Jako war total aufgeregt.
Was würde Marti wohl davon halten?
Er drückte etwas mühsam mit dem Ellenbogen auf den Klingelknopf.
Die Gegensprechanlage knackte.
„Ja bitte?"
„Marti, lass mich mal rein, ich habe die Hände voll."
Der Türsummer ertönte, und Jako drückte die Haustür auf und ging die Treppe nach oben.
Marti stand neugierig in der Wohnungstür.
Erstaunt sah er den Pappkarton, den Jako vorsichtig in den Händen balancierte.
„Was hast du denn da drin?"
„Wirst du gleich sehen."
Er trug den Karton in die Küche und öffnete vorsichtig den Deckel.
Marti spähte hinein.
Im nächsten Augenblick quietschte er:
„Ist die niedlich!"
Im Karton saß ein schwarzes Kätzchen und maunzte ihn an.
Marti griff vorsichtig in den Karton und nahm die junge Katze auf den Arm. Sie lies es sich gefallen.
Er kraulte ihr vorsichtig das Köpfchen. Sie maunzte noch einmal und begann dann zu schnurren.
Marti lächelte.
Dann sagte er zu Jako:
„Wie kommst du denn zu diesem kleinen Schatz?"
Jako war erleichtert, dass Marti so positiv reagierte.
„Na ja", begann er zu erzählen.
„Die Katze eines Kommilitonen hat vor ein paar Wochen geworfen. Und nun zieht bei ihnen eine pflegebedürftige Tante ein, um die sie sich kümmern werden. Und die hat blöderweise eine Katzenallergie. Er versucht nun verzweifelt, alle Tiere in gute Hände unterzubringen. Und da bin ich vorhin mit zu ihm gefahren und hab mit dir kleinen angesehen... Und diese hier hat mir sofort die Hand geleckt."
„Sie ist ganz schwarz", sagte Marti mit fast ehrfürchtigem Staunen.
„Ich kann kein einziges weißes Haar an ihr entdecken. Bis auf die Schnurrhaare."
„Marti, was meinst du..."
Jako war ein bisschen unsicher.
„...Hättest du etwas dagegen, dass die Kleine bei uns einzieht?"
Marti strahlte.
„Überhaupt nicht. Schau mal, sie mag mich", sagte er, während das Kätzchen ihm über die Finger schleckte.
„Ich glaube, sie hat uns schon adoptiert."
Jako schmunzelte über Martis typische Begeisterung. Bei Marti gab es keine halben Sachen. Er war einfach ein Ganz-oder-gar-nicht-Typ.
Jako war wirklich erleichtert.
„Ich kann nächste Woche die meiste Zeit zu Hause sein", sagte er.
„Hab an der Uni nur wenige Kurse, wo ich wirklich hin muss. Das meiste kann ich verschieben oder mir anders erarbeiten. Da hat sie Zeit, sich einzugewöhnen."
„Ist es denn überhaupt eine Sie?", fragte Marti.
„Ja. Das ist ein kleines Katzenmädchen."
„Sie braucht noch einen Namen."
Beide schwiegen einen Augenblick.
„Sie ist so schwarz, wir könnten sie Midnight nennen", schlug Marti vor.
„Klasse", sagte Jako. „Der gefällt mir."
Und so war es beschlossene Sache.
Sie besorgten noch am selben Tag Futter und Katzenstreu, ein Schlafkörbchen mit Decke, einen Tranportkorb, Futternäpfe und ein bisschen Spielzeug.
Und so kam es, dass Midnight als drittes Familienmitglied im Hause Fischer-Joiko einzog, und dort auch für einigen Wirbel sorgte.
Midnight gewöhnte sich schnell ein. Sie stubenrein zu bekommen, ging erstaunlich schnell. Sie kapierte rasch, wo das Katzenklo war und wozu es gut war.
Von Anfang an hatte sie sich enger an Marti angeschlossen. Jako gegenüber blieb sie deutlich distanzierter und behandelte ihn mit einer Art gönnerhafter Herablassung. Er nahm es ihr nicht übel.
„Katzen sind halt Diven", sagte er, und nahm es hin.
Wen es ihm schlecht ging, er krank oder traurig oder einfach nur erschöpft war, dann schien sie das zu spüren. Dann kam sie trösten, legte ich zu ihm oder gar auf ihn, ließ sich kraulen und schnurrte.
Marti dagegen betrachtete sie als ihr persönliches Eigentum. Sobald sie seiner habhaft werden konnte, belegte sie ihn mit Beschlag. Kaum hatte er sich aufs Sofa gesetzt, lag sie auch schon quer über seinem Schoss oder eingerollt auf seinem Bauch. Sie konnte sich stundenlang schnurrend von ihm streicheln lassen.
Wenngleich sie sie so unterschiedlich behandelte, liebte sie ihre beiden Menschen heiß und innig, mit aller Kraft ihres kleinen Herzens. Wenn beide aus dem Hause waren, kam sie angeflitzt, sobald sie die Wohnungstür hörte.
War es Jako, setzte sie sich hin und maunzte, bis er ihr das Köpfchen streichelte. Aber er durfte das nicht zu lange tun, sonst wies sie ihn mit ihren kleinen Krallen zurecht.
War es Marti, strich sie ihm um die Beine, dass er Gefahr lief, über sie zu stolpern.
Sie gab keine Ruhe, bis er sie hochnahm, und er sie ein bisschen kraulte.
Die Küche war für Midnight tabu. Aber wie das so ist, verbotenes reizt am meisten. Und so versuchte sie immer wieder, an ihren Beinen vorbei zu wischen, wenn einer von ihnen die Küche betrat.
Einmal schaffte sie es, als Marti nicht aufpasste, weil er mit dem Handy am Ohr in die Küche wollte. Zack, war sie an ihm vobeigesaust und ging auf Abenteuer aus. Die Tour führte sie schnurstracks hinter das Regal, auf dem Lebensmittel aufbewahrt wurden, Nudeln, Dosenerbsen, Mehl etc...
Marti versuchte, sie zu packen, um sie aus der Küche zu befördern, aber sie verkroch sich, so dass er das Regal von der Wand abrücken musste.
„Kleines Mistviech", knurrte er, nun doch etwas verärgert.
Eine Mehltüte purzelte vom Regal und verfehlte sie nur um Haaresbreite. Erschrocken und wild fauchend ging sie auf die Tüte los, hieb mit ihren kleinen Krallen auf sie ein und sah innerhalb kürzester Zeit aus wie ein kleines, mehlbestäubtes Bündel.
Marti gelang es, sie am Genick zu packen.
Es bleib ihm nun nichts anderes übrig, als sie ins Badezimmer zu tragen und ihr dort mit klarem, warmen Wasser das Fell auszuwaschen.
Es war das einzige Mal in ihrem Leben, dass sie auf Marti böse war.
Sie ging nie wieder in die Küche, sie hatte gelernt , dass das Ärger und ein nasses Fell einbrachte.
Später, als Jako zu Haus war, beichtete Marti ihm, was passiert war. Nachdem Jako sich von seinem Lachanfall erholt hatte, bestrafte er Marti für seine Unachtsamkeit. Marti würde sich die ganze nächste Woche um das Katzenklo kümmern müssen. Das war eine Arbeit, die sonst immer Jako zufiel, weil Marti sich ein bisschen davor ekelte.. na ja, nun würde er ran müssen.
Strafe musste sein.Midnight war an diesem Abend besonders anschmiegsam, als spürte sie, dass sie etwas wiedergutzumachen hätte, und schenkte sogar Jako gnädig ein paar Zärtlichkeiten.
Sie schleckte mit ihrer rauen, kleinen Zunge über sein Gesicht und brachte damit beide zum Lachen.
Es hatte schon immer viel fröhliches Gelächter in Hause Joiko-Fischer gegeben, aber Midnight sorgte dafür, dass es noch deutlich mehr wurde.
Und es war aus einem weiteren Grund gut, dass sie da war:
in den Zeiten des Sturmes konnte sie Trost spenden.________________
So Leute, ich würde mich auch hier wieder über Kommentare freuen!
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Im Wechsel der Jahreszeiten
FanfictionDie Geschichte schließt sich an an die Geschichte "Nimm mein Herz und führe mich" an. Es geht wieder um Marti und Jako (Jarti), um ihre Beziehung, die in einer Ehe mündet, um Ehealltag und Highlights, um führen und gehorchen, und um allerlei Verwick...