Ein schreckliches Ereignis

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Erzähler*
Sie befanden sich in einem kleinen Raum unterhalb der Kerker, der eigentlich nie genutzt wurde. Er war nicht allzu groß und nur zwei Ledersessel, eine kleine Kommode aus Eichenholz und ein altes Sofa standen darin. ,,Was hast herausgefunden?", fragte der dunkelblonde Elb den Braunhaarigen. ,,Nichts, was wir noch nicht wüssten", antwortete der Braunhaarige. ,,Du musst doch etwas neues herausgefunden haben!?", fuhr der Blonde ihn an. ,,Habe ich aber nicht", entgegnete der Braunhaarige, ,,Das einzige was sie besprochen haben, war, dass Legolas nach Caras Calen reist. Aber er ist ja mittlerweile schon dort und zieht bald weiter nach Falas Aduial." ,,Weiß der Junge noch etwas?", fragte der Blonde leicht gereizt. ,,Ich weiß es nicht. Und wenn er etwas weiß, erzählt er es dem König nur, wenn sie alleine sind", antwortete der Braunhaarige. ,,Dann schnapp ihn dir und quetsch ihn aus", knurrte der Blonde drohend. Der Braunhaarige wich ein wenig zurück. ,,Wir fliegen auf, wenn ich das tue", meinte er. ,,Falsch", entgegnete der Blonde, ,,Du fliegst auf, wirst eingesperrt und was weiß ich und ich diene weiterhin dem Herr. Du bist wirklich zu weich. Das würde man von einem Krieger wie dir gar nicht erwarten." ,,Ich diene deinem Herrn nicht aus demselben Grund wie du", sagte der Braunhaarige wütend, ,,Vergiss das nicht!" ,,Und doch verfolgen wir dasselbe Ziel", meinte der Blonde, ,,Tief in deinem Innersten weißt du doch, dass du auf der falschen Seite stehst. Ihr könnt dieses Spiel nicht gewinnen. Schließ dich mir und meinem Herr an und du wirst es unbeschadet überstehen." ,,Niemals", entgegnete der Braunhaarige. ,,Wie du willst", sagte der Blonde, ,,Dann werde ich sehen, was ich aus dem Junge herausbekomme." Plötzlich hörten beide ein leises Geräusch vor der Tür. Offenbar lauschte jemand. Der Blonde gab dem Braunhaarigen ein Zeichen, weiter zu reden. Der Braunhaarige gehorchte und sagte: ,,Es ist zu auffällig, wenn wir uns den Jungen einfach so schnappen und verhören. Entweder wird er nichts sagen oder er verrät uns." Noch während er die letzten Worte sprach, riss der Blonde die Tür auf, zu der er geschlichen war. Davor stand ein junger Elb, der anscheinend kurz vor dem Erwachsenenalter war, und sah ihn erschrocken an. ,,Zu neugierig, die Jugend", murmelte der Blonde, packte den den jungen Elb am Arm und zerrte ihn in den Raum. ,,Wie heißt du?", fragte der Blonde, nachdem er den jungen Elb unsanft gegen einen der Sessel gestoßen hatte. ,,T...Tavor", antwortete der junge Elb. Ihm war die Angst deutlich ins Gesicht geschrieben. ,,Nun Tavor, ich denke du weißt, dass es sich nicht gehört, die Gespräche anderer zu belauschen", meinte der Blonde drohend und zog seinen Dolch, die einzige Waffe die er momentan bei sich trug. ,,Wie lange standest du schon vor der Tür und noch viel wichtiger: Was hast du alles gehört!?", fragte der Blonde und richtete den Dolch auf Tavor. Dieser wich zurück, bis er mit dem Rücken an die Wand des fensterlosen Raumes stieß. Der Blonde folgte ihm aber, sodass es für Tavor nun kein entkommen mehr gab. ,,Antworte!", zischte der Blonde, den Dolch auf die Kehle Tavors gerichtet. ,,Ich...ich hörte etwas von Informationen und über den Aufenthaltsort des Prinzen", erzählte Tavor mit zitternder Stimme und sein angstvoller Blick schweifte immer wieder zu dem Braunhaarigen, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, was sein Kumpane gerade tat, doch er hätte nichts dagegen unternehmen können. ,,Und weiter?", fragte der Blonde den jungen Elb. ,,Etwas über einen Jungen, den man verhören müsse wegen weiteren Informationen", sagte Tavor mit zitternder Stimme. ,,Also hast du fast das gesamte Gespräch belauscht?", fragte der Blonde. Tavor nickte und schluckte ängstlich. Der Blonde schien kurz zu überlegen und nahm dann den Dolch von der Kehle Tavors. Der Braunhaarige sahihn daraufhin verwirrt, allerdings schon mit einer dunklen Vorahnung, an. Tavor wagte nicht, sich zu bewegen. ,,Geh...", zischte der Blonde und deutete mit dem Dolch zur Tür, allerdings schien es so, als hätte er seinen Satz nicht komplett beendet. Tavor ließ sich das nicht zweimal sagen und lief mit etwas wackeligen Beinen zu Tür. Doch er kam nicht dazu, sie zu öffnen, geschweige denn, zu erreichen, denn der Blonde war ihm gefolgt. Auf halbem Weg hatte er den jungen Elb eingeholt und dann geschah alles ganz schnell: Der Blonde presste Tavor eine Hand fest auf den Mund und zog ihn unsaft zurück zu sich. Noch bevor Tavor wirklich realisierte, was gerade geschah, oder der Braunhaarige hätte reagieren können, rammte der Blonde ihm den Dolch ins Herz. ,, ...in Mandos Hallen", beendete der Blonde seinen Satz. Tavors letzter Blick galt dem Braunhaarigen, der aber nur dastand und ihn entsetzt und traurig zugleich ansah. Mit den Lippen formte der Braunhaarige die Worte: Verzeih mir! und senkte den Blick. Das letzte Leben wich aus Tavors Körper und er erschlaffte, den leblosen Blick geradeaus gerichtet. Der Blonde nahm die Hand vom Mund des toten Elbs und zog den Dolch aus dessen Brust, worauf dieser zu Boden fiel. ,,Warum hast du das getan?", fragte der Braunhaarige. ,,Er wusste zu viel", entgegnete der Blonde gelassen. ,,Und was machen wir jetzt mit ihm?", fragte der Braunhaarige. ,,Wir lassen ihn einfach hier", meinte der Blonde, ,,Niemand kommt hierher und wenn doch ist die Tür verschlossen." Dann verließ er den Raum ohne ein weiteres Wort. Kaum war er verschwunden, ging der Braunhaarige zu Tavors Leiche, hob sie hoch und bettete sie auf das alte Sofa. ,,Verzeih mir, Tavor", flüsterte er, während er die Augen des toten Elbs schloss. Dann verließ er den Raum ebenfalls und schloss die Tür ab.

Thranduil
Ich befand mich im Thronsaal zusammen mit Feren. Gerade wollten wir noch einmal das weitere politische Vorgehen besprechen als ich von weitem schnelle Schritte wahrnahm, die sich dem Thronsaal näherten. Kurz darauf hörte ich Eldarions Stimme. ,,Thranduil, ich habe ihn gefunden, aber...", sagte der Vierzehnjährige, während er offenbar die Stufen zum Thronsaal hinauf hastete. In der Stimme Eldarions lag etwas, was ich mich ein wenig erschreckte: Angst, wenn nicht sogar Schock. ,,Was ist los? Du bist ja total aufgelöst!", fragte ich. ,,Ich habe ihn gefunden...", wiederholte Eldarion außer Atem. ,,Wen?", fragte Feren. ,,Tavor", antwortete Eldarion, ,,Der junge Elb, der mit mir immer beim Trainingsplatz war und der seit drei Tagen verschwunden ist." Jetzt horchte ich auf. Mir war durchaus bekannt, dass dieser junge Elb seit drei Tagen verschwunden war, aber niemand hatte ihn bis jetzt gefunden und meine besten Männer hatten die Hallen mehrmals durchsucht. ,,Beruhige dich erst einmal", meinte ich und ging langsam in die Richtung aus der ich Eldarions schnellen Atem hörte. Mittlerweile konnte ich mich anhand der Geräusche um mich herum relativ gut orientieren. ,,Warum bist du so aufgelöst?", fragte ich schließlich,  nachdem Eldarions Atem sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. ,,Wegen...Tavor", erklärte Eldarion, ,,Er...er..." Ich hörte ein leises Schluchzen und kurz darauf spürte ich, wie Eldarion sich an mich lehnte. Ich zuckte ein wenig zusammen, fing mich aber sofort wieder. Ich hörte Eldarion schluchzen und spürte seine Schultern dabei beben. Zögernd legte ich meine Arme um den jungen Prinzen. Diese Geste hatte ich bis jetzt nur Legolas gegenüber gezeigt. Aber Eldarion war mir in den zwei Wochen, in denen er und seine Eltern jetzt hier waren, doch schon ans Herz gewachsen. Eine Weile herrschte Stille und nur das leise Schluchzen Eldarions war zu hören. ,,Was ist Tavor zugestoßen?", fragte ich schließlich, als Eldarion sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. ,,Er ist...tot", brachte Eldarion hervor. ,,Tot?", wiederholte ich beinahe ungläubig. Ich spürte Eldarion an meiner Brust nicken. ,,Wo hast du ihn gefunden?", fragte ich. ,,In einem Raum unterhalb der Kerker", antwortete Eldarion, ,,Die Tür war verschlossen, aber nicht sehr stabil. Ich habe sie aufbrechen können. Irgendwie habe ich gespürt, dass er dort ist..." ,,Willst du uns hinführen?", fragte ich vorsichtig, da ich nicht wusste wie Eldarion reagieren würde. ,,Nein", sagte der junge Prinz und löste sich abrupt aus meinen Armen, ,,Ich gehe nicht noch einmal dort hin!" ,,Thranduil, ich...", ertönte Aragorns Stimme, der gerade den Thronsaal betrat, aber verstummte. Offenbar hatte er seinen Sohn entdeckt. ,,Eldarion, was ist passiert?", fragte Aragorn besorgt. Der Vierzehnjährige sagte nichts. ,,Tavor ist tot", erklärte ich, ,,Er hat ihn gefunden." Dann wandte ich mich an Feren. ,,Feren, wir gehen zu diesem Raum", befahl ich. Ferens Schritte näherte sich mir und gingen an mir vorbei. Ich folgte Ferens Schritten.
Schließlich hatten wir den Raum erreicht, was ich allerdings nur durch Feren bemerkte, der es mir sagte. ,,Wie sieht es hier aus?", fragte ich meinen engsten Vertrauten. ,,Der Raum ist nicht allzu groß und hat keine Fenster", sagte Feren, ,,Das einzige Mobiliar sind zwei Ledersessel, eine kleine Kommode und ein altes Sofa. Auf dem Sofa liegt Tavor." ,,Führ mich hin", bat ich. Feren führte mich sicher zu dem alten Sofa. Ich tastete nach Tavors leblosem Körper und fand schließlich eine seiner kalten Hände. Ich tastete seinen Arm entlang bis zur Brust. Dort spürte ich etwas, was definitiv kein Stoff seiner Kleidung war. ,,Feren, was ist das?", fragte ich. Ich hörte Ferens Atem dicht hinter mir. ,,Getrocknetes Blut", antwortete er, ,,Mit einem Stich ins Herz wurde er getötet..." Ich seufzte. ,,Der Arme war noch nicht einmal erwachsen", meinte ich, ,,Wer tut soetwas?" ,,Vielleicht jemand, der ihn zum Schweigen bringen wollte", meinte Feren, ,,Denn an seinen Wangen sehe ich ein paar dunklere Striemen, als ob ihm jemand den Mund zugehalten hätte." ,,Wir müssen den Mörder finden. Wer weiß wen er sonst noch tötet, egal aus welchem Grund", sagte ich entschlossen, ,,Aber zuerst begraben wir ihn..."

Struck by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 2⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt