„Erstaunlich! Ganz erstaunlich!"

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„Alles zu seiner Zeit." hauchte Aro, drehte sich um und ging wieder zu seinem Stuhl um sich zu setzten. Marcus und Caius folgten ihm, natürlich sahen sie mich dabei nochmal mit wütende bis vernichtende Blicke an.

„Interessante Augen sollen angeblich nicht das einzig besondere an dir sein....Jane, bitte." sagte Aro nun mit einer fast unmerklichen auffordernden Geste der linken Hand.

Ich stand immer noch mit verschränkten Armen da und sah abwartend Jane an, die sich zu konzentrieren schien.

Nach einigen Augenblicken schüttelte ich genervt den Kopf und fragte Aro: „Hat sie schon angefangen?" Ich versuchte ein aufsteigendes Lachen zu unterdrücken. Die Situation war einfach zu albern, wie Jane nach meiner Frage eingeschnappt da stand und Aro genauso überrascht schaute wie damals in New Moon. Fehlte nur noch das er sagte „Erstaunlich! Ganz erstaunlich!" und tada, da kam es auch schon.

„Erstaunlich! Ganz erstaunlich!" sagte Aro fasziniert. Prustend brach das Lachen aus mir heraus. Atemlos bekam ich nach ein paar Augenblicken: „Echt jetzt, das hat doch schon bei Bella nicht funktioniert. Habt ihr nicht mal was neues auf Lager?" heraus.

Im nächsten Moment passierte alle ganz schnell. Ich spürte mehr, als dass ich es sah, dass etwas auf mich zustürmte. Ich duckte mich unter einer nach mir greifenden Hand und stürzte gleichzeitig nach vorn und stieß mit voller Wucht gegen die Beine meines Angreifers. Mein Gegner fiel nach vorn über meine Schulter und wollte sich abrollen, doch ich wirbelte seitlich um meine eigene Achse und sprang im auf den Rücken, bevor er sein Vorhaben umsetzten konnte. Keuchend hockte ich auf dem Vampir und hielt mein Knie auf seinen Nacken gedrückt, damit er nicht wieder auf die Beine kam.

Es war totenstill in der Halle. Vorsichtig hob ich den Kopf und sah mich um. Alle im Raum befindlichen Vampire starrten uns an. Caius war auf halber Strecke zu uns stehen geblieben. Panisch wurde mir klar, dass meine Chancen nicht besonders gut standen, wenn alle gleichzeitig angriffen. Meine Haut kribbelte unangenehm, ich versuchte mich durch gleichmäßiges Atmen ein wenig zu beruhigen, hatte aber nur mäßig Erfolg.

Lediglich Aro saß noch auf seinem Stuhl und schien wie ehedem amüsiert.

„Erstaunlich! Ganz erstaunlich!" flüsterte er. Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen.

So als wäre nichts Aufregendes passiert erhob er sich, kam zu mir und dem von mir am Boden fixierten Vampir herüber und fragte :"Meinst du, du könntest ihn jetzt wieder aufstehen lassen? Wir werden dich auch vorerst nicht noch einmal angreifen." Irritiert sah ich zu ihm auf.

„War das ein Test?", erwiderte ich ohne mich zu bewegen.

„So was in der Art." antwortete er vage.

Nur widerwillig verringerte ich den Druck auf den Nacken meines Gegners und erhob zögernd. Das Gesicht des sich erhebenden Vampirs war eine wutverzerrte Fratze. Man musste keine Gedanken lesen können um zu erahnen, dass er mir mit Freude den Hals umgedreht hätte. Doch Aros Blick hielt ihn davon ab und er ging zurück an den Platz von wo er den Angriff auf mich begonnen hatte.

„Einige von uns werden dich jetzt zu den Räumlichkeiten begleiten, die wir für dich vorbereitet haben. Du wirst keine Probleme machen, ansonsten wird der nächste Test darin bestehen, herauszufinden wie viele es braucht, damit du nicht mehr aufstehst." er lächelte mich sardonisch an um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Ich nickte langsam.

Er wandte sich ab und ging, gleichzeitig sammelte sich um mich eine Eskorte von vier beeindruckend großen und starken Vampiren, die mir vorher gar nicht so aufgefallen waren. Anstandslos ging ich mit Richtung Portal, dessen Torflügel langsam aufschwangen. Ich bereitete mich darauf vor in einen fiesen kalten und nassen Kerker geführt zu werden, da wir den Gang wählten, der noch weiter hinab führte. Nach einigen Minuten und mehreren verwirrenden Abzweigungen, hielten wir vor einer Holztür. Dahinter befand sich ein durchaus als gemütlich zu bezeichnender Raum, in den ich unsanft geschoben wurde. Den Kerker hoben sie sich dann wohl für später auf. Dann fiel die Tür wieder ins Schloss und ein Klicken verriet mir, dass ich eingeschlossen war.

Allein.

Manchmal gibt es zum Tod eine Alternative | Seth Clearwather | PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt