mich um und erkannte Dean, der neben mir schlafend auf dem Boden lag.
»Was zum -«, setzte ich an.
Dean bewegte sich - er erwachte allmählich. Ich riss mich von ihm los, erhob mich und fuhr mir mit der Hand unruhig durch die Haare. Sam grinste mir amüsiert zu und bevor Dean wach wurde, rannte ich nach oben in mein Zimmer. Als ich die Tür geschlossen hatte, lehnte ich mich gegen diese. Meine Augen huschten umher, doch erfassten sie nicht die Umgebung - ich dachte vielmehr angestrengt nach. Was zur Hölle war passiert? Ich wusste es nicht, rein gar nichts mehr.
Meine Hand wanderte zu meinem Hals, der Anhänger war kühl, aber er war noch da. Ich fuhr mir entsetzt und verwirrt zugleich mit dem Handrücken über mein Gesicht und verschwand dann im Bad.
Ich ergriff die Milchflasche und goss mir etwas in eine Schüssel mit Müsli.
»Gut geschlafen?«
»Die Frage hast du mir bereits einmal gestellt«, meinte ich, ohne aufzusehen.
»Dean ist duschen. Also wenn du -«
»Was willst du?«, fragte ich genervt.
»Gar nichts. Nur eine Frage: Was ist gestern zwischen euch passiert?«
Ich stellte die Flasche mit Druck ab und wandte mich Sam zu. »Da ist ja doch etwas, was du willst.«
Sam schmunzelte.
»Da war nichts«, sagte ich. Ich ergriff mein Müsli und setzte mich an den Tisch, Sam ließ sich sofort mir gegenüber.
»Ihr habt fest umschlungen auf dem Boden geschlafen.«
»Ein irrer Zufall. Kaum zu glauben, ich weiß.«
»Du trägst deine Kette wieder.« Sam deutete auf meinen Hals.
»Ja ... ich dachte, es wäre wieder mal an der Zeit. Ein kleiner Versuch. Vielleicht schützt es mich das nächste Mal vor Gefahren.«
Ich aß von meinem Müsli, während Sam mir dabei zusah. »Was ist eigentlich passiert?«
»Was meinst du?«
»Du solltest getötet werden, weil du die Kontrolle über deine dämonische Seite verloren hast«, meinte Sam.
Ich sah langsam auf. »Ja ... das stimmt …«
»Sam?«, hörte ich auf einmal Dean rufen.
Abrupt erhob mich. »Ich ... geh' ... kurz raus.«
Bevor Sam etwas sagen oder Dean kommen konnte, hatte ich das Haus verlassen. Es hatte über Nacht geregnet. Einige Pfützen hatten sich auf der staubigen Erde gebildet. Ich hatte keine Ahnung, was gestern passiert war. Das Einzige, woran ich mich erinnerte, war, wie Dean mir die Kette umgelegt und er mich geküsst hatte. Hatte ich zuvor Alkohol getrunken? Ich wusste es nicht mehr.
»Du siehst beunruhigt aus«, erklang eine bekannte Stimme in meinem Rücken.
Ich wirbelte herum und funkelte den Engel wütend an. »Ich sagte, du sollst verschwinden. Ich wollte dich nie wieder sehen!«, knurrte ich.
»Ich musste auf dich aufpassen«, gab Castiel zurück.
»Ja, klar«, sagte ich ironisch. »Verschwinde!«
»Ich weiß, dass ich Fehler begannen habe und es tut mir leid. Kein Wort kann das wieder gut machen und wahrscheinlich auch keine Tat, aber ich hoffe, dass sich das irgendwann wieder ändert.«
»Irgendwann ist eine lange Zeit«, meinte ich.
»Ich habe Zeit.«
»Ich aber nicht. Und ich habe auch keine Geduld. Deswegen hab' ich bestimmt auch keine Kraft, das mit der Engelsseite so lange auszuhalten.«
»Du musst daran glauben und sie akzeptieren«, sagte Castiel.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Was, glaubst du, habe ich versucht?«
»Du hast es nur getan, weil es dir befohlen wurde, doch du hast nie aus freien Stücken gehandelt.«
Flügelschlag erklang und der Engel stand vor mir. »Akzeptier es.«
Er legte eine Hand unter mein Kinn und wandte meinen Kopf, so dass ich zu Boden direkt in eine Pfütze blickte. Mein Spiegelbild starrte mir entgegen. Ich hatte Augenringe bekommen, war blass im Gesicht und meine Wangenknochen traten stärker als zuvor hervor - ich sah schrecklich aus.
»Wir beide«, sagte Castiel, »sind für etwas Größeres bestimmt. Ich kann nicht gehen und ich werde nicht gehen, denn ich habe es versprochen. Du hast recht: Früher oder später wird jedes Geheimnis gebrochen, aber das ist nicht heute und nicht morgen.«
Ich sog scharf die Luft ein, als die Augen meines Spiegelbildes schwarz wurden. Ein Schatten erschien hinter diesem und kurz darauf wuchsen schwarze Flügel aus dem Rücken.
»Ich habe es akzeptiert«, flüsterte ich, doch als ich aufsah, war Castiel verschwunden.
»Cat!«
Dean kam die Treppe der Veranda heruntergejoggt und dann auf mich zugelaufen.
»Du gehst mir schon seit heute Morgen aus dem Weg«, sagte er, als er mich erreicht hatte.
»Ja, ähm ... frische Luft und so …«
Dean runzelte verwundert die Stirn. »Alles in Ordnung?«
»Ja. Ja, klar. Ich brauch' nur Ruhe.«
»Es ist doch nicht wegen -«
»Ich will nicht drüber reden, Dean«, unterbrach ich ihn. »Bitte. Ich brauche Ruhe.«
Erst zögerte er, doch dann wandte er sich um und ging. Ich atmete tief durch und blickte hoch zum Himmel. Er war wolkenlos und in ein klares Blau getaucht. Die Sonne schien bereits warm auf mich herab.
»Castiel?«, fragte ich. »Ich denke, ich habe verstanden. Wir sollten miteinander sprechen.«
»Ja, das denke ich auch.«
Castiel war neben mir erschienen. Er berührte mich an der Stirn und im nächsten Moment waren wir in einer Halle.
»Cas, was -«
»Wir sind nicht zurück. Das ist ein anderer Ort. Hier bist du sicher.«
»Definiere ,Sicherheit'«, gab ich zurück. Ich sah mich um, dann nickte ich. »Wir sollten reden.«
»Ich weiß.«
Ich steckte meine Hände in die hinteren Hosentaschen und lächelte. »Ich hab's akzeptiert. Ich ... ich weiß jetzt, was ich bin.«
Castiel lachte leise und ich sah ihn verwundert und überrascht zugleich an.
»Du lachst«, bemerkte ich. »Warum lachst du? Du kannst lachen?«
»Natürlich kann ich lachen«, meinte Castiel mit einem Lächeln.
»Ich habe es akzeptiert, Cas, aber das heißt nicht, dass ich meine Kraft anwenden kann. Ich denke, ich brauche Hilfe.«
»Ich werde dir helfen«, sagte der Engel.
Ich nickte. »Aber unter einer Bedingung: Wir werden Sam, Dean und Bobby nichts erzählen.«995 Wörter
Noch ein kleines Kapi xD
Wer ist genauso verfressen wie Dean?
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Half-Blood: Between Heaven and Hell || Supernatural Staffel 4
FanfictionBuch 2 Seit vier Monaten ist Dean tot und Catherine hat es akzeptiert. Sie ist nach seinem Tod zu Bobby gezogen, hat viele Dinge von ihm gelernt und hat ein Leben als Jägerin begonnen. Ihre dämonische Seite kam nicht mehr zum Vorschein, alles schien...