Wie du mir, so ich dir

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Ich saß wie jeden morgen beim Frühstück mit der Königin, die mich immer noch besorgt anguckte. >>Es geht mir gut, Mutter. Bitte hör auf mich so anzuschauen.<< sagte ich abweisend. >>Aber Liebes, wir machen uns doch nur Sorgen um dich, wegen dem…Nunja…wegen dem was Gestern geschehen ist.<< antworte Damiana und guckte mich fürsorglich an. Dann ergriff Giacinto das Wort, der das erst Mal mit uns frühstückte: >>Deine Mutter hat Recht, Lynn. Wir wissen nicht, wer oder was das Gestern war und warum es dich angegriffen hat.<< >>Es hat mich ja nicht angegriffen, mir ist doch nichts geschehen.<<

Stimmte das? War das wirklich kein Angriff auf mich gewesen? Wenn, dann wäre ich jetzt bestimmt tot, da war ich mir sicher.

Nach dem Frühstück nahmen mich der König und die Königin mit auf den Marktplatz, um auch dem >niederem Volke< - wie sie der König nannte – zu zeigen, dass endlich die verschollene Prinzessin wieder gefunden wurde. Hurra!

Die Kutsche, in die wir einstiegen sah sehr luxuriös aus: Vergoldete Reifen, Rosenholzverkleidund und mit rotem Samt gepolsterte Sitzflächen. Ich stieg ein und hob dabei das blaue Kleid an, welches ich auch bei der Krönung trug. Als wir alle saßen, trieb der Kutscher die schneeweißen Pferde an und mit einem leichten Ruck setzte sich die Kutsche in Bewegung. Während der Fahrt blickte ich aus dem Fenster und ging in Gedanken nochmal den morgen durch.

Ich öffnete meine Augen und das erste was ich sah, waren sieben sorgenvolle Augenpaare, die sich um mich herum versammelt haben. Ich lag in meinem Bett und mein Kopf dröhnte, so, als würde jemand mit einem Presslufthammer dagegen donnern. >>Sie wacht auf! Sie wacht auf!<< schrie Concetta aufgeregt. >>Wir haben alle Augen im Kopf, Concetta. Wir sehen es!<< gab Enea zurück. >>Lynn, Schätzchen. Geht es dir gut?<< fragte die Königin.

Ich nickte.

>>In Gottes Namen, Lynn! Was ist passiert?<< fragte nun auch der König.

Ich nickte.

 >>Lasst sie sich doch erst mal zu sich kommen. So eine Ohnmacht kann ganz schön krass sein!<< sagte Lucas aufgebracht, woraufhin ihn alle verwirrt anguckten. Mit alle, meine ich Concetta, Enea, Biancaneve, Damiana, Giacinto und Robin. >>Oh, ich meinte, nach einer Ohnmacht fühlt man sich sehr müde, es wäre also besser, wenn wir die Prinzessin erst mal in Ruhe lassen würden.<< verbesserte er sich dann. Damiana gab mir noch einen Kuss auf die Stirn und verließ dann mit Giacinto mein Zimmer. Meine drei Kammerzofen folgten ihnen und so blieben nur noch Lucas, Robin und ich übrig.

Robin setzte sich auf den Rand meines Bettes und strich mir sanft über die Stirn. >>Was machst du nur für Sachen, Lynn?<< sagte er liebevoll und schenkte mir einen noch liebevolleren Blick. Ich lächelte ihn schwach an, woraufhin Lucas abfällig schnaubte.

Stimmt ja, er war auch noch da.

Sofort setzte ich mich hin und stieß dabei Robins Hand weg. Ich wollte sprechen, doch mein Hals war so trocken, dass ich nur ein leises Krächzen rausbekam. Lucas verstand, und gab mir ein Glas Wasser, welches vorher auf meinem Schminktisch stand. >>Lucas, kann ich mal mit dir alleine reden?<< fragte ich immer noch etwas heiser. >>Klar, aber nur wen der mal endlich verschwinden würde.<< antwortete er und blickte dabei Robin gefährlich an. Der sagte nur: >>Alles klar, ich merke schon, wenn ich unerwünscht bin. Bis demnächst, Kleines.<< sagte er, gab mir einen Kuss auf die Wange und verschwand. Verblüfft blickte ich ihm hinterher. Wofür war das denn bitteschön?

>>Versprich mir, dass du den nie wieder sehen wirst.<< zischte Lucas bedrohlich. >>Was?<< fragte ich noch verblüffter. Was war denn auf einmal mit allen los? >>Versprich mir, dass du den nie wieder sehen wirst.<< widerholte er, diesmal aber nicht so bedrohlich. Da ich merkte, dass es böse Folgen haben könnte, wen ich nicht einwilligte, tat ich dies.

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