Immer noch grinsend ließ ich mich auf mein Bett plumpsen. Ich wusste gar nicht, dass reiten so viel Spaß machte! Es war einfach ein berauschendes Gefühl, hoch oben auf einem Pferd zu sitzen und die Seele baumeln zu lassen. Okay, ich weiß, dass sich das jetzt ziemlich widersprüchlich anhören muss, wegen der panischen Angst, aber es war echt der Hammer gewesen. Und dazu auch noch das dumme Gesicht von Biancaneve, als sich Giglio Nero ohne Probleme von mir führen ließ! Total geschockt und auch irgendwie anerkennend. Dann meinte sie: >>Wieso ist er bei dir so ruhig? Er ließ sich sonst von niemandem auch nur berühren!<<
HAHAHAHAHA! Ich fand es echt zum todschreien!
Auch das Aufsteigen verlief ohne Probleme und der Rest des Unterrichtes auch. Ich durfte zwar nur Schritt reiten, doch es war einfach atemberaubend! Als ich dann Giglio Nero zurück in seine Box gebracht hatte, war Biancaneve kreidebleich und guckte mich nur wütend an. Anscheinend hatte ich meine Sache ziemlich gut hingekriegt.
Schnell tauschte ich meine Reitsachen gegen mein Nachthemd und setzte mich auf den Hocker vor dem Schminktisch. Draußen war es bereits dunkel und man konnte viele kleine Sterne glitzern sehen. Beim Mittagessen hatte ich dem König gesagt, dass ich ein paar Bücherregale und Pflanzen in meinem Zimmer haben wollte, damit es nicht so leer erschien, und anscheinend hatte er sich sofort darum gekümmert, denn bereits jetzt zierten viele wunderschöne Blumen mein Zimmer.
Ich war noch nicht müde und so machte ich mich auf, die Blumen zu erkunden. Komischerweise konnte ich alle Blumen benennen, auch die, welche ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Doch eine Blume stach mir sofort ins Auge. Es war eine weiße Lilie – wie zu erwarten – die sich in den Innenseiten leicht rosa färbte. Irgendetwas ging von dieser Lilie aus, dass mich gefangen nahm. Ich hockte mich hin und strich ihr sanft über die Blüten.
Plötzlich durchzuckte ein Gedanke mein Kopf: Wasser. Sofort machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer, nahm mir eine kleine Schale, die immer bereitstand, für was auch immer, füllte sie mit Wasser und rannte zurück in mein Zimmer. Vorsichtig goss ich die Flüssigkeit in den Blumentopf und sofort breitete sich eine wohlige Wärme in meinem Körper aus. Ich wusste nicht warum, doch auf einmal musste ich an meinen Traum mit der Schneelandschaft denken. Ich überlegte kurz, ob ich es wirklich versuchen sollte und entschied mich dazu es zu versuchen. Was hatte ich schon zu verlieren?
Ich konzentrierte mich auf die Blume, blendete alles um mich herum aus und formulierte in meinen Gedanken das Wort >Wachse!< Zuerst tat sich nichts, doch als ich den Befehl mehrmals wiederholte begann die Blume zu zittern und schließlich streckte sie sich einige Zentimeter in die Höhe. Ich sprang auf und schlug mir die Hände vor den Mund. War das wirklich ich? Ich guckte mich einmal im Zimmer um. Niemand außer mir war hier, also kann es nur ich gewesen sein. Zögernd berührte ich erneut eine Blüte und schon wieder schoss ein Gedanke durch meinen Kopf: Danke.
>>Bitte.<< sagte ich leicht irritiert, doch ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass die Blume mir diesen Gedanken geschickt hatte.
Plötzlich wurde mir schwindelig und ich taumelte zu meinem Bett. Was war das gerade?! Hatte ich wirklich mit einer Pflanze gesprochen und sie auch noch zum wachsen gebracht?
Dann fiel endlich der Groschen.
Ich bin das Kind der Natur! Ich hatte die Gabe, die Natur zu verändern und ihre Wünsche zu verstehen! Darum wusste ich, dass die Lilie Wasser brauchte und darum konnte ich sie auch wachsen lassen!
Ziemlich verrückt, was? Darüber musste ich auf jeden Fall nochmal mit Lucas reden. Bei dem Gedanken an ihn, kribbelte mein Bauch und ich merkte wie ich rot wurde. Ich mochte ihn und vertraute ihm auch, aber es schien so, als würde er sich hinter einer Fassade verstecken. Er war der nette, hilfsbereite und selbstlose Lucas, doch ich wusste nicht, was dahinter steckte.
DU LIEST GERADE
Zeitenwanderer
RomanceWas würdest du tun, wenn dein ganzes Leben eine einzige Lüge war? Die 16 jährige Lynn Havensbee ist ein ganz gewöhnliches Mädchen. Das dachte sie auf jeden Fall. Nach einem zunächst harmlosen Traum verändert sich ihre Sichtweise auf ihr Leben und na...