(16) SPN/ Elfen Lied [CasDean]

1.4K 82 11
                                    

Dean versteckte sich. Mal wieder. Er hatte Angst. Immer noch. Seit er sich erinnerte, verabscheuten ihn die anderen. Aber wieso? War es wegen der Hörner, die er seit seiner Geburt hatte? War es nur das?
Dean begann zu rennen, ging jeder Straßenlaterne und jeder Beleuchtung aus dem Weg. Er musste aus der Stadt raus, solange es noch dunkel war. Seit zwei Jahren wurde er gejagt, als alles anfing, war er acht gewesen. Man wollte ihn umbringen lassen. Als er genauer nachgeforscht hatte, hatte er erfahren, dass es noch andere wie ihn gab. Alles Mädchen. Er wusste immer noch nicht, ob er der einzige Junge war. Aber es lag ziemlich nahe. Eines der Mädchen wurde gewalttätig und seitdem wurden Kinder wie er überall auf der Welt getötet. Man nannte sie Diclonius. Sie hatten Hörner und unsichtbare Hände, Vektoren, mit denen dieses Mädchen, Lucy, viele Menschen umgebracht haben soll. Aber warum war Dean überhaupt aufgewachsen? Wollte man ihn nicht schon nach der Geburt tot sehen? Dean war im Waisenhaus aufgewachsen, er wusste es nicht, nahm aber an, dass auch seine Familie ihn wegen der Hörner verstoßen hatte. Hatte man ihn am Leben gelassen, weil er der einzige Junge war? Dean rollte sich unter ein Auto und zog sich seine Kapuze tief übers Gesicht. Sekunden später fuhren drei Polizeiwagen an ihm vorbei. Er hustete leise. Warum ließen sie ihn nicht in Ruhe? Er hatte nie jemanden getötet. War er etwa ein zu großes Risiko? Er setzte sich wieder in Bewegung und bog auf die Hauptstraße ab.
"Da ist er! Feuer!"
Es wurde sehr laut. Von allen Richtungen kamen Polizisten, Soldaten und andere Männer, die weder das eine noch das andere waren. Sie alle schossen auf Dean. Dieser jedoch fing alles mit seinen Vektoren ab. Er stand einfach da, bis jede einzelne Kugel verschossen war. Dann sprang er und grub seine Vektoren so in den Boden, sodass er fast flog. Er landete am Stadttor und rannte weiter.
Nicht stehen bleiben, dachte er, bloß nicht stehen bleiben!
Hinter ihm waren Sirenen wahrzunehmen. Er wurde verfolgt. Er verließ die Straße und lief über ein weites Feld. Dann noch eins. Und ein weiteres. Es begann zu regnen und er kam in einem Wald an. Völlig außer Atem stolperte er gegen einen Baum. Er war wie immer völlig schmutzig, müde und zerkratzt. Aber... er sollte noch weiter gehen. Der Junge schleppte sich voran, Meter für Meter und überlegte. Bisher war er ohne jedes Ziel weggelaufen, hatte mit niemandem gesprochen und sich ruhig verhalten. Was sollte er jetzt tun? Sollte er andere suchen, die so waren wie er? Gab es lebende Diclonius überhaupt noch?
Dean zog sich mit letzter Kraft einen Baum hoch und fiel nach wenigen Sekunden in Tiefschlaf.

Als er aufwachte, war es schon mitten am Tag. Vogelgezwitscher und der typische Geruch nach Laubbäumen erfüllte die Luft. Entsetzt merkte er, dass er vom Baum runtergefallen war und auf der Erde lag. Alles tat ihm weh. Was nun? Er hörte etwas plätschern. Irgendwo in der Nähe musste ein Bach sein oder ein See oder so etwas. Er ging weiter, bis er ihn erreichte. Einen riesigen See. Ohne weiter nachzudenken, sprang er hinein. Es war nicht besonders tief am Anfang und das war auch gut so. Seinen Pullover hatte er ausgezogen, wie seine Schuhe. Es war erfrischend kühl dafür, dass er Mitte Juni die ganze Zeit über im selben Pulli herumlief.
"Was...?"
Dean wurde ganz still und spitzte die Ohren. Er konnte Stimmen hören. Panisch versteckte er sich hinter einem Fels zwischen dem höhen Gras. Wie konnte er nur so blöd sein? Nichts, was ihn je glücklich gemacht hatte, war von Dauer gewesen. Er lugte kurz hervor und erkannte zwei Jungen, die etwas jünger waren als er. Sie unterhielten sich und lachten. Freunde waren das. Dean lächelte schwach. So hatte er sich das immer vorgestellt. Und gewünscht. So leise wie möglich schlüpfte er an Land. Er wollte nicht, dass sie ihn bemerkten und ihm wehtaten. Er wollte sie nicht verletzen. Er streifte sich seinen Pulli über, zog seine Mütze an und da noch die Kapuze drüber. Er wollte sich gerade den zweiten Schuh anziehen, als er Schritte bemerkte.
"Oh hallo. Hab dich gar nicht gesehen", lachte einer der beiden Jungen. Er hatte kurzes, dunkles Haar und meeresblaue Augen.
Dean war so überrumpelt, dass er gegen einen Baum fiel und sich nicht mehr rührte. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hatte ihn gesehen! Würde er...?
Zwei von Deans Vektoren kamen dem Hals des Jungen immer näher. Er wusste genau, wie lange er drücken konnte, ohne ihn umzubringen. Vier weitere schlossen sich um seine Arme und Beine. Der Junge verzog das Gesicht, weil er keine Antwort bekam. Dean griff nicht fest genug, damit er es bemerkte. Noch nicht. Was aber, wenn er sich erinnerte und die Polizei rief? Würde er den Jungen töten müssen?
"Ich bin Castiel. Alle sagen aber Cas. Und du?"
Dean wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Sollte er seinen Namen sagen? Sollte er wegrennen? Sollte er ihn bewusstlos schlagen? Töten?
"Dean. Ich heiße Dean", sagte er mit leiser Stimme.
Castiel strahlte auf.
"Hey Sam. Komm mal."
Oh nein. Nicht auch noch ein zweiter, der vielleicht sterben muss, dachte Dean. Die Polizei würde ihn früher oder später auch hier suchen. Dann würden Sam und Cas sein Gesicht kennen. Und ihn verraten. Das hatte bisher jeder getan.
Sam kam um die Ecke, er hatte hellere und längere Haare als Castiel und war ein gutes Stück größer.
"Oh hallo. Was machst du denn hier so allein?"
Beide grinsten ihn nett an. Sie schienen wirklich freundlich zu sein. Leider hatte Dean keine guten Erfahrungen mit freundlich wirkenden Menschen. Auch Sam griff er leicht an den Hals und an Arme und Beine. Schon seltsam, dass Dean nie auf den Gedanken gekommen war, seine Vektoren zu zählen. Es waren viele. Sehr viele sogar. Dreißig vielleicht mehr. Dean hasste sie. Warum konnte er nicht sein wie Sam und Cas?
"Nichts besonderes."
"Bei dreißig Grad in einem Pulli, 'ner Mütze und Kapuze? Du willst mich veräppeln. Zieh das doch aus, du erstickst noch."
Cas kam näher. Dean wich weiter an den Baum zurück.
"Hey, schon gut. Er beißt nicht", lachte Sam.
"Sehr witzig", schmunzelte Castiel.
"Es ist gut, wie es ist", murmelte Dean. In Wahrheit war ihm schon ziemlich warm, doch in den letzten beiden Jahren hatte er sich daran gewöhnt, immer denselben Pulli zu tragen.
"Wenn du meinst. Hey, hast du Lust, noch ein wenig mit uns zu spielen? Nur falls du nichts anderes vorhast."
Dean ließ endgültig von den Jungs ab. Er fühlte sich irgendwie sicher. Zum ersten Mal seit Jahren.
"Okay."
"Cool. Sag, willst du ernsthaft die ganze Zeit in diesem Ding bleiben?"
Dean nickte.
Sam runzelte die Stirn.
"Und die Kapuze?"
Dean nahm sie runter. Jetzt war da nur noch die Mütze. Wenn seine neuen Freunde die Hörner sehen würden, würden sie ihn bestimmt nicht mehr so freudvoll und neugierig ansehen. Sondern gehässig und angeekelt wie der Rest auch.
"Gehst du so ins Wasser?"
Dean dachte nach. Dann zog der kurzerhand den Pullover aus. Das war ein verdammt großes Risiko. Aber das war es wert. Dean versuchte, zu glauben, dass er tatsächlich Freunde gefunden hatte. Die nächsten paar Stunden spielten sie alles, was man mit einem Wasserball und zwei Taucherbrillen spielen konnte. Alles machte so Spaß, dass Dean seine Probleme für kurze Zeit vergaß.
Plötzlich sprang Cas von oben auf ihn, um ihn unter Wasser zu bekommen und stieß mit den Händen gegen seine Hörner.
"Au!"
Seine Mütze rutschte weg, automatisch tauchte er nach unten. Als sie beide wieder auftauchten, rieb sich Castiel die Hand.
"Muss sie mir wohl am Stein gestoßen haben."
"Ja, anscheinend."
Stein. Klar, dachte Dean. Das war knapp gewesen. Zu knapp. Er wollte sofort aus dem Wasser raus. Aber wie sollte er die anderen überreden? Gar nicht.
"Hey, spürt ihr das auch?", fragte er mit gespielter Nervosität, dann strich er mit einem Vektor Cas und Sam spürbar an den Unterschenkeln vorbei.
"Oh Gott, ich glaube, da ist was. Was großes."
Cas sah sich erschrocken um. Sam dagegen blieb gelassen.
"Wird schon nichts sein. Außer handgroßen Fischen ist hier nichts."
Sam nahm sich eine Taucherbrille und steckte den Kopf ins Wasser.
"Tut mir leid", flüsterte Dean ganz leise und zog Sam anschließend die Füße nach oben.
Er tauchte nach Sekunden wieder auf und hustete, danach waren alle recht schnell aus dem Wasser.
"Passt ja eigentlich. Wir müssen jetzt eh heim. Dean, wo wohnst du eigentlich?"
Als dieser keine Antwort gab, ahnte Cas es schon.
"Ach so. Hey, willst du mit zu mir? Du könntest auch übernachten. Meine Eltern werden schon nichts dagegen haben."
Dean freute sich unsagbar über das Angebot. Ein richtiges Bett. Mit richtigem Abendessen. Aber was wenn die Polizei kam? Mit den Leuten von der Anstalt. Dean war kurze Zeit dort gefangen gehalten worden. Er wollte und konnte nicht mehr dahin.
"Gut, wenn's keine Umstände macht."
"Klasse!"
"Ich darf dann auch vielleicht."
Sam, Dean und Cas gaben sich ein High Five.
Nach etwa zehn Minuten kamen sie im Dorf an, wo die beiden lebten. Es war wunderschön. Einer der schönsten Orte, die Dean je bei Tageslicht gesehen hatte. Sie klopfen bei Sonnenuntergang bei Cas' Eltern.
"Castiel, du darfst doch nicht so spät kommen, wir haben uns Sorgen gemacht."
"Aber, Mom, ich bin doch sonst immer noch länger draußen."
"Ja, aber nicht in solchen Zeiten... wer bist du denn?"
Sie musterte Dean, vor allem die Mütze und den Pulli.
"Das ist mein neuer Freund. Er heißt Dean. Ich wollte fragen, ob er und Sam heute hier übernachten können?"
Mrs. Novak hob eine Augenbraue.
"Sam's Vater ist ganz bestimmt dagegen. In unserer Gegend soll sich eine Gruppe Satanisten herumtreiben. Und außerdem ein gefährlicher Massenmörder mit unbekannter , lebensgefährlicher Waffe. Das sage ich nicht nur so, Castiel, du gehst ab heute nirgends mehr allein hin."
Cas und Dean sahen sich entsetzt an. Dean war sich ziemlich sicher, dass er dieser Massenmörder sein sollte. Aber diese Satansanbeter...
"Für dich, Dean, ist es zu spät, allein nach Hause zu gehen, also... würde ich sagen, du kannst hierbleiben. Für die nächsten Tage."
"Wow, danke Mom."
Jetzt kam sein Vater, Chuck, um die Ecke.
"Castiel, ist... kenn ich dich nicht von irgendwo her?"
Er sah Dean durchdringend an.
"Nein, das ist Dean, sein Freund. Es ist zu spät, jetzt allein draußen herumzulaufen, da sagte ich, er kann bleiben."
"Natürlich." Sein Vater lächelte. "Fühl dich wie zu Hause. Was soll eigentlich die Mütze?"
"Hab 'ne empfindliche Kopfhaut."
Er zuckte die Achseln und Cas und Dean gingen ins Zimmer. Er gab dem Diclonius eine von seinen Pijamas, die ihm ein wenig zu klein war. Dean legte sich auf die Matratze, die Cas auf dem Boden ausgebreitet hatte. Sie war weich. Und warm.
"Nacht, Dean."
"Gute Nacht, Cas."
Er lag ein wenig, bis er sagte:
"Hey Cas. Pass bitte auf dich auf, okay? Wenn dir oder Sam etwas passieren würde,... wäre ich sehr unglücklich."
Cas warf ihm einen warmen Blick zu. "Es wird schon alles gut. Nur dieser Massenmörder..."
"Da ist kein Massenmörder."
"Aber Mom sagte..."
"Vertrau mir. Er wäre mir bereits begegnet, ich bin viel herumgekommen. Wir sollten uns mehr über diese Gruppe sorgen."
"Okay. Dean?"
"Ja?"
"Was ist da unter dieser Mütze, dass du solche Angst vor dem Abnehmen hast?"
Dean zögerte.
"Unglück."
Damit war er eingeschlafen.

A Supernatural Love >>SPN Oneshots << [FINISHED]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt