Also eines stand fest: Ich reite nie wieder mit einem Kleid!
Der Weg zu dem Anwesen von den Redbeards war zwar nicht weit weg, aber es kam mir so vor wie eine halbe Ewigkeit! Nicht nur, das mein Kleid die ganze Zeit unnötig störte, sondern auch Giglio Nero war die ganze Zeit total zappelig und machte nie das, was ich wollte.
Warum ich überhaupt zu der Feier der Redbeards reite? Das ist ganz einfach: Ich wollte nicht mit der Kutsche fahren und irgendetwas sagte mir, dass es ganz nützlich sein wird, Nero dabei zu haben. Also habe ich schnell dem König klar gemacht, dass ich reite – worüber er nicht ganz so erfreut war – und saß dann schließlich auf Nero.
Ich ritt einige Meter hinter der Kutsche her und achtete darauf, dass dies auch so blieb, denn in Gegenwart anderer Menschen war Nero, naja, leicht ungehalten, sagen wir es mal so. Man konnte jetzt schon den großen Vorgarten des Anwesens sehen, auf dem ein halbrunder Kiesweg war, auf dem die Kutschen vieler verschiedener Adel entlangfuhren. Das Spiel war immer das gleiche: Reinfahren, kurz anhalten, Adelige aussteigen lassen, weiterfahren. Genauso war es auch bei dem König du der Königin, nur bei ihnen wurde extra viel geschleimt, war ja klar. Als ich dann an der Reihe war, blickte mich der Mann, der die Leute empfang, etwas verblüfft an.
Mit freundlicher Stimme fragte ich: >>Wo kann ich mein Pferd unterbringen?<< Der Mann wies auf einen etwas abgeschiedenen Kiesweg, der zu einem Stall führte. >>Dort, reitet einfach den Kiesweg entlang. Ein Stalljunge wird euch das Tier dann abnehmen, Eure Hoheit.<< antwortete der Mann. >>Danke.<< gab ich zurück und nickte lächelnd.
Wie es der Mann gesagt hatte ritt ich zu dem Stall und stieg ab. Ich wollte Nero gerade in eine der freien Boxen führen, als jemand hinter mir sagte: >>Eure Hoheit, lasst mich das machen.<< Langsam drehte ich mich um und blickte in das freundliche Gesicht des Stalljungens. >>Nein, nein. Ich mach das schon.<< sagte ich und legte Nero eine Hand an den Hals, da er schon sichtlich nervös wurde. Der Stalljunge schien das zu bemerken und sagte dann wissend: >>Ich nehme mal an, ich störe ihn?<< >>Er mag nicht so gerne andere Menschen.<< gab ich entschuldigend zurück. Der Junge drehte sich um und ging zu einem anderen Reiter, der gerade sein Pferd unterbringen wollte.
Als ich Nero dann endlich dazu überreden konnte in die Box zu gehen, beschloss ich auch an der Feier teilzunehmen. Wenn ich noch länger hier draußen geblieben wäre, würde Damiana wahrscheinlich einen riesen Aufstand machen und das wollte ich nach Möglichkeit vermeiden. Also musste ich – wohl oder übel – da reingehen. Mit einem unguten Gefühl ging ich also den Kiesweg wieder zurück und trat dann durch die riesige Doppeltür, welche in das Innere des Hauses führte.
Schon im Flur war eine Menge los: Überall tummelten sich Leute, lachten, unterhielten sich oder hatten sich schon etwas von dem Buffet genommen und aßen dies nun. Ich folgte einfach nur der Musik und fand mich schließlich in einem großen Ballsaal wieder. Er war ähnlich wie unser, nur etwas kleiner und eher schlicht gehalten.
Kaum hatte ich diesen Raum betreten, klopfte ein Mann mit komischer Kleidung einem ziemlich langen Stock dreimal auf den Boden und rief dann durch den ganzen Saal: >>Lynn Havensbee, Prinzessin von Italien.<< Ich zuckte erschrocken zusammen nur um zu merken, dass mich nun alle anstarrten. Ich blickte durch die Menge und entdeckte die Königin, die mir mit ihren Fingern bedeutete zu lächeln. Was ich dann auch tat. Lächelnd ging ich Schritt für Schritt durch den Saal, bis ich schließlich bei Damiana angekommen war. Sofort gingen die übrigen Gäste wieder ihren Tätigkeiten nach. >>Wo warst du denn so lange, Lynn? Ich habe mir schon Sorgen gemacht.<< Ernsthaft? Ich war vielleicht zehn Minuten weg. >>Ich habe Giglio Nero untergebracht. Du weißt, wie störrisch er manchmal sein kann.<< antwortete ich stattdessen. >>Wo ist eigentlich Vater?<< fügte ich noch hinzu, doch anstatt mir zu antworten , zeigte die Königin nur in eine Richtung. Ich folgte ihrem Blick und sah dann auch meinen Vater.
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Zeitenwanderer
RomanceWas würdest du tun, wenn dein ganzes Leben eine einzige Lüge war? Die 16 jährige Lynn Havensbee ist ein ganz gewöhnliches Mädchen. Das dachte sie auf jeden Fall. Nach einem zunächst harmlosen Traum verändert sich ihre Sichtweise auf ihr Leben und na...