Flucht

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Erzähler
Eine Gestalt in einen dunklen Mantel gehüllt schlich leise in die Gemächer König Thranduils. Alles war still und dunkel, nur durch die Fenster schien das blasse Licht der Sterne. Die Gestalt blieb vor dem Bett des Königs stehen und betrachtete ihn kurz. Thranduil schlief tief und fest und sah so friedlich aus, als hätte er niemals irgendwelche Sorgen gehabt. Sachte rüttelte die Gestalt Thranduil an der Schulter. Eine Sekunde später saß der Elbenkönig kerzengerade im Bett, mit einem Dolch in der Hand, den er zur Sicherheit immer unter seinem Kissen hatte. ,,Beruhige dich, ich bin es. Tauriel", sagte die Gestalt leise. ,,Entschuldige", sagte Thranduil, der ihre Stimme sofort erkannte, und ließ den Dolch sinken, ,,Was tust du hier? Soweit ich das den Geräuschen draußen entnehmen kann, ist es mitten in der Nacht..." ,,Ja, allerdings", antwortete Tauriel, während sie zwei schlichte Gewänder aus dem Schrank des Elbenkönigs herausnahm und in eine Ledertasche stopfte. ,,Was genau tust du? Was geht hier vor sich?", fragte Thranduil während er langsam aufstand. ,,Du musst verschwinden. Sofort!", sagte Tauriel aufgeregt, ,,Celleth will dich töten! Er könnte jeden Augenblick hier auftauchen!!!" ,,Was!? Woher weißt...", setzte Thranduil an, wurde aber von Tauriel unterbrochen. ,,Später!", sagte sie, legte ihm einen dunklen Mantel um und gab ihm ein paar leichte Stiefel, die er erstaunlich schnell anzog. ,,Wo sind deine Waffen?", fragte sie dann. ,,Der Schrank hat eine zweite Wand. Drück dagegen und sie geht auf", erklärte der Elb knapp. Tauriel drückte ihm die Ledertasche in die Hand und ging dann zum Schrank. ,,Du kannst die Tür zum Geheimgang öffnen, ich bin gleich fertig", sagte sie. ,,Woher...?", setzte Thranduil an. ,,Jetzt mach schon. Celleth kann jeden Augenblick hier sein", zischte Tauriel, während sie sich einen Köcher mit ca zwei Dutzend Pfeilen um die Schultern hängte. Thranduil ging zur Wand neben dem Schrank und tastete nach dem Kerzenhalter, der dort angebracht war. Dann drehte er ihn um und kurz darauf öffnete sich die Steinwand und gab einen dunklen Gang frei. ,,Gut", sagte Tauriel die neben ihn getreten war, ,,Nimm meine Hand, dann verlieren wir uns nicht. Ich gehe voran." Sanft nahm sie die Hand ihres Vaters in ihre. ,,Komm", sagte sie dann und zog ihn mit sich in den Gang. Darin war es dunkel und feucht. Als sich einen Moment auch noch die Wand wieder schloss, war es plötzlich stockdunkel. Tauriel hatte jedoch vorgesorgt und eine Fackel angezündet. ,,Ich habe diesen Gang nie verwendet", meinte Thranduil während sie den engen Gang entlang eilten, ,,Ich weiß noch nicht einmal, wo er hinführt. Vater hat mir nur einmal gezeigt wo er sich befindet und wie man ihn öffnet." ,,Er führt zum Fluss unter den Weinkellern", antwortete Tauriel, ,,Dort liegt ein Boot für uns bereit. Gwilwileth und Gimli begleiten uns. Wir fahren mit dem Boot bis zu den Grenzen des Palastes, dort wartet Brethil mit Pferden auf uns. Wir reiten nach Bruchtal, dort dürften wir vorerst sicher sein."

Während Thranduil und Tauriel den Geheimgang entlang liefen, betrat Celleth die Gemächer Thranduils. Er war ebenfalls in einen dunklen Mantel gehüllt und in seiner Hand blitzte ein Dolch. Wie ein Schatten tauchte er plötzlich neben dem Himmelbett des Königs auf. Mit einem Ruck zog er die Bettdecke zurück, die Tauriel zuvor extra so hingelegt hatte, dass es aussah, als würde jemand darunter liegen. Kurz starrte Celleth das leere Bett an. Dann stieß er einen Wutschrei aus und rammte den Dolch in das Kissen. Dann zog er ihn wieder heraus und eilte nach draußen, wo einige seiner Männer die toten Wachen, die sich ihm in den Weg gestellt hatten, wegbrachten. ,,Er ist nicht in seinen Gemächern!", zischte Celleth, ,,Findet ihn! Falls er noch lebt, überlasst ihr ihn mir!!!" Die drei Elben nickten, verneigten sich und eilten leise davon. Celleth begann ebenfalls, die Hallen zu durchsuchen. Schließlich kehrte er in Thranduils Gemächer zurück, denn vielleicht war der Elbenkönig dorthin zurückgekehrt. Zu seinem Bedauern war dies nicht der Fall, doch stattdessen fand er etwas, was ihm entscheidenden Hinweis gab, wo Thranduil sich aufhielt. Vor der Wand, die den Geheimgang verbarg, lag eine Pfeilspitze, die Tauriel in der Eile verloren hatte. Celleth hob die Pfeilspitze auf und betrachtete erst sie und anschließend die Wand. ,,Der Geheimgang...",murmelte er dann. ,,Er ist unauffindbar, hir nin", sagte einer seiner Männer, der zusammen mit ein paar weiteren Elben die Gemächer betreten hatte. ,,Er ist am Fluss!", sagte Celleth, ,,Was steht ihr hier noch herum!!! Geht zum Fluss verdammt!" Die Elben sahen ihn überrascht an und eilten davon. Celleth selbst lief zu den Ställen und ritt einen Augenblick später auf seinem schneeweißen Hengst in den dunklen Wald. Lange ritt er am Fluss entlang, bis er auf eine Gruppe seiner Männer traf, die ebenfalls zu Pferd am Fluss entlang geritten waren. Momentan suchten sie jedoch das Ufer ab. ,,Irgend ein Zeichen von ihm?", fragte Celleth. ,,Wir haben ein Boot in der Einbuchtung dort gefunden, aber von Thranduil keine Spur. Bis jetzt zumindest nicht", antwortete einer der Elben. Celleth nickte und suchte selbst das Ufer ab. Schließlich wurde er auch fündig. Hufspuren von mehreren Pferden und einem Elch führten ins dichte Unterholz des Waldes. ,,Sie sind hier entlang geritten!", rief er seinen Männern zu, ,,Folgt mir!!!" Die Gruppe Reiter folgte ihrem Anführer, als dieser sein Pferd antrieb und ins dichte Unterholz des Waldes lenkte.

Nach ungefähr einer Stunde erreichten Thranduil, Tauriel, Brethil, Gwilwileth und Gimli die Alte Furt des Anduin. ,,Sie verfolgen uns", sagte Thranduil, ,,Schon seit geraumer Zeit höre ich die Hufschläge ihrer Pferde immer näher rücken." ,,Es wäre das beste wenn wir uns aufteilen", meinte Brethil, ,,Und eine Weile im Fluss weiterreiten. Dann verwischen wir unsere Spuren." ,,Und du solltest dich vielleicht von deinem Elch trennen", meinte Tauriel, ,,Sonst erkennen sie viel leichter wo du entlangegeritten bis wenn du auch nur eine Spur hinterlässt." Schließlich rinigten sie sich darauf, dass Brethil auf Thranduils Elch zusammen mit Gwilwileth weiter nach Süden bis nach Lorien reiten sollte, während Tauriel, Thranduil und Gimli im Fluss bis zum Carrock ritten, den Fluss dort verließen, bis zu den Nebelbergen und an ihnen entlang bis zum Hohen Pass ritten. ,,Ich lasse den Wald ungern hinter mir", sagte Thranduil seufzend während sie ritten, ,,Celleth wird es jetzt viel einfacher haben, den Thron zu besteigen." ,,Aber du lebst und hast damit die Gelegenheit den Thron zurückzufordern", entgegnete Tauriel, ,,Und das ist viel besser, wie wenn du tot wärst. Ich glaube, dann wären wir alle ziemlich übel dran." ,,Ich fühle mich nur schlecht, jetzt zu fliehen. Ein Kapitän verlässt das sinkende Schiff als letzter, ebenso wie ein König bis zur letzten Sekunde versucht, sein Volk zu schützen", sagte Thranduil. ,,Wir beschützen dein Volk. Unser Volk", sagte Tauriel, ,,Aber dazu brauchst du vertrauen. Vertrauen in deine Freunde, aber vor allem in dich selbst."

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Ende
Ja, auch Struck by Fire ist jetzt zuende, aber Thranduils Kampf um den rechtmäßigen Platz als König hat erst begonnen und Legolas' Suche nach der Feuerrose ist noch immer nicht erfolgreich gewesen.
Wie es wohl weiter geht?
Erfahrt es in Kissed by Fire, dem dritten und finalen Teil der Reihe.

Struck by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 2⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt