6. Kapitel

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Ich knie immer noch neben dem Feuer auf dem Boden, Lucio ist vor mir und sieht mir aufmerksam in die Augen.

»Du... du bist ein Dämon?!«, stottere ich bestürzt.

»Ja Lilith.«

»Aber du... du siehst gar nicht aus wie einer von ihnen.«

»Wieso, hast du schon mal einen gesehen?«, fragt er verwirrt.

»Nein, aber Dämonen sollten doch Monster mit roter Haut, Hörnern und Ziegenhufen sein«, und sofort bricht er in schallendes Gelächter aus.

»Das sind doch nur Legenden«, sagt er schliesslich.
Ich bleibe wie vom Donner gerührt.

»Meine Aufgabe ist es, Leute anzuziehen, sie zu verführen, zum Bösen zu führen. Wie soll ich denn "die Versuchung" darstellen wenn ich nicht faszinierend aussehe?
Was die Hörner betrifft, die gibt es wirklich, aber nur die königliche Linie besitzt sie.«

»Königliche Linie?«, frage ich verwirrt.

»Ja, der König der Unterwelt und seine direkten Nachkommen. Die Hörner sind das Symbol ihres Befehls.«

Ich bleibe ein paar Sekunden still, immer noch erstaunt, um mich dann auf das Feuer vor mir zu konzentrieren.

»Also... ernährt ihr euch von menschlichem Blut? Ich dachte, dass das Vampire machen, nicht Dämonen.«

Anfangs antwortet er nicht, sondern senkt den Blick.

»Nun... ja, für euch Menschen ist es logisch so zu denken und ihr irrt euch auch nicht.«

Was soll das jetzt heißen?
Plötzlich kommen mir wieder die vielen Mädchen in den Sinn. Ich stehe so ruckartig auf, dass ich ihn überrasche.

»Alle Mädchen mit denen du ausgegangen bist! Hast du ihnen wehgetan? Hast du versucht auch ihr Blut zu trinken?«, schreie ich wütend.

»Nein«, flüstert er zur Antwort.

»Ich glaube dir nicht! Wenn ich herausfinde, dass du auch nur einer von ihnen etwas angetan hast, schwöre ich, dass...«

»Wir ernähren uns nicht von menschlichem Blut!«, schreit auch er und bringt mich zum schweigen. Ich schaudere. Besorgt finde ich meine Kontrolle wieder und beruhige mich.

»Wieso also hast versucht mich zu beissen?«, frage ich verwirrt.

»Das darf ich dir noch nicht sagen.«
Diese Antwort verärgert mich nur noch mehr.

»Bring mich nach Hause, jetzt!«, sage ich mit fester Stimme. Er schneidet mich mit seinem Blick und verschränkt die Arme vor der Brust.

»Ich bin nicht dein Diener, wenn du gehen willst, dort ist die Karte«, antwortet er streng.

»Gut!«

Ich nehme das Stück Papier, dass aus seinem Rucksack auf dem Boden herausragt und mache mich auf den Weg in den Wald.

»Wo willst du hin?«, fragt er in dem Moment, ohne sich zu bewegen.

»Nach Hause!«, ich laufe wütend weiter.

»Es ist gefährlich, dich um diese Zeit in den Walt zu begeben. Wie willst du vom Fleck kommen, du hast noch nichtmal eine Taschenlampe.«

Ich halte inne, noch ein paar Schritte entfernt von dieser dunklen und finsteren Welt. Ich denke an den Wolf und bekomme sofort Bedenken, im Grunde hat er ja recht. Ich drehe mich wieder zu ihm um. Er ist immer noch vor dem Feuer, ohne sich die Mühe zu nehmen mir nach zu schauen, als ob er schon längst wissen würde, dass ich nicht weitergehe.
Ich kontrolliere die Karte, vielleicht muss man nicht unbedingt durch den Wald.

Schwarzer DiamantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt