Drago Blutfaust

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Eret wird dafür bezahlen.

Vielleicht gebrauche ich den Dolch doch anderweitig.

Apropos Dolch.

Wieso hatte Eret mir nicht meine versteckten Waffen abgenommen?

Er wusste doch, dass ich welche dabei habe...

Misstrauisch beäugte ich Eret, doch dieser würdigte mir keines Blickes.
Ich wandte mich auch wieder nach vorne, dieser unterirdische Bau hatte viele, ins verzweigende Gänge und bei der späteren Flucht darf ich mir keine Fehler erlauben.

Mit oder ohne Eret. Ich werde Ohnezahn und meine Mutter hier raus holen.

Endlich blieben wir vor zwei großen Torflügeln stehen.
Knarrend schwangen die auf und verbrauchte, stickige und staubige Luft kam uns entgegen. „Weiter!", ich wurde in den Raum gestoßen und Eret kam hinterher, da verschlossen sich das Tor auch schon wieder und aufmerksam sah ich mich um.

Wir befanden uns in einer Halle, die Decke war sehr weit oben, so auch die kleinen, schmutzigen Fenster, die Wände waren rau und eiskalt.
Drachenschädel, -haut und beliebige Zeichnungen schmückten den Raum und ich wandte mich rasch ab. In der Mitte des Raumes befand sich ein langer Tisch, wo am anderen Ende, im Schatten, jemand saß, hinter diesem jemand war an der Wand eine riesige Landkarte oder vielmehr Weltkarte zu sehen.

„Willkommen.", er hatte einen starken Akzent und sprach rau und heiser. Dennoch lag in seiner Stimme eine gewisse Kälte und schaudernd bewegte ich mich nach vorne, die Ketten um meinem Handgelenk rasselten und laut hallte das wider.

Shlànaighear!

Ich zuckte zusammen, es wurde noch sehr viel kälter und zitternd krümmte ich mich zusammen.
„Hicks?", besorgt versuchte meine Mutter zu mir zu gelangen, doch der Fremde zog sie an Ketten zurück.
„M-Mutter...", ich richtete mich auf und schon schoss die nächste Welle des Schmerzens durch meinen Körper, ich ließ mich kraftlos fallen und wimmerte.

Shlànaighear!

Shlànaighear!

Shlànaighear!

„STOPP! HÖR AUF! BITTE...", urplötzlich verstummte die zischende Stimme in meinem Kopf und benommen richtete ich mich wieder etwas auf.

„Interessant.", der Mann erhob sich endlich und trat langsam aus dem Schatten.

Ich sah dunkle Stiefel, eine dreckige Hose und einen Umgang aus Drachenhaut. Der Geruch von Tod und Schmerz schlug mir entgegen und würgend stand ich wieder auf. Bis ich hochsah und sein Gesicht sah, es war vernarbt und seine Augen schienen schwarz zu sein.

Ich straffte meinen Rücken und musterte mein Gegenüber weiter, er sah ungepflegt aus und hatte bestimmt schon sehr viel Blut an den Händen.

„Wer bist du?", meine Stimme klang ganz anders. So fest und schneidend. Dabei fühlte sich mein Körper verlassen an.

Heiser lachte der Mann auf:„Es heißt, du wärst der beste Drachenreiter im Norden und fliegst einen Nachtschatten und dennoch haben dich meine Männer erwischt. Es heißt, du wärst mutig, tapfer und Selbstlos und trotzdem steht vor mir ein Schwächling, wie er im Buche steht. Es heißt, du wärst klug und dann stehst du hier und weiß nicht, wer dein Gegenüber ist?", spöttisch und... mitleidig sah mich der Mann an.

„Drago Blutfaust.", flüsterte ich hasserfüllt.

Und schon erfüllte Gelächter den Raum:„Dann hat Eret sich ja wenigstens nicht in einem Punkt geirrt."

Forbidden FriendshipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt