Endlich Ferien *Spezial-Kapitel*

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Das ist ein extra langes Kapitel und ein Weihnachtsgruß.

Die nächsten Tage verliefen ziemlich ereignislos, da ich mit meinem Knöchel nicht viel machen konnte und eigentlich nur dumm herumsaß.

Irgendwann merkte ich, dass Sam einen Tag nach meinem Unfall mich irgendwie anders ansah. Mir kam erst einige Tage später in den Sinn, dass es daran liegen könnte, dass die Wölfe, wenn sie verwandelt waren, gedanklich miteinander verbunden waren. Dass hieß, alle wussten inzwischen, was an den Morgen an den Klippen passiert war und was ich Leah alles erzählt hatte. Ich wusste nicht, ob sie mir glaubten, dass ich aus einer anderen, parallel existierenden Welt kam, in der ihre nur Fiktion war. Aber dass ich meine Familie und Freunde vermisste, schien deutlich zu sein und ich hatte den Eindruck, dass seitdem alle ziemlich rücksichtsvoll mit mir umgingen. Ob sie nun verstanden oder glaubten, was mir passiert war oder nicht. Vielleicht lag es auch an Seth' Prägung, die mich auf gewisse Art zum Teil des Rudels machte. Auf jeden Fall tat es mir gut, dass sich mir gegenüber keiner mehr so ablehnend verhielt.

Es hatte sich auch ergeben, dass ich mit Emily eines Vormittags darüber redete, dass ich mir wie ein Schmarotzer vorkam, da ich Ihnen ihre Hilfe mit nichts bezahlen konnte. Aber sie sagte nur, ich sei jetzt Teil der Familie und ließ keine weitere Jammerei meinerseits zu. Ich müsse ihre Hilfe annehmen und gut, war ihre Einstellung dazu. Da ich eh keine andere Wahl hatte, verschob ich Wiedergutmachung auch später.

Seth kam jeden Tag nach der Schule vorbei, um nach mir zu sehen. Die Einschätzung Dr. Cullens, es sei nur verstaucht, bestätigte sich, angesichts dessen, dass ich nach kaum zwei Wochen schon wieder ohne Krücken laufen konnte, wenn auch noch die Schmerzen nicht ganz weg waren. Immerhin konnte ich so, Emily besser im Haushalt zur Hand gehen und fühlte mich nicht mehr ganz so als Zumutung.

Wenn ich nachmittags mit Seth kurze Ausflüge in die Umgebung machte, für lange tat mein Knöchel einfach noch zu weh, zeige er mir, was er als Wolf alles wahrnahm. Vieles konnte ich selbst nur schwer hören und sehen und die Vielzahl der Gerüche waren für mich schier unmöglich zu riechen geschweige denn alle zu unterscheiden. Seth verhielt sich, wenn er bei mir war, sehr umsichtig und respektvoll. Mir war klar, dass er mir gern näher wäre, aber respektierte, dass ich dazu nicht bereit war. Ich sah ihm jeden Abend an, dass er sich nur ungern verabschiedete. Da heute der letzte Schultag war, hatte er mich gefragt, ob ich Lust hätte mitzukommen, wenn er sich mit seinen Mitschülern traf, um den ersehnten Beginn der Ferien zu feiern. Wirklich Lust hatte ich zwar nicht, aber ich wusste, das er nicht gehen würde, wenn ich nicht mitkäme, also sagte ich zu.

Während ich mich für abends fertig machte, fiel mir ein, dass heute ja dann auch die Abschlussfeier bei den Cullens stattfand, bei der Jacob den Vampiren mitteilte, dass die Wölfe mit gegen die Neugeborenen kämpfen würden. Erschrocken starrte ich in den Spiegel, als mir klar wurde, dass bei diesem Kampf einige der Wölfe zumindest verletzt wurden. Ich erinnerte mich an das Bild, wie Seth als Wolf zwar als Sieger aber humpelnd wieder ins Bild kam und spürte, wie es mir einen Stich versetzte. Ich überlegte, was für Möglichkeiten ich hatte, irgendwie auf das Geschehen einzuwirken. Allerdings barg das auch die Gefahr, dass sich etwas in die falsche Richtung entwickelte. Letztlich kamen ja Cullens und Wölfe relativ gut durch den Kampf durch. Naja, bis auf Jacob, aber ob ich ihn angesichts der Entwicklung zwischen Bella, ihm und Edward irgendwie beeinflussen konnte, fand ich fragwürdig. Ich beschloss erst Mal abzuwarten, was weiter geschah, registrierte, dass ich bereits seit mehreren Minuten bewegungslos mein eigenes Spiegelbild angestarrt hatte, grinste selbiges verlegen an und machte mich zu Ende fertig zum Ausgehen. Emily war vor drei Tagen mit mir einkaufen gefahren, damit ich zumindest mal das ein oder andere eigene zum Anziehen hatte. Zwar hatten Emily, Sue und Leah mir zwischenzeitlich Klamotten organisiert, mit denen ich durchaus zufrieden war. Auch wenn sie second-Hand aus dem Stamm zusammengetragen waren, sie reichten mir. Aber Emily wollte mir gern eine Freude machen und ich fand, das graue Shirt und die dunkelblaue Jeans standen mir gut. Seth fand es auch, wobei ich den Eindruck hatte, ich könnte auch 'nen Kartoffelsack tragen und würde in seinen Augen noch perfekt aussehen.

Wir hörten die anderen schon bevor wir sie sahen. Allerdings erstarb die ausgelassene Stimmung, als ich in Sicht kam. Sofort kam in mir der Wunsch auf, mich in Luft aufzulösen. Atmete aber dann kurz tief durch, setzte ein Lächeln auf, von dem ich hoffte, es wirkte nicht aufgesetzt. Seth begrüßte alle und ich sagte „Hi" in die Runde. Wir setzten uns dazu, und Seth nahm sich von den Getränkedosen und reichte mir auch eine Cola. Langsam kamen die Gespräche wieder in Gang. Ich nippte an meiner Coke und sah mich ein wenig um, dabei viel mir ein Mädchen auf der anderen Seite der runde auf, die mich finster anstarrte. Irritiert von der offensichtlichen Abneigung senkte ich den Blick und starrte auf meine Hände, die die Coladose festhielten, als wäre sie ein Anker. Als ich wieder aufsah, hatte sich der Blick des Mädchens auf Seth gelegt und wirkte auf einmal traurig. Jetzt wurde mir auch klar, warum sie mich eben so feindselig angestarrt hatte.

„Wie war dein Schulabschluss dieses Jahr?" die Worte rissen mich aus meinen Gedanken. Das Mädchen neben mir, das mich gefragt hatte, sah mich neugierig an.

„Durchschnittlich." antwortete ich neutral, „Und bei Dir?"

Sie lachte „Zum Bedauern meiner Eltern genauso."

„Eltern erwarten, glaube ich, immer, ihr Kind müsste das Schlauste sein." erwiderte ich.

„Ja, da scheinen alle Eltern gleich." sie grinste und ich lächelte zurück, dankbar, dass der Abend doch nicht ganz so ätzend zu werden schien, wie zuerst erwartet.

„Ich bin Amy," sagte sie, „Seth und ich gehen in eine Klasse."

„Schön dich kennenzulernen, ich bin Tracy," stellte ich mich vor, aber da fiel mir ein, dass das hier vermutlich eh schon allen klar war,"aber vermutlich weißt du das schon." setzte ich verlegen hinterher.

„Stimmt." bestätigte sie. Sie lachte und ich musste mitlachen. Amy war mit ihrer guten Laune echt ansteckend. Nicht nur das, sie erzählte auch prima. Die Anekdoten aus Seth und ihrem Schulalltag, die sie im Laufe des Abends zum Besten gab, brachten alle immer wieder zum Lachen. Nach und nach schien sich die anfängliche Zurückhaltung, die durch mein Auftauchen hervorgerufen worden war, aufzulösen. Spätestens als Amy den Geschichtslehrer nachahmte, der anscheinend echt kauzig war, fielen alle mit ins Lachen ein und trugen ebenfalls ihre Erlebnisse des letzten Schuljahres bei.

Wider Erwarten war es noch ein echt lustiger und netter Abend geworden. Seth und ich lachten noch auf dem Heimweg über vieles. Als wir uns Sams Haus näherten verstummten wir allerdings, da man schon aus einiger Entfernung mitbekam, dass drinnen hitzig diskutiert wurde. Leise traten wir ein und blieben in der Nähe der Tür stehen. Still hörten wir uns die Diskussion der anderen an. Es ging um den bevorstehenden Kampf gegen die Neugeborenen beziehungsweise vor allem um das Angebot der Cullens, sich gemeinsam vorzubereiten. Sam saß ruhig am Tisch und hörte sich die unterschiedlichen Standpunkte an. Seiner unbewegten Miene konnte man nicht ansehen, welcher Meinung er war. Als er ein einhaltende Bewegung mit der Hand machte, verstummten alle. Nach einem kurzen Moment der Stille, hob er seinen Kopf und sah mich direkt an.

„Was weißt du darüber?" Es war das erste Mal, das er mich so ansprach, als ob er meine ''Herkunftsgeschichte'' für möglich hielt. Bisher war das Thema seit dem Tag meiner Verletzung nicht mehr angesprochen worden.

„Äh," gab ich überrascht und nicht sehr intelligent von mir, ergänzte dann aber „ihr solltet euch zumindest das Wissen, das Jasper über Neugeborene hat, zunutze machen und euch ihr Training ansehen. Damit wärt ihr auf die Besonderheiten bei dieser Art Vampir besser vorbereitet."

Sam überlegte kurz und nickte dann langsam „Das klingt einleuchtend. Wir werden als Wölfe dem Training beiwohnen. Morgen geht es los." Er stand auf und damit war klar, dass alles gesagt war. Seth verabschiedete sich von mir und ich drückte ihn kurz zum Abschied. Es war das erste Mal, dass ich von mir aus so viel Nähe zuließ und Seth war sichtlich überrascht. Umso glücklicher erwiderte er dann aber die Umarmung und es schien, als schwebte er zum Ausgang mit einem glücklichen Lächeln auf dem Gesicht. Grinsend sah ich ihm nach und wandte mich, nachdem er außer Sicht war, zu Emily und Sam um. Sam hatte Emily in den Arm genommen und schien ihr irgendetwas ins Ohr zu flüstern. Emily machte einen traurigen Eindruck und mir wurde klar, dass sie Angst hatte. Kein Wunder angesichts des bevorstehenden Kampfes. Da ich die beiden nicht stören wollte, schlich ich leise zur Treppe und verschwand nach oben.


Manchmal gibt es zum Tod eine Alternative | Seth Clearwather | PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt