Dunkle Züge (Zwischenkapitel)

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Hey, hier mal ein kurzes Zwischenkapitel. Hoffe es gefällt euch :)

An der Seite ein Bild von dem Rosengang.

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Ich träumte.

Mal wieder.

Aber dieser Traum war anders als alle anderen: Ich war auf dem Anwesen von Davino und ging durch den Garten. Überall waren Rosen in allen Farben und hatten die längsten und spitzesten Dornen die ich jemals gesehen hatte. Wahrscheinlich hätte ich sie alle näher betrachtet, wenn mich nicht irgendetwas magisch angezogen hätte. Wie in Trance ging ich immer weiter auf diesen einen bestimmten Punkt zu, von dem ich nicht wusste, was mich erwartete. Irgendwann wurde dieses ziehen immer stärker und ich beschleunigte meine Schritte.

Als das ziehen schließlich aufhörte stand ich vor einem langem Gang, der mit Rosen überspannt war. Es war wunderschön und ich kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus! Langsam ging ich den Rosengang entlang und nahm jeden einzelnen Augenblick in mir auf. Es war so friedlich und still, nur das leise rascheln der Blätter war zu hören, wenn ein seichter Windstoß hindurch fuhr.

Am Ende des Ganges stand ein kleiner, weißer Sockel auf dem drei Blumentöpfe mit jeweils einer Blume standen. In dem ersten Blumentopf war eine schwarze Rose, die noch schwärzer als die Nacht schien, so als würde sie alles Licht um sich herum verschlingen und nie wieder hergeben. In dem mittlerem Topf war eine weiße Lilie, die sich an den Rändern schwarz färbte und in der Mitte verfärbte sie sich leicht rosa. Sie strahlte eine solche Schönheit aber auch Macht aus, wie man es nicht in Worte fassen konnte. In dem letzten Blumentopf war eine rosa Plumeria die, im Gegensatz zu der Rose, Licht abgab und sich somit erstrahlen ließ.

Als ich die Lilie berühren wollte, sagte jemand hinter mir: >>Das würde ich an eurer Stelle lassen. Auch Blumen können sehr gefährlich für das Leben eines Menschen sein.<< Ich wirbelte herum und blickte in die kalten, silberfarbenen Augen von Davino. Er sah genauso aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte: Große, schlanke Figur, schmales Gesicht, schwarze, glatt nach hinten gekämmte Haare und diese unverkennbaren eiskalten Augen.  >>Das müsstest ihr doch eigentlich am besten wissen, Figlio della natura.<< fügte er dann mit einem spitzem Lächeln hinzu.

Es kam mir nicht komisch vor, dass er davon wusste, dass ich das Kind bin um die es in der Prophezeiung ging. Im Gegenteil, ich war sogar recht froh darüber, warum wusste ich auch nicht. >>Ihr habt wohl recht.<< sagte ich lächelnd und entfernte mich einige Schritte von den Blumen.

>>Ich soll euch von meinem Sohn ausrichten, dass er euch im Musikzimmer erwartet. Er möchte mit euch musizieren.<< sagte Davino schließlich und blickte mich hochnäsig an. Ich tat es ihm gleich und antwortete: >>Nun, dann sollte ich ihn nicht warten lassen.<<  Ich trat an Davino vorbei und ging Richtung Musikzimmer. Obwohl ich nur einmal zuvor auf diesem Anwesen war, wusste ich direkt, wo ich lang gehen musste um ins Musikzimmer zu kommen.

Nach einem kurzen Fußmarsch stand ich dann schließlich vor der Tür, die zum Musikzimmer führte. Ich stieß die Tür auf und das erste was mir auffiel war dieser metallisch-süßliche Geruch, der mir entgegenwehte. Kurz darauf wusste ich auch, woher das kam: Die ganzen Instrumente waren zerstört und achtlos im Zimmer verteil worden und in der Mitte des Raumes lag ein riesiger Berg aus Leichen, die aus allen möglichen Wunden bluteten und auf der Spitze thronte ein schwarzer Flügel und eine goldene Harfe. Die weißen Wände waren Blutverschmiert und auf dem Boden sammelte sich eine riesige Blutlache.

Mein erster Impuls war aufschreien, doch es kam kein laut aus meinem Mund. Stattdessen lächelte ich einfach nur bitter und erklomm den Berg, um mich dann auf den kleinen Hocker zu setzen, der bei der Harfe stand. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nicht alleine in diesem Raum war, mal abgesehen von den ganzen Laichen : An dem Flügel saß ein düster dreinblickender Robin und hinter mir ein Junge, der an den Handgelenken aufgehängt war.

Lucas.

Auch hier war mein erster Impuls aufschreien, aber anstatt des erwartetem schrillem Schrei brachte ich nur ein bitteres Lachen heraus.

Was war los mit mir? Ich war wie ein böser Zwilling meiner selbst!

Als Lucas mein Lachen bemerkte blickte er erschrocken auf und sagte mit erschöpfter Stimme: >>Lynn, das bist nicht du. Das bist einfach nicht du.<< Ich lächelte ihn abschätzig an und sagte wie ferngesteuert: >>Woher willst du wissen wie ich bin? Du bist doch nur ein dummer Baronensohn.<< Er sah ehrlich verletzt aus und auch mir brach innerlich das Herz, doch mein äußeres war kalt und undurchdringlich.

Ich wendete meinen Blick von Lucas ab und gab meine Aufmerksamkeit ganz Robin. >>Sollen wir anfangen?<< fragte ich und wenn man meine Stimme in Grad messen konnte, wäre sie wahrscheinlich kälter als die Temperaturen am Nordpol.  Robin nickte einmal und sagte: >>Ich dachte du fragst nie.<<

Wir fingen an zu spielen. Es war das Lied, welches mir Davino vorgespielt hatte. Ich wusste nicht warum, aber ich konnte die ganzen Noten und wusste welche Saite ich zupfen musste, um den gewünschten Ton zu spielen. Lucas schrie immer wieder, dass ich aufhören solle und das es noch nicht zu spät wäre um umzukehren, doch ich ignorierte ihn.

Eine unbeschreibliche Dunkelheit breitete sich in mir aus und ich begann es zu genießen, auf diesen ganzen Leichen Harfe zu spielen. Auch die angestrengten Schreie von Lucas genoss ich mit der Zeit.

Auf einmal verstummte Robins Klaviermusik und ich wachte auf.

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