(12) Sweet dreams! [CasDean]

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Nach seinem sechsten Geburtstag wurde es für Dean, der seit dem nie wieder ein richtiges Zuhause hatte, immer schwerer, dieses Leben zu leben. Er hatte Dinge gesehen, die bei jedem anderen mehr als nur Albträume verursacht hätten. Er wusste nicht, woran er sich stützen sollte, weshalb er zu beten begann. Er hatte keine Ahnung, zu wem, aber er tat es. Und es fühlte sich jedes Mal auf's Neue erleichternd an. Als ob ihm wirklich jemand zuhörte.
Dad wollte er es nicht erzählen, er würde es für Zeitverschwendung halten oder gar für albern. Er betete gern lange, vor dem Schlafengehen. Eines Nachts, kurz vor seinem ersten Schultag, bat Dean denjenigen, der ihm vielleicht zuhörte, mal zu ihm zu kommen. Er wartete lange. Stunde um Stunde vergingen, bis Dean an der Fensterbank einschlief.
Das Geräusch schlagender Flügel weckte ihn. Ein erwachsener Mann, dunkelhäutig, groß und viel gruseliger als Dean gedacht hatte, stand in der Mitte des Zimmers. Er trug einen schwarzen Anzug, sah den Jungen ziemlich mies gelaunt an und kam ein paar Schritte auf ihn zu. Dean konnte nirgendwo hin, also blieb er ruhig liegen.
"Du hältst dich für was ganz Besonderes, nicht wahr,Winchester?", fragte der Mann halbherzig.
"Ich..."
Dean wusste nicht, was er falsch gemacht hatte.
"Du glaubst, du könntest einfach rufen und schon wären wir überall um dich herum? Wie Fliegen um einen Scheißhaufen?!", brüllte er und stieß einen Tisch um. Dean sah zur Tür. Gleich würde Dad kommen, dann war er gerettet. Dad würde kommen!
"Dein Vater kommt nicht, um dich zu retten", sagte der Mann, als könne er Deans Gedanken lesen, "Ich warne dich nur vor. John Winchester macht sich gar nichts aus dir. Nicht das du's verdient hättest..."
"DU LÜGST!"
Dean stiegen die Tränen in die Augen. "Er wird dich noch öfter vernachlässigen. Und schließlich wird er dich hängen lassen, wenn du ihn am dringendsten gebraucht hättest. Samuel ist sein Lieblingskind, nicht du!"
"LÜGNER!"
Dean rannte tränenüberströmt an ihm vorbei, sprang in sein Bett, vergrub sich in der Bettdecke und weinte in sein Kissen. Er wollte, dass alles nur ein böser Traum war. Er wollte nicht, dass solch gefühllose, bösartige Wesen tatsächlich existierten.
Plötzlich nahm Dean die Stimme einer weiteren Person wahr. Auch ein Mann. Sie schienen einander zu kennen. Die beiden unterhielten sich, nein, sie diskutieren.
Wieder Flügelschlagen, aber Dean spürte, dass der zweite immer noch da stand.
"Verschwinde!", schrie Dean, "Verschwindet alle! Lasst mich in Ruhe. LASST MICH ALLEIN."
Der zweite 'Engel' oder was immer es sein sollte, befolgte dem Befehl ohne jeden Einwand.
Dean machte die ganze Nacht kein Auge zu und schwor sich, nie wieder zu beten. Nie wieder!
In der darauf folgenden Nacht, legte er eine Waffe unter sein Kopfkissen. Es war viel zu leicht für jedwede Monster in sein Zimmer einzubrechen. Immer noch höchst unsicher legte er sich hin.
Er träumte nicht, bis er wach wurde... durch dasselbe Geräusch wie am vorigen Abend.
Leise zog er die Pistole an sich.
"Hallo Dean."
Dieser erschrak und zielte, konnte jedoch nichts erkennen.
"Schon gut, ich will dir nichts tun." Der Mann, dem hundertprozentig die zweite Stimme von gestern gehörte, schaltete das Licht an. Er war kleiner als der andere, hellhäutig, dunkles Haar und Trenchcoat.
Der Mann sah ihn ruhig an.
"B... bleib weg von mir!"
Er bewegte sich nicht.
"Du musst keine Angst haben. Ich weiß, Uriel ist nicht unbedingt der netteste oder kinderfreundlichste Engel... er ist..."
Er seufzte.
"Ich wollte mich für meinen Bruder entschuldigen. Du hast wirklich nichts zu befürchten."
"Warum hat er das dann gemacht?"
Castiel überlegte, wie er es einem Sechsjährigen am besten beibringen sollte.
"Weißt du, für gewöhnlich antworten wir sehr selten, fast nie, auf die Gebete der Menschen."
"Warum dann auf meins? Wenn ich hätte aufhören sollen, wenn es genervt hat..."
"Himmel, nein."
Er setzte sich neben Dean.
"Ich verspreche, du hast an gar nichts die Schuld, Dean."
"Wie heißt du eigentlich?"
"Castiel."
"Das klingt schön."
Zum ersten Mal seit Langem lächelte der Engel.
"Warum dann? Wenn es nicht ich war?"
"Also, Dean, du... du bist etwas ganz Besonderes. Jemand sehr Wichtiges für uns. Die anderen, wie Uriel zum Beispiel, sind... sozusagen eifersüchtig auf dich. Du darfst es ihnen aber nicht übel nehmen. Und gib deinen Glauben nicht auf, okay?"
Er stand auf.
"Castiel?"
"Ja?"
"Bleibst du bitte, bis ich eingeschlafen bin? Bitte?"
Wieder lächelte er.
"Natürlich."
Er setzte sich neben das Bett und nahm seine Hand.
Cas wartete geduldig und streichelte sanft über den Kopf des Sechsjährigen, bis er dessen ruhige gleichmäßige Atemzüge wahrnahm. Dann verschwand er schlechten Gewissens. Wenn der arme Junge bloß wüsste, was auf ihn zukam...

A Supernatural Love >>SPN Oneshots << [FINISHED]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt