15. Kapitel

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Dunkel, alles ist dunkel. Mein Körper pocht, während ich von Kälte umzingelt bin. Jeder einzelne Muskel schmerzt. Irgendwas passiert, irgendwas verändert sich in mir, ich nehme es wahr, ich spüre es im Blut.
Mein Lebenselixier fliesst in einem viel zu schnellen Rhythmus durch meine Adern und verbrennt mich, es tut mir weh. Es ist, als ob ich zerbrechen würde, als ob ich in tausend Stücke fallen würde, aber dennoch, ist es zur selben Zeit so, als würde ich wieder geboren werden, als würde, durch die selben Stücke, ein neues Leben in mir heranwachsen, etwas Neues.
Und dann der Schmerz. Intensiver, fast unerträglicher Schmerz... der noch schlimmer ist, als die Kälte, die auf mir lastet. Und schliesslich nichts, wieder nichts.

Ich weiss nicht genau wie viel Zeit vergangen ist, aber jetzt spüre ich nichts mehr, mir geht es endlich gut, mehr als gut. Ich öffne die Augen und sehe nur verschwommene Bilder, ich bemühe mich, alles um mich herum besser zu fokussieren.

Ich bin im Thronsaal, genau in der Mitte; der schwarze Tisch, worauf normalerweise gegessen wird, wurde zur Seite geschoben und an seinem Platz befindet sich nun eine weisse Platte, auf der ich liege. Ich versuche mich schwerfällig aufzurichten und auf den Rand zu setzen. Meine Handgelenke sind aussergewöhnlich schwer, ich sehe an mir herab und stelle überrascht fest, dass sie von verrosteten Ketten umschlungen sind. Was zur Hölle passiert hier? Unruhig stehe ich ruckartig auf, die Metallketten sind lang und erlauben mir ein paar Schritte zu gehen, verbieten mir aber mich weiter von der Platte zu entfernen, an der ich festgebunden bin.

»Es ist zwecklos so rum zu zappeln«, sagt eine Stimme »du wirst dir nur weh tun«

Ich schaue in die Richtung ihrer Herkunft, aber es ist alles dunkel. Plötzlich entfalten sich an verschiedenen Stellen des Raums grosse Flammen, die den ganzen Saal beleuchten und ihm einen düsteren und bedrohlichen Ausdruck verleihen. Mir gegenüber stehen die Throne: auf dem grossen Thron, welcher reichlich mit silbernen und schwarzen Verzierungen und blutroten Edelsteinen geschmückt ist, sitzt Lucifer; an seiner rechten Seite, auf dem kleineren, aber aus diesem Grund nicht unbedingt weniger schönen, sitzt Lucio. Ich habe sie noch nie dort sitzen sehen, jetzt fühle ich mich wirklich in Gegenwart eines mächtigen, dämonischen Königs.

Im Hintergrund werden Wasserspeier Statuen, monströse Kreaturen und bestrafte Seelen, von den hohen Flammen beleuchtet und mir fällt auf, dass ich sie bis jetzt noch nie bemerkt hatte. Sie sind erschreckend und scheinen mich auf irgendeine Weise zu beobachten und zu beurteilen, genauso, wie der Prinz und der König. Ich sehe mich um und bemerke schnell die anderen Anwesenden, die aus den Schatten treten und mich vollkommen umzingeln. Ich sehe Evas Gesicht, und Cassius', Judas', Brutus', Aciels... und all die anderen, die bis vor kurzem noch in Lucios Zimmer waren, um ihm ihr Blut zu geben. Alle sind da, alle adligen Dämonen sind genau da, vor mir, und beobachten mich voller Verachtung und Wut.

»Was passiert mit mir? Was wollt ihr von mir?«, frage ich und versuche mir meine Angst nicht anmerken zu lassen.

»Wir lagen alle falsch, deine Metamorphose war noch nicht beendet« Es ist Lucifer, der spricht. »Weisst du... es ist ironisch zu wissen, dass ausgerechnet wir, für all diese Zeit, eine kleine giftige Schlange aufgezogen haben«, sagt er nervös und sieht mich mit so einem schneidenden Blick an, dass ich das das Gefühl habe, ihn in den Knochen zu spüren.

»Drück dich besser aus«, antworte ich noch immer verwirrt.

In dem Moment steht der dämonische Herrscher von seinem Thron auf, kommt schnell auf mich zu und, fast ohne es zu begreifen, packt er mich an der Kehle und schmeisst mich auf die Steinplatte zurück, an der ich festgebunden bin. Ich spüre seine Hände auf meiner Haut. Der Griff brennt wie Feuer und verbietet mir zu Atem zu kommen.

Schwarzer DiamantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt