Weil Weihnachten ist, gibt's heute schon das nächste Kapitel. Vielleicht kommt auch noch eins an Silvester :-)
Viel Spaß beim Lesen und Fröhliche Weihnachten
Luisa
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Legolas
Inzwischen war es tiefe Nacht, was ich aber nur durch die Wachen erfahren hatte, die sich beim Schichtwechsel lauthals eine gute Nacht wünschten. Lessien hatte sich inzwischen hingelegt und lag nun zusammengekauert in der Ecke. Ich saß in der gegenüberliegenden Ecke, den Rücken an die Wand gelehnt. Öfter hatte ich daran gedacht, zu ihr hinzugehen und sie zu trösten, doch hatte es bis jetzt nicht getan, da ich wusste, sie wollte jetzt allein sein und würde mich nur wegschicken. Doch plötzlich begann sie zu zittern. Erst leicht, aber schließlich bebte ihr ganzer Körper. Das konnte nicht daran liegen, dass sie weinte. Kurz saß ich noch da und beobachtete sie nur, wie sie zusammengekauert und zitternd in der dunklen Ecke lag, aber schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Ich stand auf, ging zu ihr und kniete mich neben sie. ,,Lessien?", fragte ich leise. ,,Geh weg", sagte sie nur, wobei ihre Stimme ebenfalls zitterte. ,,Warum zitterst du?", fragte ich, ohne ihre Worte zu beachten, ,,Frierst du?" Sie schüttelte wortlos den Kopf. ,,Ist es immer noch der Schock wegen Arvon?", fragte ich weiter. Daraufhin sagte Lessien wieder nichts, doch sie begann wieder zu weinen. Ihre Tränen waren Antwort genug für mich. Ich legte ihr eine Hand auf die leicht bebende Schulter und plötzlich setzte sie sich zitternd auf.Lessien
Ich spürte Legolas Hand auf meiner Schulter und ich wehrte mich nicht gegen seine Berührung, wie ich es sonst getan hätte. Ich war wirklich komplett aufgelöst wegen Arvons grausamem Tod. Zwar hatten wir nichts mitansehen müssen, doch seine Schreie saßen mir noch immer in den Knochen. Schließlich setzte ich mich zitternd auf und sah Legolas aus verweinten Augen an. ,,Ich kann nicht aufhören, an seine Schreie zu denken und immer, wenn ich die Augen schließe, sehe...sehe ich was die Kreatur ihm angetan haben könnte. Eine Vorstellung schlimmer wie die andere", sagte ich leise und schluchzend. ,,Mir geht es nicht anders", behauptete er. ,,Lüg mich doch nicht an", entgegnete ich, ,,Als ob es dir etwas ausgemacht hat. Noch nicht mal eine einzige Träne hast du vergossen." Tatsächlich hatte Legolas weder geschrien, noch geweint oder gezittert oder irgendetwas anderes, was irgendwie zeigte, dass Arvons grausamer Tod auch ihm zu schaffen machte. ,,Ich habe es mir angewöhnt in der Gegenwart von Feinden ausdruckslos zu wirken und dazu gehört auch, dass ich nicht weine", erklärte Legolas, ,,Die Werwölfe sollen nicht denken, dass sie mich dadurch erschüttert und verängstigt haben." ,,Aber....wie bekommst du das denn hin?", fragte ich, ,,Es war doch so....so schrecklich." Jetzt zitterte ich wieder stärker. Legolas wollte meine Hände in seine nehmen, doch ich zog meine zitternden Hände weg und rutschte noch weiter nach hinten in die Ecke. ,,Nein, lass mich", sagte ich. Ich wollte eigentlich nicht, dass er mich so sah, doch es ließ leider nicht vermeiden. ,,Ich sehe doch, dass du immer noch total unter Schock stehst", entgegnete Legolas sanft, ,,Vielleicht kann ich dich wenigstens ein bisschen beruhigen." ,,Wie denn?", fragte ich und drehte ihm so gut es ging den Rücken zu. Legolas seufzte und ich konnte hören, dass er sich neben mich setzte. Ich ignorierte ihn. Irgendwann schweiften meine Gedanken wieder zu Arvons Tod und wieder sah ich schreckliche Bilder. Das Zittern, das inzwischen nachgelassen hatte, kam wieder zurück und ich begann auch wieder zu weinen. Diesmal war das Zittern sogar noch schlimmer. Es dauerte nicht lange, da spürte ich, wie Legolas' Arme sich sanft um mich schlossen und er mich zu sich umdrehte. Dann spürte ich seine warmen Hände an meinen, die durch das ganze Zittern und weinen ein wenig kühl geworden waren. ,,Ich...ich hab...Angst", sagte ich schluchzend. ,,Musst du nicht", entgegnete Legolas, ,,Ich hole uns hier irgendwie raus, versprochen." Daraufhin weinte ich nur noch mehr, denn ich wusste, dass er dieses Versprechen nicht erfüllen konnte. Ich hörte gar nicht mehr auf zu weinen. Alle Verzweiflung, Trauer und Angst weinte ich heraus und fühlte mich richtig elend, zudem war mir kalt. Auf einmal hörte ich jemanden leise singen und ich brauchte eine Weile, bis ich realisierte, dass es Legolas war, der sang. Obwohl er in Sindarin sang, wie er mir später sagte, verstand ich momentan kein Wort, aber das störte mich nicht wirklich. Seine Stimme klang mit einem mal irgendwie verändert, aber im guten Sinn. Sie klang sanfter, weicher und noch klarer wie sonst. Seine Hände strahlten eine angenehme Wärme aus, die auf meine zitternden Hände überging und sich langsam in meinem Körper ausbreitete. Ich wusste nicht, ob es speziell an Legolas' Worten lag, oder einfach nur an der sanften Melodie des Liedes und der Wärme, die von seinen Händen ausging, aber irgendwie beruhigte ich mich langsam. Meine Tränen versiegten nach einer Weile und schließlich hörte auch das Zittern auf. Legolas sang noch kurz weiter. ,,Geht es wieder?", fragte er, nachdem sein Lied verklungen war. Ich nickte und hob meinen Blick zu ihm. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen. ,,Wie hast du das gemacht?", wollte ich wissen und wischte mir die Tränen von den Wangen. ,,Bei uns gibt es ein paar Lieder, durch die eine...Art Magie freigesetzt wird. Diese Magie wirkt beruhigend, manchmal auch einschläfernd", erklärte Legolas. ,,Und wie nennt man diese Magie?", fragte ich. ,,Wir Elben haben dafür keinen speziellen Begriff. Es sind einfach Lieder mit einer besonderen Wirkung", meinte der blonde Elb, ,,Obwohl Pippin sie glaube ich einmal Elbenmagie genannt hat." ,,Wer ist Pippin?", fragte ich neugierig. Mir war bewusst, dass ich ihn gerade mit Fragen durchlöcherte, doch es war mir egal, denn zum einen lenkte mich das Gespräch von den schrecklichen Ereignissen ab und zum anderen war es unser erstes, richtiges Gespräch überhaupt, wenn ich mich richtig erinnerte. ,,Ein Hobbit aus dem Auenland. Seit dem Ringkrieg sind wir gut befreundet", antwortete Legolas. ,,Was ist ein Hobbit?", fragte ich daraufhin, ,,Dieses Wort habe ich noch nie gehört." ,,Vielleicht kennst du das Wort Halblinge, eine andere Bezeichnung für Hobbits?", stellte Legolas als Gegenfrage, doch ich schüttelte den Kopf. ,,Gut, dann fange ich ganz von vorne an", meinte Legolas, ,,Also, Hobbits sind sehr klein, noch kleiner wie ein Zwerg. Sie haben alle lockiges Haar, breite, spitze Ohren und große behaarte Füße, weshalb sie auch keine Schuhe tragen. Sie leben alle im Aueland, eine Wiesenregion mit sanften Hügeln. Dort bauen sie ihre Häuser, die Hobbithöhlen heißen, in die Hügel. Sie sind ein fröhliches Volk und eigentlich ziemlich gemütlich. Sie schätzen gutes Essen und gönnen sich wenn möglich sieben Mahlzeiten pro Tag. Sie mögen es ruhig und gehen selten auf Reisen. Allerdings gibt es auch einige Ausnahmen, die in Abenteuer ziehen. So auch Pippin. Er hat sich ebenso wie ich entschlossen, der Gemeinschaft des Ringes beizutreten, die den Ringträger Frodo, der übrigens auch ein Hobbit war, zum Schicksalsberg zu begleiten, um dort den Einen Ring zu zerstören. Pippin ist wirklich ein tapferer Kerl, mit einem großen Herz und viel Humor." Ich hörte ihm interessiert zu. ,,Der perfekte Freund für dich", meinte ich schließlich. Fragend sah Legolas mich an. ,,Du bist doch auch tapfer und hast ein großes Herz oder nicht?", sagte ich. ,,Schon möglich. Aber es aus deinem Mund zu hören, ist neu für mich", entgegnete er. ,,Wie gesagt, Vertrauen muss man sich verdienen", meinte ich, ,,Und ich denke du hast mein Vertrauen verdient, denn du hast Niphredil geheilt und es geschafft, mich zu beruhigen, nach....dem was passiert ist. Ich glaube damit hast du mein Vertrauen wirklich verdient." Legolas lächelte. ,,Schön, das zu hören", sagte er, ,,Ich hatte schon die Befürchtung, du würdest mir nie vertrauen." ,,Das wäre auch möglich gewesen...", meinte ich, ,,Aber ich glaube so ist es besser, zumal wir hier gemeinsam gefangen sind." Ich lächelte leicht. ,,Ja, das ist es wohl", meinte er, ,,Du solltest ein wenig schlafen, um die ganze Aufregung zu verarbeiten." Ich nickte und kauerte mich zusammen. ,,Kannst du nochmal singen?", fragte ich mit bereits geschlossenen Augen. ,,Natürlich", antwortete Legolas und kurz darauf erklang wieder ein Lied. Ich spürte, wie die Worte die er sprach und die Melodie des Liedes mich schläfrig machten. Das letzte, was ich mitbekam, war, dass mein Kopf auf Legolas' Schulter sank, dann schlief ich ein.
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Struck by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 2⚜
FantasíaDie Suche nach der Feuerrose führt Legolas und Gimli bald außerhalb der bekannten Regionen Mittelerdes, während Thranduil im Waldlandreich jeden Tag auf Legolas' Rückkehr wartet. Doch dann geschehen merkwürdige Dinge und der blinde König befürchtet...