Vorbereitung auf das Chaos

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Lynn Pov:

>>Lynn, wacht auf. Lynn.<< sagte eine weibliche Stimme und jemand rüttelte an meinen Schultern. Träge schlug ich die Augen auf und blickte in das sorgenvolle Gesicht von Enea und Concetta. >>Was? Was ist los?<< fragte ich und meine Stimme hörte sich so an, als hätte ich sie seit Jahren nicht mehr benutzt. >>Ihr seid anscheinend hier auf dem Boden in Ohnmacht gefallen. Wir haben euch mehrmals schreien hören. Was ist passiert?<< stellte Concetta die Gegenfrage und half mir, aufzustehen und mich auf mein Bett zu setzen.

Ich hätte ihr diese Frage gerne beantwortet, doch ich wusste ja selber noch nicht mal, was passiert war. Mein Kopf war leer. Einfach leer, so las hätte man ihn ausgeraubt und wirklich nichts hinterlassen. >>Ich weiß es nicht.<< sagte ich Wahrheitsgemäß. >>Wirklich nicht?<< fragte nun Enea. Ich schüttelte nur den Kopf. Concetta und Enea wechselten einen Blick und dann meinte Concetta: >>Also das letzte von dem wir wissen, dass ihr dies gemacht habt, war, dass ihr zu dem Anwesen der Fabris‘ gefahren seid.<<

Plötzlich machte es bei mir Klick und alle Erinnerungen an den letzten Tag waren wieder da. Auch die Erinnerung an den Kuss.

Augenblicklich stiegen mir wieder Tränen in die Augen. Jetzt bloß nicht anfangen zu heulen, oder willst du, dass Concetta und Enea dich so sehen? Mit aller Kraft kämpfte ich dagegen an, nicht in Tränen auszubrechen und trotzdem floss mir eine einzelne Träne über die Wange. Verdammt! >>Ist alles okay bei euch, Lynn?<< fragte Enea und setzte sich mir gegenüber. Concetta tat es ihr gleich.

Jetzt war es soweit: Ich brach in Tränen aus. Schützend legte Enea ihre Arme um mich und flüsterte die ganze Zeit: >>Alles wird wieder gut, nur hört auf zu weinen.<< >>Was ist denn los?<< fragte Concetta vorsichtig und legte mir ihre Hand auf sie Schulter. >>Ich…Lucas…Biancaneve…Ich hasse sie!<< schluchzte ich, was meinen Zustand nur noch verschlimmerte. >>Warum hasst ihr sie?<< hackte Concetta weiter nach. >>Weil…weil…Weil sie mit Lucas…<< Ich konnte es einfach nicht aussprechen, mein Herz war auch so schon genug gequält worden.

Anscheinend verstanden Concetta und Enea und standen beide gleichzeitig auf. Verwirrt blickte ich zwischen ihnen hin und her. Die wollten mich doch jetzt nicht wirklich alleine lassen, oder? >>Wir werden mal mit ihr reden.<< sagte Concetta nun mit aggressiver Stimme. Beide stapften aus meinem Raum und ließen mich somit alleine. So einsam wie jetzt fühlte ich mich noch nie. Da fiel mir wieder ein, das ich doch den Spiegel benutzen konnte. Auch wenn die Sonne gerade erst aufgegangen ist wollte ich es trotzdem versuchen.

Schnell ging ich in mein Ankleidezimmer, holte den Spiegel und setzte mich zurück auf mein Bett. Als ich den Spiegel blickte bekam ich als erstes einen Schock: Meine Augen waren gerötet und total verquollen, meine Nase war ebenfalls gerötet und der Rest meines Gesichtes war einfach nur Schneeweiß. So konnte ich doch nicht mit Robin reden! Gerade als ich den Spiegel weglegen wollte verschwammen die Konturen und wichen einem anderem Bild: Robins Zimmer. Es war nicht sonderlich groß, ungefähr so groß wie die Hälfte meines Ankleidezimmers. Direkt gegenüber stand ein Holzbett, welches sehr schlicht gehalten wurde. In diesem Bett lag Robin, den Oberkörper frei und die Beine zugedeckt. Warum schliefen alle immer mit freiem Oberkörper?

Er sah so friedlich aus, so als könnte er nicht mal einer Fliege was zuleide tun. Ich wollte die Verbindung gerade beenden, damit er in Ruhe schlafen konnte, als Robin sagte: >>Lynn, was willst du?<< Ich blinzelte erschrocken und stammelte irgendetwas. War er die ganze Zeit wach gewesen? Nein, das war bestimmt nur Zufall. Ein winziges Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er öffnete die Augen. Anscheinend hatte er meine verquollenen Augen gesehen, richtete sich auf und sagte mitleidig: >>Lucas ist es nicht Wert, dass du um ihn weinst.<< >>Aber es tut so weh.<< wimmerte ich. >>Vielleicht war das auch nur ein Missverständnis.<< >>Das glaubst du doch wohl selber nicht! Also für mich sah das sehr eindeutig aus!<< >>Auf dem Ball heute Abend kannst du das ja mit ihm klären.<< >>Heute Abend? Auf einem Ball?<< >>Ja, heute Abend geben die Redbeards einen Ball auf ihrem Anwesen. Okay, nicht wirklich einen Ball aber eine „gehobene Feierlichkeit“.<<

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