Spieglein,Spieglein...

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Ich wurde von den warmen Sonnenstrahlen geweckt, die sanft mein Gesicht streiften. Die Nacht hatte ich nichts geträumt, was eigentlich untypisch ist, denn ich träumte fast immer etwas. Wie spät es wohl war?

Ich stieg aus meinem Bett und tapste auf nackten Füßen zu einem der fünf großen Fenster und schaute hinaus. Die Sonne war vermutlich gerade erst aufgegangen, denn es waren noch vereinzelte rote Schlieren an dem blauem Himmel zu erkennen. Ich beobachtete die Blüten der Lilien, in dem Garten unter mir, die sich seicht im Wind wiegten. Ich stand dort, still und nachdenklich, während ich auf die wunderschönen Blumen starrte. Plötzlich schob sich ein dünner, rothaariger Junge in mein Blickfeld und nahm sich all meine Aufmerksamkeit.

Es war dieser Junge, mit dem ich in meinem Traum getanzt hatte und der mich vor der Tür des Direktors umgenietet hatte.

Wie kam der hierher?!

Total verwirrt starrte ich ihn an und bemerkte garnicht, dass er meinen Blick erwiderte. Erst als er mich bis über beide Ohren angrinste wand ich meinen Blick ab, nur um eine Sekunde später wieder hinzusehen, doch da war er schon weg. Hab ich mir das nur eingebildet?

Kopfschüttelnd ging ich in den Ankleideraum, zog mir ein grün, gelbes Kleid an, nur um es dannach durch ein beigefarbenes zu ersetzen. Da  ich keine Lust hatte High-Heels anzuziehen, zog ich einfach meine lilanen Chucks an, die nicht wirklich zu dem Kleid passten, aber das war mir recht egal. Schnell zog ich mir die Bürste durch die Haare, machte mein Bett und verließ mein Zimmer, um den Palast etwas zu erkunden.

Ich nahm unzählige Abbiegungen und grüßte die Leute, die an mir vorbeigingen. Schnell wurde mir klar, dass ich mih komplett verlaufen hatte, denn die Gänge waren wie ausgestorben. Ich versuchte ganz ruhig zu bleiben, doch so ganz gelang es mir nicht. Was ist, wenn du zu spät zu deiner Krönung kommst? Oder noch schlimmer: Wenn du nie wieder zurück findest und hier stirbst?!

Ich atmete einmal tief ein und wieder aus und ging langsam den schier endlose Gang weiter, bis ich vor einer Wendeltreppe stehen blieb. Ich blickte einmal herauf und musste feststellen, dass diese Treppe verdammt weit hoch ging. Zum Glück hatte ich meine Chucks angezogen, denn die Neugier packte mich und ich stieg die Treppe hinauf. Nach gefühlten Tausend Treppenstufen kam ich vor einer Holztür zum stehen. Sie war dunkelbraun und im Gegensatz zu den anderen Türen im Palast sehr langweilig. Kein Schloss oder Klinke, nur eine kleine Schlüsselförmige Vertiefung.

Warte mal! Klein und Schlüsselförmig?

Ich fasste mir an meinen Hals, wo sich meine Kette kühl unter meine Finger schmiegte. Seit Lucas sie mir gegeben hatte, hatte ich sie kein einziges Mal abgenommen, nur das eine Mal, als ich das Zeitportal öffnete. Vorsichtig nahm ich sie ab und drückte den Anhänger in die Vertiefung. Ein Pulsieren ging durch die Tür und öffnete sich einen Spalt. Vorsichtig stieß ich sie auf, nahm meine Kette und trat ein. Der Raum war klein und rund. Durch ein kleines Fenster fiel sperrliches Licht und gab die Sicht auf eine verstaubte Truhe frei. Außer dieser Truhe stand nichts in dem Raum, der von Spinnenweben und Staub übersäht war.

Langsam ging auf die Truhe zu und hockte mich vor sie hin. Was wohl da drin war? Mit der Hand wischte ich den Staub weg und musste daraufhin heftig Husten, dann erstarrte ich jedoch.

Auf der Truhe stand in schwungvollen Buchstaben mein Name.

Ich versuchte den Deckel zu öffnen, der jedoch bewegte sich kein Stück. Immer fester zog ich daran, bis ich seufzend aufgab. Wie konnte ich die Truhe öffnen? Ich suchte nach einer kleinen Vertiefung für meinen Anhänger, wurde jedoch derbe enttäuscht.

Verzweifelt stand ich auf und trat gegen dir Kiste. >>Auauauauaua!<< schrie ich und und hüpfte dabei auf einem Fuß durch den Raum. Die Kiste war härter als sie aussah. Als ich mit meinem kleinem Schmerzenstanz fertig war blickte ich noch einmal auf die Kiste, die ein Stück zurück gerutscht war und einige, in den Boden gemeißelte Buchstaben freigab. Mit neuer Hoffnung schob ich die Kiste beiseite und blickte auf Wörter, die unter Noten standen. Es war ein Italienisches Lied. Gut das ich Gestern Harfe beigebracht bekam, denn nun wusste ich, welche Note für welchen Ton bestimmt war.

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