Legolas
Nach einem Viertagesritt lichtete sich der Wald und vor uns erstreckte sich eine weite Ebene. ,,Noch ein Tagesritt und wir haben unser Ziel erreicht", meinte Mithrellas. ,,Dann würde ich vorschlagen, dass wir hier rasten", sagte ich und die anderen stimmten mir zu. Wir stiegen ab und bereiteten das Lager vor. Gimli war ziemlich erschöpft vom Reiten und schlief sofort ein, nachdem das Lager aufgebaut war. Ich grinste nur, als er zu schnarchen begann. Wir Elben machten ein Feuer, da es langsam dunkel wurde. ,,Die Küste trägt ihren Namen zurecht", meinte ich, während wir den Sonnenuntergang betrachteten. Die untergehende Sonne glich einem riesigen Feuerball, der den umliegenden Himmel in leuchtendes rot und orange tauchte. ,,Wie romantisch", schwärmte Elloth und schmiegte sich an Mithrellas. Dieser lachte leise und küsste sie auf den Kopf. ,,Ich sehe mich hier ein wenig um", meinte Seregon plötzlich und ging. Mithrellas sah ihm seufzend hinterher. Mein Blick schweifte ein paar mal zwischen dem Baum, hinter dem Seregon verschwunden war und den Paar hin und her und schließlich kam mir ein Verdacht, eine Vermutung, die Seregons Verhalten erklären würde. Was, wenn nicht nur Mithrellas in Elloth verliebt war, sondern auch sein Zwillingsbruder? Immer, wenn Elloth und Mithrellas gemeinsam bei uns gewesen waren, war Seregon immer so schnell wie möglich verschwunden und seine Blicke waren eine Mischung aus Hoffnung, Schmerz und Eifersucht gewesen. Ich sah zu Tauriel und sie sah mich so an, als würde sie genau dasselbe denken.
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,,Da vorne sind die Ruinen der alten Hafenstadt", sagte Elloth und deutete nach vorne. Tatsächlich ragten dort alte, zerfallene Mauern und Türme aus dem sandigen Boden. ,,Wie genau wollen wir eigentlich den nächsten Hinweis finden?", fragte Gimli, als wir die Ruinen erreicht hatten und abgestiegen waren, ,,Wir haben keinen Anhaltspunkt..." ,,Vielleicht brauchen wir wieder mein Blut...", vermutete ich. Ich holte die Karte hervor, breitete sie vor mir aus und nahm einen meiner Dolche. Dann schnitt ich mir wieder leicht in den Daumen und ließ drei Tropfen meines Blutes dorthin fallen, wo unser Standort, Falas Aduial, gekennzeichnet war. Wieder verschwand das Blut im Pergament der Karte, die von allen gespannt angestarrt wurde. Kurz darauf erschien am Rand der Karte wieder ein kurzer Text in blutroter Schrift. ,,Mal wieder in elbisch...", beschwerte sich Gimli, nachdem er einen Blick auf den Text geworfen hatte. ,,Warte kurz...", murmelte ich konzentriert, während ich den Text durchlas:Suche, was schönes in unscheinbarem versteckt
Ein Geheimnis der See, das schon viele entdeckt
Doch dieses ist größer und aus kaltem Stein
Lass dich nicht trügen von äußerem Schein
Doch sei nicht leichtgläubig und vor allem gewarnt,
Die tödliche Stimme der See ist sehr gut getarntIch übersetzte das Rätsel wieder für Gimli. ,,Also zusammengefasst würde das bedeuten, dass wir etwas suchen, das aus dem Meer kommt und etwas schönes in etwas unscheinbarem versteckt", meinte Tauriel. ,,Nicht ganz", entgegnete ich, ,,Wir suchen ein Abbild von dieser Sache. Eine Abbild aus Stein, dass die Sache größer darstellt, wie sie in Wirklichkeit ist." ,,Und was könnte diese Sache sein?", fragte Mithrellas. Wir alle sahen uns ratlos an. ,,Wir könnten uns doch hier einfach einmal umsehen", schlug Elloth vor, ,,Vielleicht kommen wir dann eher auf die Antwort." Da uns anderen nichts besseres einfiel, taten wir es und liefen durch die Ruinenstadt, allerdings fiel uns nichts wirklich ein, was das Rätsel lösen könnte. Die meisten zerfallenen Häuser bestanden nur noch aus ein paar, nicht sehr stabil aussehenden Mauern. Einmal stand sogar nur noch ein steinerner Türrahmen mit einem verwitterten Ornament, einer vergrößert dargestellten, in Stein gemeiselten Muschel, in der Mitte. Schließlich erreichten wir den alten Hafen. Die Schiffe, die dort einst vor Anker lagen, waren schon längst gesunken, doch die aus Stein gebauten Kais waren noch gut in Schuss und ohne Gefahr zu betreten. ,,Das hier muss ein prächtiger Hafen gewesen sein", meinte Gimli. ,,Ja, es war einst wirklich ein prächtiger Hafen", meinte Mithrellas, ,,Bis die Angriffe begannen..." ,,Welche Angriffe?", fragte ich. ,,Riesige Seeschlangen und andere schreckliche Meereswesen, Ausgeburten des Bösen, griffen den Hafen und die Stadt immer öfter an oder rissen Seefahrer in den Tod, als sich die Schatten in Mordor zum ersten Mal sammelten", erzählte Mithrellas, ,,Schließlich flüchteten die restlichen Überlebenden aus der Stadt und seither wurde sie nicht wieder errichtet." ,,Und diese...Seemonster?", fragte Gimli, ,,Was ist mit ihnen passiert?" ,,Das weiß niemand", meinte Elloth, ,,Sie sind nie wieder aufgetaucht und auch keine Wanderer, die hier rasteten haben sie je wieder gesehen. Ansonsten kommt hier auch niemand her." Gimli nickte, doch ich sah, dass sein Blick ein wenig nervös über die ruhige See schweifte. ,,Also, was machen wir jetzt?", fragte ich schließlich, ,,Immerhin müssen wir das Rätsel lösen..." ,,Ich glaube, ihr solltet euch das ansehen", rief Seregon in diesem Moment, der sich umgesehen hatte. Wir liefen zu ihm und trauten unseren Augen nicht...
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Struck by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 2⚜
FantasyDie Suche nach der Feuerrose führt Legolas und Gimli bald außerhalb der bekannten Regionen Mittelerdes, während Thranduil im Waldlandreich jeden Tag auf Legolas' Rückkehr wartet. Doch dann geschehen merkwürdige Dinge und der blinde König befürchtet...