12. Kapitel

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Ich öffne die Augen und befinde mich wieder in meinem Zimmer, ich stehe verwirrt auf und sehe mich um. Anscheinend hat Lucio wieder seine Kräfte an mir angewendet, um mich reinzubringen. Ich denke an alles was passiert ist und verzweifle. Wieso finde ich sein Blut so unwiderstehlich? In meinen Adern bin ich ein Engel und Engel sollten kein Blut trinken. Ich höre ein plötzliches Geräusch im Bad und zucke auf der Stelle zusammen.

»Wer ist da?«, frage ich mit zittriger Stimme. Lucio zeigt sein Gesicht, indem er hinter der Mauer hervor schaut; seine Haare sind nass und er selbst trägt nur eine Hose. Ich erröte.

»Ich muss jeden Rest meines und vor allem deines Blutes wegkriegen«, erklärt er ernst. Ich weiss nicht was ich sagen soll. Er geht zurück ins Bad und ich rieche das Parfüm der Seife, die ich gefunden habe als ich hier her gekommen war. Er kommt raus und rubbelt sich die Haare mit meinem Handtuch trocken und setzt sich dann schnaubend auf den Sessel vor mir.

»Das Hemd war voller Blut, ich musste es verbrennen.«

»Es tut mir Leid«, sage ich mit schwacher Stimme und lege mit gesenktem Blick die Hände auf die Knie. Ich habe nichtmal den Mut ihn anzusehen.

»Im Grunde ist es meine Schuld«, sagt er und verschränkt die Arme vor der Brust »ich war immer zu gut zu dir, jemand anderes wäre auf der Stelle gestorben.«

»Wieso hast du mir nochmal dein Blut gegeben? Du hättest mich nicht lassen sollen.«

»Ganz einfach, weil ich dich schon fast ausgetrocknet hatte, ohne es zu merken«, flüstert er und fasst sich an die Lippen »dein Blut ist seltsamerweise sehr gut.« Ich erinnere mich an die Szene von vorher und kann nicht umhin meinen Hals zu tasten.

»Du hast mir viel mehr weh getan als die anderen Dämonen...«, gestehe ich in einem Flüstern und er lächelt nervös.

»Du hast wohl nicht realisiert wie schlimm die Situation war, in der du dich befunden hast. Es hätten mir ein paar Sekunden gereicht, um dich zu töten. Ich habe dich mit Gewalt gebissen, weil mein erstes Ziel war, dich gänzlich zu verschlingen; du hast sicher gemerkt, dass mein dämonisches Aussehen komplett war, du solltest flüchten wenn du mich so siehst.«

Seltsamerweise macht er mir keine Angst.

»Also... hast du mir nochmal das Leben gerettet, indem du mir dein Blut gegeben hast« Er zieht eine Grimasse.

»Ich habe es nicht für dich getan«, stellt er klar.

»Ja ich weiss, du hast es nur gemacht, um dich nicht erwischen zu lassen.«

»Glücklicherweise bist du doch nicht so dumm«, sagt er kühl und ich verdrehe die Augen.

»Wieso sehne ich mich so sehr nach deinem Blut?«, frage ich fast verzweifelt »In meinen Adern fliesst das Blut eines Engels, ich sollte das nicht wollen.«

»Ihr Engel habt die gleichen Lüste wie wir. Der einzige Unterschied ist, dass wir auf die seelischen Kräfte verzichtet haben, um uns den körperlichen zu widmen und deshalb auch Reisszähne als Gabe bekommen haben, um unsere Lüste zu erfüllen. Ihr habt auf diese Freuden verzichtet und habt somit auch einen anders ausgestatteten Körper. Aus diesem Grund habt ihr
keine Reisszähne. Das heisst aber nicht, dass ihr euch nicht nach unserem Blut sehnt. Die Sache ist, dass die Engel normalerweise einer sehr starken Selbstkontrolle begabt sind, du in Eigenschaft als Schwarzer Diamant offensichtlich nicht.«

Ich senke beschämt den Blick.

»Sag mal Lilith, ist mein Blut wirklich so deliziös?«, fragt er mit böswilliger Überlegenheit.

Ich sehe ihm direkt in die Augen, jetzt geht er mir langsam auf die Nerven. Glücklicherweise klopft es an der Tür und er geht sofort aufmachen. Es ist Aciel. Er recht Lucio ein dunkles T-Shirt, das er sofort anzieht.

Schwarzer DiamantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt