In der Falle

307 21 3
                                    

>>Nein.<< flüsterte ich >>Nein. Nein, nein, nein, nein, nein! Robin! Komm schon! Sag etwas! Du kannst doch jetzt nicht einfach sterben! Mach die Auen auf! Na los! Mach die…<< meine Stimme brach ab und die ersten Tränen begannen über meine Wangen zu laufen.

Plötzlich klatschte Robins Vater sarkastisch in die Hände und sagte mit ironischer Stimme: >>Ach nein, wie tragisch. Robin Fabris, tot. Und das nur weil er seine kleine geliebte Freundin beschützen wollte. Tragisch, tragisch.<<

Okay, das reichte. Jetzt hatte er den Bogen wirklich überspannt.

Ich wischte mir die Tränen weg und richtete mich langsam auf. Es waren die Trauer und die Wut, die mich nur noch an eine Sache denken ließen: Robin zu rächen. Und ich wusste auch schon wie. Ich ging achtsam zu Lucas herüber und passte dabei auf, den Vater von Robin immer im Blick zu haben, der schadenfroh auf seinen Sohn blickte. Dieses Lächeln bestätigte nur noch mehr meinen Entschluss. Als ich bei Lucas angekommen war flüsterte ich ihm zu: >>Lenke ihn für ein paar Sekunden ab. Ich werde ihn töten.<< Lucas blickte mich mit diesem Bist-du-bescheuert-Blick an und zeigte nur stumm auf Robin. >>Tu mir den Gefallen doch einfach!<< zischte ich ihn an und genau in diesem Moment begann Robins Mörder zu lachen. Jedoch war es kein normales Lachen, sondern es hörte sich so an, als sei er verrückt und seine Gesichtszüge vermittelten das gleiche. >>Okay, aber tu nichts, was dich in Gefahr bringt.<< flüsterte Lucas zurück und wollte sich gerade in Bewegung setzen, als der Mann vor uns schrie: >>Ihr werdet sterben! Ihr werdet alle sterben! Das Zeitalter der Dunkelheit ist gekommen! HAHAHAHA!<< Das werde ich verhindern!

Robins Vater riss seine Hände in die Luft und aus ihnen sprudelten Schatten, wie aus einer Fontäne. Mit einem Ohrenbetäubendem Gekreische huschten sie an uns vorbei und bildeten so eine Art Kuppel, in der man nicht mal seine eigene Hand erkennen konnte. Dafür wurden die Geräusche immer lauter und die schrillen Schreie der Schatten und das verrückte Lachen des Vaters machten es einem noch schwerer, die Orientierung beizubehalten.

Dann leuchtete direkt über Lucas Hand ein runder leuchtender Ball, der wenigstens ein bisschen Licht spendete. Jetzt bemerkte ich, dass die Kuppel riesig sein musste, den Robins Vater konnten wir immer noch nicht sehen. Plötzlich spürte ich, wie etwas meinen Rücken streifte und kurz darauf merkte ich, wie messerscharfe Klingen meinen Rücken aufritzten. Ich schrie vor Schmerz auf und sackte auf die Knie. Verdammt tat das weh! >>Lynn!<< rief Lucas besorgt und wie eine Antwort lachte Robins Vater nur noch lauter und hysterischer.

>>Lucas, mir geht es gut. Halt mir nur diese Schatten vom Hals!<< befahl ich Lucas und sofort tat er dies. Immer wieder kamen Schatten auf uns zu, die Lucas mit einem Lichtblitz erledigte, doch es kamen immer mehr nach.

Okay Lynn, jetzt oder nie.

Immer noch kniend schloss ich meine Augen und konzentrierte mich. Ich spürte die Natur. Spürte alles, was sich auf oder in ihr befindet. So konnte ich Robins Vater lokalisieren. Er stand inmitten der Kuppel und ließ immer weitere Schatten aus seinen Händen sprudeln. Ich spürte auch Robins leblosen Körper und schon wieder traf mich eine Welle der Trauer. Jetzt grub ich meine Hände in den Boden und betete, dass das was ich vorhatte auch klappte. Ich blendete alles aus, die Schreie, das Lachen, Lucas Kampfgebrüll, einfach alles. Nun sammelte ich die ganze Kraft, die sich in der Erde befand und bündelte sie an dem Punkt, wo Robins Vater stand.

Dann wartete ich. Es war noch nicht der richtige Zeitpunkt.

Warten…

Warten…

Warten…

Warten…

>>Jetzt!<<

Ich riss meine Augen auf und sah zuerst nichts, doch dann wurde die riesige Kuppel von unzähligen Dornenranken zerstört und mitten in ihnen war Robins Vater. Er versuchte sich aus den tödlichen Ranken zu befreien, doch je mehr er sich bewegte, desto mehr verwundete er sich selber. Es war ein richtiges Trauerspiel, so wie ein wildes Tier, dass in eine Falle getappt ist und sich nun versuchte zu befreien. Zu den Ranken schickte Lucas jetzt auch noch einige Energiebälle und dann wurde unser Feind endgültig von den Dornenranken umschlugen, so dass man nichts mehr von ihm sah. Noch ein paar Sekunden länger bewegte sich das riesige Gebilde, bis noch nicht mal etwas zuckte.

Lucas und ich warteten noch eine kurze Zeit, bis wir uns sicher waren, dass niemand mehr da drin leben würde und ich ließ die Ranken zurück in die Erde wandern. Dann erlitt ich einen heftigen Schock: Robins Vater war nicht mehr da. >>Äh, Lucas? Bitte sag mir, dass du da auch niemanden mehr siehst.<< sagte ich zu Lucas, der nur wissend auf die Stelle guckte, an der gerade noch die Ranken waren. >>Lynn, dass ist ganz normal. Wir sind keine gewöhnlichen Menschen, also sterben wir auch nicht wie gewöhnliche Menschen.<< antwortete Lucas mit belehrender Stimme.

>>Da hat der Leuchtetyp recht. Wenn wir sterben bleibt nichts von uns übrig. Ziemlich beschissene Vorstellung eigentlich.<< Das kann doch nicht…

Ich wirbelte herum und sah einen schief lächelnden, rothaarigen Jungen auf Lucas und mich zukommen. >>Robin!<< schrie ich und fiel ihm um den Hals. >>Wie ist das möglich? Ich habe keinen Herzschlag gespürt. Ich dachte du wärst tot.<< schluchzte ich leise. >>Hey! Denkst du wirklich ich würde wegen meinem alten Herren sterben? Da kennst du mich aber sehr schlecht, Kleines.<< gab Robin mit gespielter Empörung zurück und legte behutsam seine Arme um mich. Nach ein paar Sekunden lösten wir uns aus unserer Umarmung und Lucas nahm meinen Platz ein. Die beiden Sprachen nicht miteinander, doch man konnte merken, dass sie sich verziehen haben.

Dann trennten sich die beiden wieder und Lucas heilte Robins Wunde, indem er – wie bei mir – eine Hand auf die verwundete Stelle legte und ein paar Worte murmelte. Als Lucas seine Hand wieder wegnahm, waren nur noch blutgetränkte Stofffetzen zu erkennen, doch von der Wunde war keine Spur mehr.

>>Also haben wir es jetzt geschafft?<< fragte ich voller Hoffnung. >>Ja.<< gab Lucas mit einem liebevollem Lächeln zurück. Ich lächelte zurück und verlor mich in Lucas Augen, die mich freudig anglitzerten. Plötzlich räusperte Robin sich und sagte dann: >>Ja, also…Ich werde dann mal gehen, mein Haus renovieren, damit es nicht mehr ganz so…uneinladend ist.<< >>Was? Du willst schon gehen? Denkst du denn du schaffst das?<< fragte ich sorgenvoll. >>Hahaha! Hey, der Luca hat mich doch geheilt und jetzt bin ich wieder topfit!<< antwortete Robin und zur Demonstration sprang er wie wild herum. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen und verabschiedete mih dann von Robin.

Jetzt waren also nur noch Lucas und ich da. Ganz alleine. Auf einer nächtlichen Waldlichtung. Ein peinliches Schweigen trat ein und keiner von uns beiden wagte es, dieses zu durchbrechen. Doch als ich gerade ansetzte, um etwas zu sagen, sagte Lucas: >>Hör zu Lynn, dass mit Biancaneve war ein Fehler. Und ich kann echt verstehen, wenn du deswegen sauer auf mich bist, aber…<< >>Es ist in Ordnung.<< schnitt ich ihm das Wort ab >>Robin hat es mir schon erklärt.<< Lucas seufzte erleichtert und man sah ihm an, dass ihm ein riesiger Stein vom Herzen gefallen ist.

Dann kam Lucas auf mich zu und umarmte mich, so als würde er ich nie wieder gehen lassen wollen. Ich tat es ihm gleich und so standen wir da, eng umschlungen, bis die Sonne aufging.

>>Lynn.<<

>>Hm?<<

>>Ich liebe dich.<<

____________________________

Aloha ;)

Hier ist wieder ein neues apitel und ich hoffe, dass es euch gefällt.

Und was soll ich sagen, nur noch der Epilog und dann ist das Buch zu Ende.

LG Nina

ZeitenwandererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt