Miau.
Ich kuschele mich auf meine Decke und schlecke mir die Vorderpfote, dann putze ich mir mein Köpfchen.
Ich bin allein zu Hause. Meine beiden Freunde sind nicht da.
Meine beiden Freunde sind zwei Menschenkater. Marti und Jako heißen sie. Und ich habe sie beide ganz dolle lieb.
Ich wohne erst seit ein paar Wochen bei ihnen, ich bin ja auch noch klein. Aber wir sind schon richtig fest zusammen gewachsen, und ich frage mich, wie die zwei vorher ohne mich zurecht gekommen sind, ehrlich.
Unser Alphatier ist Jako. Marti jedenfalls hört auf ihn. Meistens. Ich auch. Manchmal. Oft genug, dass er sich in seiner Rolle bestätigt fühlt und ich ansonsten machen kann, was ich will. Hallo, ich bin eine Katze, ich hab einen Dickkopf! Das erwarten die doch regelrecht von mir.
Miau.
Ich bin ihm gegenüber etwas zurückhaltend, dem Alphatier gegenüber darf man sich doch keine allzu großen Vertraulichkeiten erlauben.
Trotzdem habe ich ihn total lieb.
Marti und ich stehen uns sehr nahe. Mit Marti kuschele ich, wann immer ich kann. Komischerweise möchte er, dass ich auch auf ihn höre. Mmh.
Meist mach ich das, weil er so gut zu mir ist und ich auch ihn so doll lieb hab. Mit ihm kann ich stundenlang kuscheln. Im Moment bin ich allein, muss also auf alles hier aufpassen. Na ja, fast alles, in die Küche darf ich nicht. Das ist doof.
Miau.
Ich pirsche ins Schlafzimmer. Da darf ich rein. Nur manchmal nicht. Ich weiß nicht genau, warum. Aber manchmal sperren sie mich aus, und dann höre ich, wie sie miteinander spielen und sich balgen. Ich würde dann gerne mitspielen, aber sie lassen mich nicht.
Aber jetzt ist die Tür offen.
Ich springe auf ihr Schlafkörbchen. Das ist viel größer als meins, klar, sie sind ja auch größer als ich und außerdem zu zweit.
Ich kuschele mich unter die Decke und schmiege mich an Martis Schlafanzug. Der riecht so gut nach ihm. Ein bisschen riecht er auch nach Jako. Na kein Wunder, die beiden schlafen immer ganz eng aneinander gekuschelt. Es dauert nicht lange, dann bin ich eingeschlafen.
Ich erwache, als die Wohnungstür rappelt. Das wird Jako sein. Der kommt immer als erster. Von etwas, das sie "Uni" nennen. Was er dort tut, weiß ich nicht genau. Er lernt, sagen sie. Ich lerne auch ständig Dinge, ohne dass ich dazu zu einer Uni muss. Na ja, vielleicht gibt es das für Katzen nicht.
Außerdem sind Menschen eh komisch.
Ich laufe zur Tür. Setze mich hin und maunze. Er hockt sich zu mir. Redet mit mir und krault mich. Schön. Schnurr...
Aber jetzt genügt es.
Danke Jako, maunze ich. Kannst aufhören. Er versteht mich nicht.
Es ist ja nicht so, dass ich das nicht mag, aber... er ist nun mal das Alphatier, da muß man höfliche Distanz wahren.
Es ist genug, Jako. Er versteht mich nicht.
Ich lasse ihn kurz meine Krallen spüren. Nur kurz, immerhin ist er der Chef, aber man muß ja seine Würde wahren.
Er lacht. Er ist mir nicht böse.
Er holt mein Trockenfutter aus dem Schrank und schüttet mir etwas in den Napf, der hier gemeinsam mit dem Wassernapf neben der Garderobe im Flur steht.
Mein Trockenfutter ist ganz gut, ich mag es ganz gerne. Menschenfutter schmeckt meist besser, aber davon darf ich nichts bekommen. Deswegen darf ich nicht in die Küche.
Manchmal, wenn Jako es nicht sieht, steckt Marti mir ein kleines Häppchen Wurst zu. Dabei dürfen wir uns nicht erwischen lassen, da Marti sonst Ärger bekommt. Und ich möchte nicht, dass er meinetwegen Ärger bekommt.
Jako faucht ihn dann an. Sie nennen es schimpfen. Ich verstehe ihre Sprache nur ein bisschen. Aber ihre Mimik und Körpersprache kann ich gut lesen.
Deshalb weiß ich, dass Jako Marti dann bestraft.
Wenn ich Blödsinn gemacht habe, werde ich mit so einer doofen Blumenspritzflasche nass gespritzt. Oder ins Bad gesperrt. Manchmal, ganz selten, bekomme einen Klaps auf mein kleines Katzenköpfchen.
Ob er das mit Marti auch macht?
Ich glaube nicht, jedenfalls habe ich nichts dergleichen mitbekommen.
Menschen sind seltsam.Und das mit der Rangordnung ist manchmal auch komisch bei ihnen. Denn manchmal faucht auch Marti, und zwar ganz schön heftig, obwohl Jako doch das Alphatier ist.Und ich glaube, manchmal geschieht einfach so, was Marti möchte, ohne das Jako das recht merkt.Ich verstehe die beiden nicht immer. Aber egal, ich habe sie lieb.
Inzwischen habe ich mich satt gefressen. Ich trolle mich in meine Ecke im Wohnzimmer. Dort steht ist mein Körbchen, und dort liegt auch ein bisschen Spielzeug. Aber dann sehe ich, dass Jako an seinem Schreibtisch sitzt. Er hat sein Laptop eingeschaltet.
Unvermutet springe ich auf seinen Schoß. Er erschrickt kurz, dann krault er mich. Er sagt etwas, und ich spüre, dass ich auf seinem Schoss bleiben darf.
Ich kuschele mich hin und schnurre. Ich höre die Tasten seines Laptops klappern. Er arbeitet. Was er da macht, weiß ich nicht, aber es gehört zu seinem Lernen dazu.
Es ist schön auf Jakos Schoß. Aber trotzdem freue ich mich auf Marti. Der spielt mit mir, wenn er von der Arbeit kommt.
Was Arbeit heißt, weiß ich auch nicht, aber das ist etwas, was ihm Spaß macht. Und wo er "Geld" bekommt.
Was Geld ist, weiß ich ebensowenig. Aber ich glaube das brauchen sie, um es einzutauschen. Gegen ihr Essen und mein Futter. Aber was die anderen Menschen, bei denen sie das eintauschen, dann damit anfangen, weiß ich nicht. Gegen Essen eintauschen? Das wäre Blödsinn, dann hätten sie ihres ja gleich behalten können.
Ich verstehe das nicht.
Aber Menschen sind eben sehr sehr merkwürdig.
Miau.
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Im Wechsel der Jahreszeiten
FanfictionDie Geschichte schließt sich an an die Geschichte "Nimm mein Herz und führe mich" an. Es geht wieder um Marti und Jako (Jarti), um ihre Beziehung, die in einer Ehe mündet, um Ehealltag und Highlights, um führen und gehorchen, und um allerlei Verwick...