13. Kapitel

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Ich öffne die Augen; ich muss wohl beim lesen von Liliths Tagebuch eingeschlafen sein. Seltsamerweise bin ich heute nicht völlig durchnässt von meinem Schweiß aufgewacht; möglicherweise gewöhne ich mich langsam an die hohen Temperaturen. Ich beschliesse ein Bad zu nehmen. Bevor ich aber Zimmer wechsle, esse ich noch die Reste vom gestrigen Abend auf.

Ich bin nie ruhig, wenn ich bade, da das Zimmer keine Tür besitzt. Es war wahrscheinlich mal riesig und sie haben es damals für wer weiss welchen Schwarzen Diamanten ausgemerzt.
Ich bin grade fertig mit anziehen, als ich höre wie sich die Türe öffnet.

»Bist du im Bad?«

Ich gehe raus und bleibe wie angewurzelt stehen... es ist Lucio; ich bin überrascht.

»Hattest du nicht gesagt, dass wir uns nicht mehr sehen würden?«

»Ich bin gekommen, um dich dran zu erinnern, dass heute Abend das Abendessen mit meinem Vater ist.«

»Schon? Ist bereits eine Woche vergangen?« Ich setze mich aufs Bett.

»Ja.« Er konzentriert sich auf irgendwas, er riecht an der Luft »hier gibt es einen ungewöhnlichen Duft heute.«

»Was meinst du?«

»Dein Duft... ist anders.«

Er kommt näher; als er wenige Meter von mir entfernt ist, werde ich von einem extrem starken Parfüm von roten Rosen überrumpelt, seinem Blut. Es scheint mir noch süsser als sonst, fast schwindelerregend. Ich trete sofort zurück. Er bleibt stehen.

»Was ist?«

Ich rieche weiterhin seinen Duft im ganzen Zimmer; die Kehle fängt an zu trocknen... verdammt, nicht schon wieder. Ich halte mir mit meinen Händen die Nase zu.

»Dein Duft... ist zu stark.«

Er seufzt.
»Ich denke, dass deine Metamorphose beendet ist...Lilith«, sagt er bitter.

»Und?« Ich halte mir weiter die Nase zu.

»Das heisst, dass du bereit bist, der wahrhafte Schwarze Diamant zu werden. Es wird eine Einleitungszeremonie geben, wo du...« Er spricht nicht weiter und sieht mir in die Augen.

»Wo ich... was? Was ist?«

Er kommt näher.
»Nein Lucio, das ist echt kein Scherz... komm nicht näher« Ich halte mir zwar weiterhin die Nase zu, aber ich spüre wie seine Wärme immer näher kommt.
Er greift nach meinen Händen, seine Berührung ist delikat, er befreit meine Nase. Ich atme ein... mein Ruin! In einer Millisekunde werde ich von seinem Parfüm überwältigt, umzingelt, vergewaltigt. Meine Augen sind schon auf seinen angespannten Hals gerichtet. Es scheint mir fast als könnte ich all seine Adern unter seiner glänzenden Haut pochen sehen. Ich sehe die grösste, die die am meisten Blut pumpt. Vielleicht ist das der Punkt, wohin ich beissen sollte, der beste Platz, wo ich meine Eckzähne versenken sollte, um mich zu erfreuen, meinen Durst zu stillen und die Ekstase dank seinem Blut kennenzulernen. Ja, da sollte ich angreifen.

Ich spüre wie man nach meinen Kiefer greift. Ich komme zu mir; vor mir habe ich Lucios Gesicht, seine Hand hält meine Wangen zusammen und zwingt mich den Mund offen zu halten. Ich entspanne meine Gesichtsmuskeln, ich hatte einen komischen Ausdruck angenommen; ich hatte es nicht gemerkt, aber ich hatte die Zähne gefletscht. Da ist etwas sperriges in meinem Mund, ich berühre es mit meiner Zunge und steche mich. Ich kann zucke sofort zusammen. Lucio lässt los, seufzt tief und versenkt sein Gesicht für ein paar Sekunden in den Händen. Aufgeregt öffne ich meinen Mund und berühre meine Eckzähne mit den Fingern... sie sind lang und scharf! Lucio sieht mich an, ohne ein Wort zu sagen; ich renne ins Bad, um mich im Spiegel zu sehen. Ich glaube es nicht, ich habe Reisszähne!

Schwarzer DiamantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt