3. Kapitel

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Es ist schon mitten in der Nacht. Am anderen Ende des Zimmers höre ich Azura leise und wohlig unter ihrer warmen Decke schnarchen, während ich kein Auge schliessen kann- wie eigentlich jede Nacht seit ein paar Tagen. Ich wälze mich in meinem Bett, halte die Augen geschlossen aber nichts zu machen; ich schnaube.

Ich greiffe nach meinem Handy auf dem Nachttisch; es ist 02:47 Uhr am Morgen. Ein bisschen spät wenn man bedenkt, dass ich morgen Unterricht habe.

Sofort kommt mir die Idee aufzustehen; wenn ich eine Runde drehe, kann ich nachher sicher besser schlafen. In letzter Zeit mache ich es fast jedes Nacht.

Ich atme tief ein und so leise wie möglich ziehe ich meine Jacke und meine Schuhe an, dann gehe ich zur Tür.

»Lilith? Wohin gehst du?«, fragt mich meine Freudin mit rauer Stimme.

»Azura, mach dir keine Sorgen. Schlaf wenigstens du weiter«

»Kannst du wieder nicht schlafen?«

Ich schüttle abwesend den Kopf, als ich mich daran erinnere, dass sie mich in der Dunkelheit gar nicht sehen kann.

»Nein«, sage ich drum.

»Sei vorsichtig und lass dich nicht erwischen, du weisst dass wir eigentlich nachts nicht alleine raus dürfen«, flüstert sie noch bevor sie sich erneut in ihre Decke einwickelt und sich auf die andere Seite dreht.

»Ist gut.«

Ich lächle kurz, um dann die Türe hinter mir zu schliessen.

Natürlich weiss ich, dass man nachts nicht ohne Begleitung raus gehen darf, aber was soll schon passieren in einem ruhigen Ort wie diesem? Ich habe mir noch nie ein Problem daraus gemacht... und ausserdem, wer würde mich schon bei einem nächtlichem Spaziergang begleiten?

Ich laufe durch die dunklen und stillen Korridore, um nach draußen zu gelangen.

Als die kühle Abend Luft über mein Gesicht streicht, atme ich tief durch und begebe mich dann den Pfad entlang in Richtung einer kleinen Lichtung, die, dank der Stattlichkeit des Waldes, wenig ins Auge sticht und somit für viele Jahre unentdeckt geblieben ist. Bis ich kam.

Das ist schon immer mein Lieblingsplatz gewesen; eine kleine Ecke wildes Paradies, die in der Sicherheit der bewohnten Häuser liegt.

Einmal angekommen, setze ich mich neben eine grosse Kiefer und lehne meinen Kopf dagegen, um die Sterne besser beobachten zu können. Es ist wirklich eine wundervolle Nacht, so schön, dass sie mich verzaubert.

Plötzlich wird meine Aufmerksamkeit von einem komischen Schillern rechts von mir erfasst. Ich drehe mich in die Richtung um und kneife die Augen zusammen, um besser sehen zu können um was es sich handelt. Dann erkenne ich es: ein Glühwürmchen!

Ich lächle und fast wie ein Kind, nähere ich mich diesem, um es besser beobachten zu können.
Doch die leuchtend kleine Kreatur beginnt in den Wald zu fliegen, wodurch sie mich allein zurück lässt. Instinktiv will ich ihr folgen, doch mein Verstand lässt mich zögern.

Es ist nicht ratsam nachts alleine zu einem Platz wie diesem zu gehen.
Im Grunde aber... was kann mir schon gross passieren? Schliesslich ist es der selbe Ort, an dem ich tagsüber die hälfte meiner Zeit mit Azura verbringe. Ich werde mich schon nicht zu sehr entfernen.

Ich beschliesse somit dem Glühwürmchen noch ein bisschen zu folgen, als meine Füße plötzlich wie von selbst anhalten. Das was sich vor mir aufbaut ist atemberaubend.

Es sind so viele Glühwürmchen, dass alles um mich herum beleuchtet wird. Ein kleiner Bach fliesst ruhig den Hang hinunter und streicht delikat, aber stetig über die glänzenden perlenartigen Steine. Der Geruch von Kiefern und Harz ist so intensiv, dass er sofort in meine Nase dringt. Ich schliesse meine Augen, um das Gefühl noch besser zu geniessen.

Schwarzer DiamantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt