When the darkness appears

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Ich wusste nicht, was mich mehr irritierte: Die Tatsache, dass Lucas mich liebte und trotzdem Biancaneve küsste, oder dieser verletzte Ausdruck in Robins Augen.

>>Ich weiß, dass ist alles etwas viel für dich auf einmal, aber bitte versuche nicht gleich durchzudrehen.<< sagte Robin mit entschuldigender Stimme. >>Ich drehe nicht durch.<< sagte ich monoton. Und das stimmte auch. Ich fühlte mich nicht so, als würde ich gleich durchdrehen. Ich fühlte gar nichts. Nur eine innere Leere.

>>Lynn? Lynn, was ist los?<< fragte Robin und in seiner Stimme lag ein Hauch von Panik. Ich löste mich aus seiner Umarmung und blickte ihm in die Augen. In diese wunderschöne, smaragdgrünen Augen, die mich besorgt anglitzerten. Dann schloss ich meine Augen und sah nur noch schwarz. Es war so dunkel. So kalt. Ich fühlte wie sich diese Kälte in meinem Inneren ausbreitete. Es war so wie in meinem Traum, nur dass ich mich diesmal unwohl fühlte. Es war so, als würde jede Faser meines Körpers gegen diese Kälte ankämpfen. Ich spürte, wie jemand an mir rüttelte, doch ich öffnete meine Augen nicht. Nicht bevor ich die Dunkelheit vertrieben hatte.

>>Lynn.<< jemand rief nach mir.

>>Lynn.<< es war nicht mehr als ein flüstern.

>>Was ist?<< flüsterte ich zurück.

>>Lass los.<<

>>Was?<<

>>Lass los.<<

>>Wie?<<

>>Lass los?<<

>>Wie denn?<<

>>Lass los.<<

>>Was? Was soll ich loslassen?!<<

>>Lass los!<<

>>Nein!<<

Ich schlug meine Augen auf und damit verpuffte diese Kälte und wich einer wohligen Wärme, die sich explosionsartig in mir ausbreitete. Um mich herum wirbelten unzählige Wesen mit schrecklichen Fratzen und sperrten jegliches Licht mit ihren schleimigen Körpern aus. Das einzige was ein wenig Licht spendete, war die Schlüsselkette, welche ich immer noch um den Hals trug. Wo war Robin? Hatte er mich einfach im Stich gelassen? Nein, das konnte nicht sein. Andernfalls war er das Kind der Dunkelheit. Andererseits hatte er damit abgeschlossen und ich glaubte ihm. Die Fratzen kamen immer näher und zu allem Überfluss begann jetzt auch noch dieses schrille Kreischen. Ich hielt mir die Ohren zu, doch das Kreischen wurde dadurch nur noch lauter.

Lange würde ich das nicht mehr aushalten. Was konnte ich nur tun? Warum hatten Lucas oder Robin mir nie beigebracht, wie man in solch einer Situation umgeht? Oder hatten sie das getan?

Dann wusste ich, was ich machen sollte.

Entschlossen nahm ich meine Hände von den Ohren und umfasste mit der einen Hand die Kette, welche Lucas mir damals geschenkt hatte. Ich konzentrierte mich auf den Boden und konnte die Natur spüren, die sich um mich herum befand. Und die nur darauf wartete, meine Befehle auszuführen. Also tat ich das auch!

>>Vernichtet die Schatten.<< sagte ich und sofort schossen Ranken aus dem Boden, die die Schatten niederschlugen, zerquetschten oder durchbohrten. Nun war ich also aus meinem Gefängnis befreit und blickte mich nach Robin um, doch es war keine Spur von ihm zu sehen. War er doch noch daran interessiert mich zu vernichten? Ich schüttelte den Kopf. Das konnte einfach nicht sein, warum hätte er mir sonst von seinen Taten erzählt? Abermals schloss ich die Augen und tastete die Umgebung ab, um ein Zeichen von Robin zu finden. An einem Punkt wurde ich dann auch fündig. Dort schrie die Natur förmlich vor Schmerz, denn an diesem Ort war eine sehr hohe Konzentration von schwarzer Magie. Ich wusste ja nicht, zu wie viel Robin fähig war, doch das war sogar für ihn zu viel. Da musste noch eine Person sein.

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