Extrakapitel: Behind my wall of strenght

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So, das hier ist ein (dezent verspätetes) Oster-Special-Kapitel, deshalb ist der Titel in auf Englisch.
Es müsste alles soweit in die bisherige Handlung passen. Falls doch irgendetwas nicht passt schreibt's mir in die Kommentare ;-)
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Thranduil
Langsam schritt ich durch den Palastgarten und ließ warme Sonnenstrahlen auf mein Gesicht scheinen. Ich atmete die frische Luft ein und nahm den süßen Duft von Blumen ganz in der Nähe war. Kurz blieb ich stehen, um herauszufinden, aus welcher Richtung der Geruch kam. Zwar fühlte ich mich dabei ein wenig wie ein Suchhund, der einer Fährte folgte, aber da ich es so unauffällig wie möglich machte, störte mich das nicht so sehr. Schließlich lief ich langsam nach rechts, immer dem Duft der Blumen entgegen, bis der Duft ziemlich stark war. Ich blieb stehen und streckte vorsichtig meine Hand nach vorne, um zu testen, ob die Blumen direkt vor mir waren und tatsächlich spürte ich kurz darauf weiche Blütenblätter an meinen Fingerspitzen. Vorsichtig strich ich über die Blüte. Offenbar handelte es sich um eine Rose. Ich beugte mich nach vorne und atmete den süßen Duft der Rose tief ein. Gerne hätte ich gesehen, welche Farbe die Rose hatte, ob es eine weiße, eine rote oder eine der wenigen gelben Rosen im Palastgarten war. Die gelben Rosen hatte ich nach dem Tod meiner Frau aus dem Palastgarten regelrecht verbannt, da es mich einfach zu sehr an sie erinnerte, die gelben Rosen zu sehen, da es ihre Lieblingsblumen gewesen waren. Nur in einem kleinen Teil des Palastgartens ließ ich sie stehen und das war um die Stelle herum, an der ich um ihre Hand angehalten hatte. Zudem planzte ich sie neben ihr Grab, welches sich versteckt in einer Höhle meiner Hallen befand. Legolas wusste nichts davon, denn ich hätte es nicht übers Herz gebracht, ihn davor stehen und trauern zu sehen. Ich hörte Schritte hinter mir und richtete mich wieder auf. ,,Bist du es, Aragorn?", fragte ich, da die Schritte für einen Elb ein wenig zu laut waren. ,,Mae", hörte ich Aragorns Stimme und seine Schritte stoppten neben mir. ,,Sag mir, mellon, welche Farbe hat diese Rose?", fragte ich ihn. ,,Malen (Gelb)", antwortete Aragorn. Ich stockte kurz. Also war ich ganz in der Nähe von dem Ort, an welchem ich um ihre Hand angehalten hatte. ,,Mellon?", fragte Aragorn, dem meine Reaktion nicht entgangen war. ,,Pflücke diese Rose bitte für mich", sagte ich, ,,Ich will, dass du mich an einen Ort begleitest, an dem außer mir noch nie jemand war." Ich hörte, wie Aragorn sich bewegte und einen Moment später spürte ich den glatten Stängel der Rose an meinen Fingerspitzen. ,,Vorsicht, weiter unten sind ein paar Dornen", sagte Aragorn, als ich den Stängel mit meiner Hand umschloss. Ich nickte nur. ,,Tolo (Komm)", sagte ich dann und lief langsam den Weg zurück. Ich hörte, dass Aragorn neben mir her lief. Als wir in den Hallen kurz vor dem Thronsaal waren, blieb ich stehen und Aragorn ebenfalls. ,,Siehst du den Weg hinten in der Felswand, der hinter dem Wasserfall verschwindet?", fragte ich Aragorn leise. Kurz herrschte Stille. ,,Ja, ich denke schon", antwortete Aragorn dann. ,,Dorthin gehen wir, allerdings musst du mich ein wenig führen", erklärte ich, ,,Lange bin ich nicht dort gewesen, weshalb ich mich dort ohne mein Augenlicht nicht sehr gut zurechtfinde."
Eine Weile später hatten wir, laut Aragorn, den Weg, welcher ein wenig versteckt in die Felswand eingelassen war, erreicht und standen nun am Ende. Ich streckte meine rechte Hand nach vorne und spürte kalten Stein. Ich tastete mich weiter nach rechts, bis ich eine Einkerbung spürte. Meine Fingerspitzen tasteten sich langsam in die Einkerbung, bis sie einen kreisrunden Riss ertasteten. Ich drückte in dessen Mitte und eben dieser Teil versank ein Stück. Ich hörte das Aufeinanderreiben von Stein und zog meine Hand aus der Einkerbung zurück. ,,Erstaunlich", murmelte Aragorn. ,,Deiner Reaktion nach zu urteilen hat sich die versteckte Tür geöffnet", meinte ich und schritt langsam nach vorne in den Gang, der sich vor uns aufgetan hatte. Ich wusste noch, wie es hier aussah, obwohl ich schon lange nicht mehr hier gewesen war. Nach kurzer Zeit spürte ich warme Sonnenstrahlen auf meiner Haut und blieb stehen. Aragorn stand einen Moment still neben mir. ,,Ich...dachte immer, es gibt...", setzte er schließlich zögernd an. ,, ...kein Grab? Keine Erinnerung an sie?", beendete ich seinen Satz halb fragend. ,,Mae", bestätigte Aragorn. Ich seufzte. ,,Niemand weiß hiervon", erklärte ich, ,,Ich brachte es nicht übers Herz, sie dort liegen zu lassen, aber letztendlich brachte ich es ebenfalls nicht übers Herz, Legolas hierher zu führen oder irgendjemand anderes. Nun sag mir, mellon, wie sieht es aus?" ,,Ich weiß nicht, wie es zuvor aussah...", begann Aragorn, ,,Jedenfalls ist ein Großteil des Bodens mit Gras bewachsen, das Sonnenlicht scheint momentan durch das Loch in der Höhlendecke direkt auf den Grabstein und die Rosen sind in voller Blüte." ,,So wie ich es verlassen habe", murmelte ich und umklammerte die Rose in meiner Hand regelrecht. ,,Führe mich zum Grabstein", bat ich Aragorn und dieser erfüllte meine Bitte sofort. Als meine Hand den kühlen Stein berührte, ging ich langsam in die Knie, bis ich vor dem Grabstein hockte. Wie in Zeitlupe legte ich die Rose davor und tastete nach der Inschrift auf dem Grabstein. Sachte strich ich darüber, wie als würde ich über die Wange meiner liebsten Königin streichen. ,,Ich bin jedes Jahr dreimal hierher gekommen", sagte ich zu Aragorn, ,,An ihrem Geburtstag, an unserem Hochzeitstag und an ihrem...Todestag. Stundenlang saß ich hier, habe getrauert und geweint, oft bis tief in die Nacht hinein und habe mich gefragt, warum es dazu hatte kommen müssen...warum sie das hatte tun müssen..." ,,Wie meinst du das?", fragte Aragorn. ,,Damals, als wir gegen Angmar Krieg führten, hatten wir unser Lager in der Nähe der Festung aufgeschlagen", erzählte ich, ,,Mein Heer stand dem des Hexenkönigs gegenüber und eine nächste Schlacht war unausweichlich, das war allen bewusst. Beide Seiten hatten große Vermuste erlitten und dennoch kämpften wir. Gerade als ich das Zeichen zum Angriff geben wollte und die ersten Reihen des feindlichen Heeres auf uns losstürmten, hörte ich ihre Stimme, wie sie dem kommenden Angriff der Orks Einhalt gebot. Sie trat aus meinen Reihen, gekleidet in ihr Hochzeitskleid. Ich flehte sie an, zurückzukehren zu Legolas, doch sie meinte, sie wäre wegen ihm hier. Um ihn zu schützen. Sie küsste mich ein letztes Mal und trat dann dem Hexenkönig entgegen, unbewaffnet und wehrlos. 《Hier bin ich, hier wo du mich wolltest》sagte sie zum Hexenkönig. Dieser nahm wortlos sein Schwert und...und im nächsten Moment fiel sie zu Boden. 《Dein Leben für das des Elblings》sagte der Hexenkönig und ich sah im Süden, wie eine Schar Fledermäuse aus dem Wald davonflog, direkt aus dem Palast und ich begriff, sie hatte Legolas' Leben gerettet. Ich rannte zu ihr, flehte sie an, bei mir zu bleiben, bei uns zu bleiben. 《Geh und sorge für unseren Sohn, er ist wichtiger wie ich es bin. Ich liebe dich, ich liebe euch beide》sagte sie, bevor sie in meinen Armen starb..." Gegen Ende konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Es war das erste Mal, dass ich mit jemandem darüber sprach, was damals passiert war und auch wenn ich spürte, dass es guttat, mit jemandem darüber zu sprechen, diese erdrückende Last mit jemandem zu teilen, so schmerzte es mich doch wie tausende Nadelstiche im Herzen. Ich spürte Aragorns Hände auf meinen Schultern und war dankbar, dass er da war. ,,Es tat mir so weh, Legolas jeden Tag zu sehen. Ihn zu sehen und zu wissen, dass sie für ihn gestorben war. Er ist ihr so unglaublich ähnlich. Wie er spricht, handelt und denkt, all das hat er von ihr", sagte ich noch immer unter Tränen. ,,Ich kann dir kein Mitleid entgegenbringen, mellon, denn ich weiß nicht wie es sich anfühlt, einen solchen Verlust verkraften zu müssen, noch dazu als Elb. Das einzige womit ich dir beistehen kann, ist ein offenes Ohr für die Last deiner geschundene Seele", meinte Aragorn. ,,Und dafür bin ich dir dankbar", flüsterte ich und wischte mir die Tränen von den Wangen. Wir beschlossen, uns auf den Rückweg zu machen. Bevor wir die Höhle verließen, blieb ich aber noch kurz stehen und blickte zurück zum Grab, obwohl ich natürlich nichts sah und sagte leise: ,,Hätte Legolas hinter meine Mauer aus vermeintlicher Stärke blicken können, hätte er gesehen, wie gebrochen ich bin. Und ich bin sehr gebrochen, seid sie nicht mehr bei uns ist..."

Struck by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 2⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt