16. Kapitel

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Ich öffne die Augen und befinde mich im neuen Zimmer. Gestern war echt ein absurder Tag, und ich habe die ganze Nacht über schlecht geschlafen. Die Hitze ist wirklich unerträglich geworden. Ich weiss nicht wieso, aber mir geht es definitiv schlechter als sonst. Ich beobachte meine Umgebung und muss zugeben, das dieses Zimmer wirklich geräumig und schön eingerichtet ist. Ich würde sagen, im viktorianischen Stil. Ich raffe mich auf und setzte mich an den Schreibtisch, wo Liliths Tagebuch liegt. Vor allem deswegen, war ich gestern nochmal in meinem alten Zimmer. Ich blättere die Seiten um und fange an, die Einträge von Lucios Mutter zu lesen. Ihre Geschichte hat mich irgendwie fasziniert.

" Eine rote Rose schmückt mein Haar, sie hat den selben Duft, die selbe Konsistenz von demjenigen, der heute in meinem Bett geschlafen hat. Wahrscheinlich sollte ich mich dafür schämen, aber ich kann es nicht, ich habe nicht das Herz dafür. Ich habe meinen Körper, meine Unschuld, dem Opponenten, dem Verführer, dem Lügner geschenkt und ich bereue es überhaupt nicht, im Gegenteil. Um nichts auf der Welt würde ich zurück wollen. Endlich habe ich den Frieden und das Glück erreicht und ich habe sie in den Armen von Lucifer gefunden, derjenige, der nicht liebt, der sich nichts wünscht, weil er schon alles hat... Also frage ich mich, wieso waren seine Küsse, sein Berührungen, seine Umarmungen so delikat, so fürsorglich? Sicher sind das alles nur Illusionen, das weiss ich genau. Ich erinnere mich noch, wie ich ihn das erste mal traf; er hatte mich aufgesucht, er war zu mir gekommen, weil er wusste, dass ich alleine war, dass ich vom irdischen Paradies geflohen war, dass ich mich nicht dem Mann, Adam unterwerfen wollte. Als sich meine Augen zum ersten Mal auf ihn legten, war ich, vor so viel Anmut und Perfektion, wie zur Salzsäule erstarrt. Sein Gesicht war wunderschön, so jung und frisch und von einem Ausdruck voller Unzucht, Gefälligkeit und Sünde gezeichnet. Selbstsicher in der Tat, ein Redner, der verführerischer und kultivierter nicht sein konnte. Er ist der Sünder, er ist Lucifer, derjenige, der einen Krieg gezeugt hat, um sich gegen die Kreation des Menschen zu wehren, gegen meine Kreation... was für eine Ironie des Schicksals. Seine engelhafte Schönheit ist zu etwas Neuem mutiert, etwas düsterem und faszinierendem. Das goldene Haar hat sich nach dem Sturz in Dunkelheit gefärbt, wie die schwärzeste Nacht. Die Augen wurden durch Zorn und Rache zu scharfem Eis. Dennoch, ich weiss nicht aus welchem absurden Grund, sah ich, hinter diesem Hass und Groll, meinen eigenen Blick, ich sah eine Kreatur, die zutiefst allein, zornig und flüchtig war, die gejagt und verfolgt wurde und gefangen war, in den engen Ketten des eigenes Stolzes. Kein Ort hat uns mehr gehört, so kam es, dass wir mit der Zeit, jeder der Platz des anderen geworden sind, ohne dass wir es gemerkt hätten. Aber jetzt... jetzt bin ich hier und kann nicht anders, als ein Gefühl zu betrachten, das geboren ist, aber niemals wachsen kann, ein Gefühl, das ich niemals fliegen sehen werde, weil ich ihm die Flügel ausreissen muss, bevor es den Gefallen am fliegen findet. Bloss eine Sicherheit echot jetzt in meinem Kopf: verliebe dich nie in einen König der Dunkelheit, wenn du nicht selber darin ertrinken willst."

Als die Lektüre beendet ist, werde ich von der Traurigkeit überschwemmt. Lilith hat schon sehr gelitten, wer weiss ob Lucifer ihre Liebe jemals wirklich erwidert hat. Meine Gedanken können nicht umhin sich an Lucios Figur zu knüpfen. Auch er ist ein Prinz der Dunkelheit, und wenn er genauso ist wie der Vater? Ich schüttle energisch den Kopf und versuche wieder in die Realität zu kommen. Wieso stelle ich mir überhaupt diese absurden Fragen? Schliesslich ist es nicht mein Problem. Ich atme tief durch und schliesse das Tagebuch. Vielleicht ist es besser eine kleine Runde zu drehen, schliesslich bin ich jetzt frei das zu tun.

Schwarzer DiamantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt