Gespräche

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Thranduil
Nach ungefähr einer Woche hatte Feren sich wieder einigermaßen erholt. Zwar meinte Brethil, er solle sich nicht überanstregen und vor allem noch nicht kämpfen, doch im Grunde war Feren wieder gesund. ,,Wo sind eigentlich Aragorn, Arwen und Eldarion?", fragte Feren. ,,Sie sind auf dem Rückweg nach Gondor", antwortete ich nur. Wieder einmal stand ich am Fenster meines Gemaches und ließ die Geräusche und Gerüche auf mich wirken. Ich hörte, dass Feren sich mir näherte und schließlich neben mir stehen blieb. ,,Wieso das?", fragte er, ,,Die....sagen wir, Besprechungen waren doch noch gar nicht abgeschlossen. Eher im Gegenteil." ,,Es ist zu gefährlich", erklärte ich, ,,Alanel wurde durch etwas oder jemanden in den Wahnsinn getrieben und hat drei unschuldige Elben getötet. Wer weiß, was er noch getan hätte, hätten wir nicht herausgefunden, dass er der Mörder war. Zudem weiß ich seine Worte durchaus zu deuten..." ,,Alle seine Worte?", fragte Feren, ,,Denn ich muss gestehen, dass ich das nicht tue." ,,Nicht alle seine Worte, leider. Aber einen Satz durchaus. Der Schwarze Baum stellt seinen Anführer dar und die Blätter an den weit verzweigten Ästen sind Leute wie Alanel. Wahnsinnige Spione, die sich überall verstecken. Sie belauschen mich, verfolgen jeden meiner Schritte und doch werden sie von niemandem bemerkt, weil sie zu meinem Volk gehören. Zumindest innerhalb meines Reiches." ,,Ihr meint, dass theoretisch jeder hier ein Spion sein könnte?", fragte Feren. ,,Mae", antwortete ich, ,,Wer weiß, vielleicht bist auch du ein Spion..." Jetzt herrschte Stille. Unangenehme Stille. Ich wusste nicht warum Feren nichts sagte, noch nicht einmal ansatzweise reagierte. Er schien erschrocken zu sein, wie als hätte ich ihn durchschaut, als hätte ich gerade die Wahrheit gesagt. ,,Warum sollte ich Euch hintergehen?", fragte Feren schließlich, doch in seiner Stimme lag noch immer etwas Nervosität. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Ich musste herausfinden, warum Feren so reagiert hatte, oder ich würde nicht wieder ruhig schlafen können. Sollte Feren mich tatsächlich verraten, wären meine Tage als König gezählt, wenn nicht sogar noch schlimmeres, denn wer konnte schon wissen, was der Schwarze Baum für Pläne hatte.

Lessien
Ich schlug die Augen auf und sah mich um. Alle anderen waren schon aufgestanden, sogar der Zwerg. Ich bemerkte, dass auch die Pferde nicht mehr am Lagerplatz waren, selbst Niphredil. Meine treue Gefährtin hatte sich wieder vollständig erholt und morgen wollten wir weiterreisen. Ich stand auf. Ich hörte freudiges Wiehern und kurz darauf Legolas' Stimme. ,,Kommt ruhig her, keine Angst. Das Wasser ist erfrischend", sagte er in Sindarin und ich hörte seine Schritte im Wasser. Sehen konnte ich ihn wegen dem Vorhang aus Blätterlianen nicht. Wieder hörte ich kurzes Wiehern und dann weitere Schritte im Wasser. Ich schob den Blättervorhang der Weide zur Seite und musste erst einmal blinzeln, da die Morgensonne mir entgegenschien. Als meine Augen sich an das helle Licht gewöhnt hatten, sah ich mich um und entdeckte unsere Pferde im Wasser herumspringen. Tauriels fuchsfarbener Wallach Rusc und Gwilwileth Stute Eirien
jagten sich gegenseitig durch das flache Flussbett. Niphredil und Arod hatten sich offenbar gegen Legolas verbündet und jagten den Nordelb, der sie immer wieder mit Wasser bespritzte. Legolas lief vor den beiden Pferden weg. Ich blieb stehen und beobachtete die Szene einfach. Nach einer Weile gaben Arod und Niphredil es auf, Legolas zu verfolgen. Arod gesellte sich zu Rusc und Eirien, während Niphredil bei Legolas stehenblieb und ihren Kopf an seine Schulter legte. Seit er sie geheilt hatte, vertraute sie ihm voll und ganz, was man von mir noch immer nicht behaupten konnte. Aber er war mir schon ein klein wenig sympathischer geworden. Legolas strich ihr über die Blesse und tätschelte ihren Hals. ,,Du hast dich tapfer geschlagen, meldis nin (meine Freundin)", sagte er und Niphredil schnaubte bestätigend. Dann bließ sie ihm die teilweise nassen Haare aus dem Gesicht, die er nicht zurückgeflochten hatte, sondern offen trug. Seine ebenfalls teilweise nasse Kleidung bestand aus seinem blassblauen Hemd und seiner Hose. Sein Blick fiel auf mich. ,,Alae Lessien (Hallo Lessien)", sagte er und strich Niphredil noch einmal über Blesse und Nüstern. ,,Wo sind die anderen?", fragte ich. ,,Jagen", antwortete Legolas, ,,Schließlich brauchen wir Proviant für die Weiterreise." ,,Jagen mit einem Zwerg?", fragte ich skeptisch. ,,Gimli ist besser darin als man im ersten Moment erwarten würde", antwortete Legolas nur. ,,Ungewöhnlich eure Freundschaft...", meinte ich, während ich meine Stiefel auszog und ebenfalls in das angenehm kühle Wasser des Flusses lief. Niphredil begrüßte mich mit einem freudigen Wiehern und ich strich ihr über den Hals. ,,Das liegt wohl in der Familie", meinte Legolas, ,,Mein Großvater war ebenfalls mit einem Zwerg befreundet und erkundete zusammen mit ihm den Süden." ,,Und dein Vater?", fragte ich. Legolas schüttelte den Kopf. ,,Er konnte Zwerge noch nie leiden, obwohl er mit ihnen Handel betrieb", erklärte er und ich hörte, dass ein Großteil der Freude in seiner Stimme verschwand. Allerdings schien es nicht daran zu liegen, dass sein Vater Zwerge nicht mochte, sondern generell an seinem Vater. Prüfend sah ich ihn an. ,,Etwas bedrückt dich", stellte ich fest, ,,Etwas was deinen Vater betrifft." Legolas seufzte und nickte. ,,Er ist im Frühjahr durch einen Unfall.....erblindet", sagte er. ,,Erblindet?", wiederholte ich und Legolas nickte. ,,Deswegen bin ich hier", meinte er. Verwirrt sah ich ihn an, während Niphredil ihn aufmunternd anstupste. ,,Ist gut, meldis nin. Es geht ihm besser, als man erwarten würde. ... Hoffe ich zumindest", sagte Legolas in Sindarin zu der gescheckten Mearas-Stute. ,,Du kannst dir sicher denken, dass sich mir eine weitere Frage aufwirft, oder?", sagte ich halb fragend. ,,Ja schon", entgegnete er, ,,Du fragst dich, warum ich nicht bei ihm bin sondern hier...?" Ich nickte nur. ,,Ich habe herausgefunden, dass....das einzige Heilmittel gegen Blindheit sich hier im Süden befindet", erklärte der blonde Elb, ,,Und ich habe mir geschworen nicht ohne es zurückzukehren." Jetzt war ich definitiv verwirrt. Ich hatte mein ganzes bisheriges Leben hier in den Gegenden verbracht und noch nie etwas von diesem Heilmittel gehört. ,,Was soll das für ein Heilmittel sein?", fragte ich. ,,Das...das kann ich dir nicht sagen, tut mir leid", antwortete Legolas. ,,Und warum nicht?", fragte ich. ,,Zum einen, weil ich meinem Großvater versprochen habe, es niemandem zu verraten und zum anderen, weil du eine Diebin bist", entgegnete Legolas, ,,Ich habe dein Gespräch mit Arvon gehört, als es um die Händler und deren Waren ging und ich bin nicht so dumm und weiß nicht, was das zu bedeuten hatte." Der sanfte Tonfall war aus seiner Stimme verschwunden. Bevor ich etwas sagen konnte, hörten wir die anderen, die offenbar erfolgreich von der Jagd zurückkehrten. ,,Ich stehle nur, wenn Gwil und ich kein Geld mehr haben", zischte ich Legolas leicht wütend zu, ,,Aber das verstehst du als Prinz ja überhaupt nicht!" Dann drehte ich mich um und watete aus dem Wasser. ,,Tolo Niphredil (Komm Niphredil)", sagte ich noch. Meine Stute schnaubte Legolas entschuldigend zu und folgte mir dann. Ich konnte nicht verstehen, warum sie ihn mochte. Er war doch einfach nur ein verwöhnter Elbenprinz aus dem Norden, der nicht verstand, wie es war ohne Zuhause und mit nur sehr wenig Geld zu leben.

Legolas
Ich sah Lessien nach, als sie zusammen mit Niphredil aus dem Fluss watete und fragte mich, warum sie mich nicht mochte. Denn meiner Meinung nach war ich freundlich zu ihr und auch ihre Schwester mochte mich. Warum also sie nicht? Ich mochte sie schon....irgendwie. Sie war stark und temperamentvoll. Und zudem auch sehr hübsch, wenn nicht sogar eine der schönsten Elbinnen, die ich je getroffen hatte.

Struck by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 2⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt