22. Kapitel

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Ich habe den ganzen Tag damit verbracht über das Geschehene nachzugrübeln; nicht zu glauben. Dennoch habe ich es nicht bereut, überhaupt nicht.

Ich bereite mich für Lucifers Abendessen vor und beschliesse ein weißes Kleid anzuziehen, das ich in Liliths Schrank gefunden habe und meine Größe hat; wirklich sehr elegant: eng um die Taille und mit glockenförmigen Ärmeln. Während ich mich zum Thronsaal begebe komme ich an Lucios Zimmer vorbei. Die Türe ist geschlossen, also laufe ich einfach weiter. Ich gehe die Treppe hinunter und sehe alle am Tisch sitzen. Lucifer beobachtet mich; er hat einen komischen Ausdruck auf dem Gesicht. Er erhebt sich und kommt mir entgegen.

»Du hast dich also endlich entschieden rauszukommen«, bemerkt er.
»Ich kenne dieses Kleid«, fügt er dann mit melancholischem Blick hinzu. »Weisst du Lucio... «, wendet er sich nun an seinen Sohn »deine Mutter hatte vermutlich genau dieses Kleid an, als ich sie zum ersten Mal sah. Ehrlich gesagt habe ich damals nicht all zu sehr darauf geachtet... sie war viel schöner als ein einfaches Stück Stoff; also habe ich mich auf anderes konzentriert«, sagt der König mit einem nostalgischen Lächeln; der Prinz beobachtet ihn aufmerksam und, schließlich, formen sich auch seine Lippen zu einem Lächeln.

Lucio sitzt auf seinem üblichen Platz; Eva befindet sich neben ihn und ich leugne nicht, dass mich das stört.

Wir konsumieren schnell unser Essen ohne viel zu reden. Ich habe die ganze Zeit versucht den Prinzen nicht zu beobachten, was mir auch gelungen ist, auch wenn ich oft seine Eisspitzen auf mir gespürt habe. Sobald das Essen fertig ist, begebe ich mich zu meinem Zimmer.

»Lilith.«

Ich drehe mich um und Lucio ist wenige Schritte von mir entfernt.

»Ja?«, sage ich gelassen.

»Dürfte ich etwas zu dir kommen?« Er lächelt und ich erwidere es.

»Natürlich.«, akzeptiere ich und verschließe die Türe hinter mir, sobald wir eingetreten sind. Ich fühle mich ziemlich nervös, während er gelassen aussieht. Er setzt sich auf den Sessel.

»Mein Vater hat nicht viele Fragen gestellt, was den Grund angeht, wieso du dich für so lange Zeit ins Zimmer eingesperrt hast.«

»Besser so oder?«

»Ich weiss nicht, es ist sehr komisch«, sagt er nachdenklich.

Ich weiss nicht was ich sagen soll, oder welche Themen ich ansprechen soll; mein Gehirn hat sich auf diese Erinnerung fixiert. Lucio scheint mich zu verstehen.

»Ist es dir unangenehm? Wenn du willst, kann ich gehen.«

»Nein, nein... es ist mir nicht unangenehm. Es ist nur...«

»Du bist ein wenig verlegen«, sagt er sicher. Ich seufze.

»Ja«, gebe ich mit gesenktem Kopf zu.

»Nun... ich glaube, das ist normal«, fährt er fort, ohne die Fassung zu verlieren. »Das war echt verrückt heute morgen«, lacht er.

»Das kannst du laut sagen.«

»Bereust du es?« Ich halte für einen Moment inne.

»Habe ich das Recht nicht zu antworten?«, frage ich mit einem Lächeln. Er antwortet nicht, sondern sieht mich weiterhin belustigt an.

»Und du? Hast du es bereut?«, frage ich ernst. Auch er überlegt eine Weile lang.

»Nein... ich habe es nicht bereut«, sagt er ernst.

Ich zucke zusammen, während er die Beine verschränkt und es sich auf dem Sessel bequemer macht.

»Weisst du, es ist komisch euch Engel zu küssen« Er lächelt maliziös.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 09, 2020 ⏰

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