1. Kapitel

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Bevor ich anfange, möchte ich mich nochmal bei Vanessa Arcadipane bedanken, weil sie mir die Erlaubnis gegeben hat ihre Geschichte zu übersetzen.

Es ist 08:20 Uhr und der Unterricht fängt in Kürze an; schnell renne ich durch den Korridor, um meine Bücher zu holen.

Mein Name ist Lilith, ich bin siebzehn Jahre alt und gehe im College Rovoscuro zur Schule, wo ich auch wohne. Das Anwesen bietet nämlich Unterkunft und Mahlzeiten an all die Schüler an, die keine Lust haben jeden Morgen von der Stadt, bis in einen abgelegenen Ort, wie diesen zu kommen.

Was mich betrifft, nun... ich habe schon immer in dieser Schule gewohnt; ich war wenige Stunden alt, als mich meine Eltern auf den kalten Treppen am Eingangstor des Gebäudes ablegten und mich verließen. Der Schuldirektor Herr Rovoscuro nahm mich auf und erzog mich, als wäre ich seine eigene Tochter.

Trotz der abgeschiedenen Lage, hat das College einen ausgezeichneten Ruf und wird von den brillantesten Kindern der angesehensten Familien des Gebietes besucht.

Es gibt Schlafsäle für Jungs und für Mädchen, die sich in zwei getrennten Gebäuden hinter dem zentralen und größten Teil der Schule befinden. Dort liegen die Klassenzimmer, die Kantine und, in den oberen Stockwerken, das Büro und die Wohnung des Direktors.

Ich spaziere gerade mit meiner besten Freundin und Mitbewohnerin Azura die breiten Korridore entlang, als wir auf ein großes Durcheinander stoßen.

Der Protagonist ist immer sie: Eva, das klassische Prinzesschen: wunderschön, beliebt und extrem egozentrisch. Sie schüttelt ihre langen voluminösen goldfarbenen Haare und streicht sich dann eine Strähne aus dem perfekten ovalen Gesicht.
"Sie ist schon schön", denke ich sofort, "Aber sie ist so schön, wie gemein", bekräftige ich nachdenklich.

Sie spricht von einem mysteriösen Neuankömmling; da sind wir wieder! Diese Nachricht ist Musik für ihre Ohren, ein weiterer Untertan für Evas Reich.

Wie viele arme Opfer haben es geschafft diese Meerblauen Augen zu ernten, wie viele sind in diesen bodenlosen Pfützen ertrunken? Es zählt nicht ob Mädchen oder Junge, die Idealen, die Religion, oder der Lebensstil; schon von klein auf, geriet jeder Neuankömmling in ihre Klauen, blieb gefangen in ihren Fäden, die sie immer grausam zu ihrem Vorteil und Willen bewegt hat.

Man redet von einem neunzehnjährigen Jungen... ja gut, so ist es zu einfach! Wenn Evas Charme schon bei den Mädchen fast nie irgendwelche Schwierigkeiten hatte, ist bei den Jungs, die Straße frei; wer kann denn schon zu einer wie Eva "nein" sagen.

Es läutet zu Stundenbeginn und wir begeben uns ins Klassenzimmer. Ich setze mich immer an den selben Platz: dritte Reihe zwischen Azura und Daniel.

Der Professor lehnt schon am Pult, der sich in der Mitte des Raums befindet; die Tische sind in Stufen aufgestellt, damit man alle unter Kontrolle halten kann, auch die in der letzten Reihe.

»Auf Leute nehmt Platz und seit still!«, schreit der Professor. »Das neue Schuljahr hat bereits vor ein paar Tagen angefangen, aber es gibt eine Neuigkeit für euch alle.
Bitte, komm rein...«, sagt er, während er ein Zeichen zur Tür macht.

Alle Augen in der Klasse sind auf die Tür konzentriert. Das ganze Interesse auf die Figur gerichtet, die gerade durch sie hindurch geht.

Der Schritt ist bestimmt und fließend, fast Katzenartig, die Figur groß und schlank, aber trotzdem auch mächtig; er trägt eine helle Jeans, eng an Stellen, die einen erröten lassen, einen schwarzen Kapuzenpulli, der die durchtrainierte Brust umreißt, und einen Rucksack auf der Schulter. Er geht selbstsicher auf das Pult zu, ohne uns eines Blickes zu würdigen und bleibt schließlich neben dem Professor stehen.

»Leute das ist Lucius, er wird ab heute euer neuer Klassenkamerad sein. Er ist ein bisschen älter als ihr, weil er im Ausland gelebt hat.«

In diesem Moment hebt der Junge endlich sein Gesicht zu uns, ohne den Professor noch weiter zu beachten.

»Gebt ihm einen guten Empfang, ich verlasse mich darauf.«

Nichts. Plötzlich ist die Klasse in eine ungewöhnliche Grabesstille gehüllt; nicht ein Wort, nicht ein Zeichen, nicht ein Seufzer; alle betrachten das, was sie vor den Augen haben.

Sein Gesicht: Carrara-Marmor von den Händen des erfahrensten Künstlers geschliffen. Seine gefährlichen, kristallinen Gletscheraugen, hätten jeden auf der Stelle lähmen können, wie das süßeste der Gifte. Sein Teint ist etwas dunkler als sonst, als wäre er ununterbrochen von der Sonne geküsst, und seine Augen wirken dadurch noch klarer als Eis. Der stolze, überhebliche, selbstsichere und fast böswillige Ausdruck ist umgeben von verstrubbelten, weichen, ebenholzfarbenen Haaren.

Und plötzlich, in dieser peinlichen Stille, formen sich seine rosigen und vollen Lippen zu einem faszinierenden Lächeln, das uns allen den Atem raubt. Er ist kein Mensch, Menschen besitzen solch ein Lächeln nicht; ich glaube, dass dieser Gedanke uns gerade alle fesselt.

»Es freut mich euch kennenzulernen, ich hoffe, dass wir uns alle gut verstehen werden.« Seine Stimme ist melodisch und schneidend und seine gerade ausgesprochenen Worte erscheinen mir fast wie weiches Samt.

»Oh... das Vergnügen ist ganz auf unserer Seite.«

Eva! Da ist sie, bereits auf ihrem Opfer. Ich sehe schon den Sabber vom Tisch tropfen.

»Sehr gut Lucius, such dir einen Platz aus, dann können wir mit der Stunde beginnen.«

Er läuft gelassen auf die Treppenstufen zu, mit einem ins Gesicht gedrucktem Lächeln. In unserer Nähe ändert sich sein Gesichsausdruck, er wird ernst, dann hebt er langsam sein Gesicht in meine Richtung und fesselt mich mit seinem Blick.

Ich schaudere.

Wieso schaut er mich an? Zumindest glaube ich, dass er mich anguckt. Komm schon Lilith sei nicht albern! Mach dir keine komischen Gedanken, wieso sollte er dich anschauen?
Ich meine... er kennt dich doch gar nicht, wieso sollte er in einem Raum mit sechsundzwanzig Personen ausgerechnet dich so inständig fixieren? Und dennoch habe ich ein komisches Gefühl, was diesen scharfen Blick betrifft, ich fühle ihn tief in meiner Seele. Ich senke meine Augen und unterbreche den Kontakt, während ich mich fühle, als wäre ich fast erstickt.

Er geht weiter, bis er an meiner Reihe angekommen ist, er überholt sie und setzt sich direkt hinter mich.

Schon wieder... dieses unangenehme Gefühl. Was sag ich denn... ? Es ist nicht unangenehm. Dass ich ihn nicht mehr im Blickfeld habe, wissend, dass er hinter mir ist, irritiert mich. Stimmt, es ist nicht unangenehm; seltsamerweise, ist das, was ich fühle, Angst.

Hola 😜
das ist die erste Geschichte, die ich übersetze, also nehmt es mir bitte nicht übel wenn es irgendwelche Rechtschreibfehler gibt, da ich ausserdem in der italienischen Schweiz wohne und somit nicht so viel Zugang zur Sprache habe (abgesehen von dem langweiligen Deutschunterricht natürlich😊). Deshalb würde es mich sehr freuen wenn hin und wieder mal jemand so nett wäre mir ein Sternchen oder ein Kommentar dazulassen.
Und jetzt, nachdem ich euch meinen gesamten Lebensablauf erzählt habe, mache ich mich aus dem Staub...💨🌚

Schwarzer DiamantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt