Getrennte Wege

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Legolas
Zwei weitere Wochen waren vergangen und endlich sahen wir in der Ferne die ersten Ausläufer der Grauen Berge. Allerdings waren wir alle sehr angespannt, denn seit wir den Celeduin hinter uns gelassen hatten, wurden wir verfolgt von einer Gestalt, die auf einem Wolf zu reiten schien. Zwar war unser Verfolger immer einige Meilen von uns entfernt, aber trotzdem konnte selbst Gimli ihn erkennen.
Schließlich hatten wir die Grauen Berge erreicht und rasteten am Fuß des ersten großen Berges. ,,Wir müssen uns trennen", sagte ich mit leicht gesenkter Stimme, als wir um ein Lagerfeuer herum saßen. Alle sahen mich fragend an. ,,Wieso?", fragte Lessien. ,,Zum einen muss ich meinem Vater endlich wieder einmal eine Nachricht zukommen lassen und zum anderen werden wir verfolgt, wie wir alle schon bemerkt haben", erklärte ich. ,,Und wie stellst du dir das vor?", fragte Tauriel. Ich holte die Karte aus meiner Tasche und breitete sie vor mir auf dem Boden aus. ,,Drei von uns gehen von hier aus östlich an diesem Fluss entlang, überqueren den Luinnen um die Spuren ein wenig zu verwischen und ziehen dann nach Norden bis ins Waldlandreich um meinem Vater eine Nachricht zu überbringen. Die übrigen zwei nehmen die Strecke westlich der Grauen Berge bis nach Gathol-Khazâd", erklärte ich und zeichnete die Wege mit meinem Finger nach, soweit das möglich war. ,,Und wie genau sollen wir uns aufteilen?", fragte Gwilwileth erwartungsvoll. ,,Nun, mein Vater wird nur mir oder Gimli vertrauen und da ich hier bleiben muss, um d....das Heilmittel zu finden, bleibt nur noch Gimli", begann ich, ,,Tauriel geht mit ihm, da sie die Wälder meiner Heimat kennt und als drittes habe ich an Gwilwileth gedacht, da sie gut auf andere zugehen kann, was gegenüber meinem Vater sehr hilfreich sein kann. Lessien kommt mit mir, da sie die Gegenden hier kennt." Alle nickten, bis auf Lessien. ,,Ich lasse Gwil nicht alleine", sagte sie, ,,Das habe ich mir geschworen, als unsere Mutter starb und ich werde meinen Schwur nicht brechen." Ich seufzte. Für eine Diskussion mit Lessien hatte ich gerade keine Nerven. ,,Less, ich schaffe das schon", meinte Gwilwileth. ,,Du gehst in den Norden und ich muss dir ja nicht noch einmal  sagen, wie es dort zugeht", entgegnete Lessien. ,,Lessien, dasselbe haben Gimli und ich auch über den Süden hier gedacht, aber letztendlich sind meine und deine Heimat gar nicht so unterschiedlich", versuchte ich Lessien umzustimmen. ,,Less, bitte hilf Legolas das Heilmittel zu finden", meinte Gwilwileth, ,,Und außerdem sind Tauriel und Gimli ja bei mir, ich bin also nicht alleine." ,,Nein", entgegnete Lessien und sagte danach kein Wort mehr. Ich seufzte und stützte meinen Kopf in meine Hände. Wie konnte eine Elbin nur so stur sein? Ich spürte sanfte Hände auf meinen Schultern und sah auf. Tauriel hatte mir ihre Hände auf die Schultern gelegt. ,,Ruh dich aus, ich sehe, dass du schon wieder sehr angespannt bist", sagte sie und fügte flüsternd hinzu: ,,Gwil und ich werden es schon irgendwie hinbekommen, Lessien umzustimmen." ,,Tauriel, ich...", wollte ich widersprechen, doch Tauriel legte mir einen Finger auf die Lippen, worauf ich verstummte. Sanft drückte sie mich nach unten und ich ließ es zu. ,,Ruh dich aus, du brauchst noch viel Kraft", sagte Tauriel, als ich kurz darauf auf dem Boden lag. ,,Wahrscheinlich hast du recht", meinte ich und drehte mich auf die Seite. ,,Losto vae mellon nin (Schlaf gut mein Freund)", hörte ich Tauriel noch sagen, bevor mir die Augen auch schon zufielen.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, waren die anderen schon bereit zum Abreisen. ,,Na endlich", hörte ich Lessien, ,,Es ist ja schon beinahe unnatürlich, dass du so lange schläfst." Ich sagte nichts, stand auf und ging zu Arod, der erstaunlicherweise auch schon abreisebereit war. ,,Habt ihr eine Lösung gefunden?", fragte ich in die Runde. ,,Wir machen es so, wie du gesagt hast", antwortete Gimli, worauf Lessien leicht die Augen verdrehte. Also hatten Gwilwileth und Tauriel es geschafft, sie umzustimmen. ,,In Gondor und Rohan wird man euch herzlich empfangen", sagte ich zu Gimli, Tauriel und Gwilwileth. ,,Und ihr wisst, dass ihr nicht in die Gebiete der Werwölfe zwischenden drei Flüssen eindringen solltet", fügte Lessien hinzu. Gwilwileth und Tauriel nickten, während Gimli etwas verwirrt aussah. ,,Wir erklären es dir später", sagte Tauriel zu ihm. ,,Wenn wir gerade von Werwölfen sprechen", meinte ich, ,,Wo ist Arvon eigentlich?" ,,Keine Ahnung", antwortete Lessien, ,,Aber es ist normal für ihn einfach so zu verschwinden, von daher mache ich mir keine großen Sorgen." Ich nickte. Dann holte ich einen Brief hervor und gab ihn Gimli. ,,Gib ihn meinem Vater, sobald ihr das Reich erreicht habt", bat ich ihn. Der Zwerg nickte und steckte den Brief sicher weg. Ich verabschiedete mich von Gimli, Tauriel und Gwilwileth und wünschte ihnen Glück. Dann ritten Lessien und ich los und auch die anderen machten sich auf den Weg. Die Grauen Berge ragten immer höher in den Himmel zu unserer rechten, wie als wollten sie uns den Weg versperren. Links von uns befanden sich sanfte, mit grünem Gras bewachsene Hügel und dahinter am Horizont konnte man manchmal sogar das Wasser des Meeres glitzern sehen. Lessien sah öfter zurück. Ich wusste nicht, ob sie es tat, weil sie sich versichern wollte, dass es ihrer Schwester gut ging, obwohl diese schon längst nicht mehr zu sehen war, oder ob sie nach unserem Verfolger Ausschau hielt. ,,Ihr wird schon nichts geschehen", versuchte ich Lessien zu beruhigen. ,,Wenn ihr etwas zustößt verzeihe ich mir das nie und du", sie funkelte mich aus ihren smaragdgrünen Augen an, ,,Du hast sie dann auf deinem Gewissen. Ich schwöre, dann töte ich dich!" ,,Dazu wird es sicherlich nicht kommen", entgegnete ich, ,,Aber irgendwann muss man einmal getrennte Wege gehen, egal ob es einem gefällt oder nicht. So war es bei Tauriel und mir. Ich musste einfach gehen, um nicht darunter zu leiden, sie leiden zu sehen. ... Wenn du weißt was ich meine." ,,Ja, sie hat mir davon erzählt, was bei dieser Schlacht passiert ist", sagte Lessien nur.

Struck by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 2⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt