Frühlingsblüten, Sommerastern, Herbstzeitlosen, Winterschnee Teil 3

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Mutti und Instagram



Die Flitterwochen waren vorbei und der Alltag begann.

Mit dem Alltag ist das so eine Sache. Er macht sich gerne überall breit und kriecht in alle Ecken und Winkel des Zusammenlebens. Dort hockt er dann wie fest geschmiedet.
Und fängt an zu quengeln. Einem auf die Nerven zu gehen.
Wenn man ihn lässt.
Wenn man allerdings, so wie die Fischers, all die kleinen Kleinigkeiten, die er so mit sich bringt, genießt und sich daran erfreut, dann wird er zu etwas wunderschönem. Dann steht er eines Tages da, schaut voller Staunen an sich herunter und stellt fest:
„Ups... ich bin ja...total toll!"
Und dann fängt er an zu strahlen und freut sich dermaßen, dass er alles um sich herum mit einem goldenen Licht übergießt.


Jako hatte in der ersten Woche nach der Rückkehr aus Venedig eine Menge zu tun gehabt. Er musste sich mit einer Kopie der Heiratsurkunde bei allen möglichen offiziellen Stellen auf seine neuen Namen ummelden.
Jakob Fischer.
Er hatte Freude daran, das auszusprechen. Und es sich langsam auf der Zunge zergehen zu lassen, wie eine köstliche Süßigkeit. Es machte ihn glücklich.
Es schenkte ihm Geborgenheit.
Und er war stolz darauf.
Jakob Fischer.
Es hörte sich großartig an. Und sah toll aus, auf seinem neuen Ausweis.
Jako genoss es einfach, Jakob Fischer zu sein.
Jakob Fischer, geborener Joiko.
Er liebte es.


Inzwischen war September. Martis erster Arbeitstag im Synchronstudio. Es war ein sehr spannender, aufregender aber auch anstrengender Tag gewesen und es war schon gegen sieben, als er endlich zu Hause war. Er stellte seine Tasche in die Ecke und strampelte seine Schuhe von den Füßen.
Die erste Amtshandlung war, Midnight auf den Arm zu nehmen und zu kraulen. Die kleine schnurrte zufrieden. Ihr Marti war eben immer noch ihr liebstes Kuschelobjekt.
Aus der Küche hörte er Geschirr klappern, und ein würziger Duft stieg ihm in die Nase.
Neugierig öffnete er die Küchentür.


Jako spähte in die leicht geöffnete Backofenklappe. Er schien zufrieden, schloss die Ofentür wieder und drehte sich zu Marti um.
„Hallo Schatz", sagte er. „In einer Viertelstunde ist das Essen fertig."
Marti lächelte. Es tat gut, so empfangen zu werden. So nach Hause zu kommen.
Jakos Blick fiel auf Midnight.
„Marti, wir haben uns doch darauf geeinigt, dass die Katze in der Küche nichts zu suchen hat!"
Und er drohte Marti lächelnd mit dem Kochlöffel, den er gerade in der Hand hielt.
Marti lachte.
„Ja, Mutti!"
Jako zog verwundert eine Augenbraue nach oben.


Marti trug das Kätzchen zu ihrem Körbchen und setzte sie vorsichtig hinein. Er kraulte sie kurz.
„Wir kuscheln später noch mal, ja?"
Er verschwand kurz im Bad und spazierte dann in die Küche, hungrig und voller Vorfreude auf ein gutes Essen. Der Tisch war bereits gedeckt, Marti setzte sich.
„Hände gewaschen?", fragte Jako.
„Jaaaa, Mutti!", antwortete Marti.
Jetzt musste Jako doch über sich selber lachen.
„Ich führe mich wohl tatsächlich so auf, oder?", fragte er. „Fehlen wohl nur noch Kittelschürze und Lockenwickler."
Im nächsten Augenblick war ihm klar, dass er das nicht hätte sagen dürfen. Er sah das spitzbübische Funkeln in Martis Augen.
„Oh nein – wage es ja nicht – komm mir bloß nicht auf dumme Gedanken!"
„Zu spät", sagte Marti und grinste.
Jako legte den Kochlöffel aus der Hand und sagte mit gespielt bedrohlicher Stimme:
„Ich glaube, ich muss hier mal ganz andere Saiten aufziehen und für Zucht und Ordnung sorgen!"
Und er sprintete los, um den Tisch herum auf Marti zu.
Der sprang auf und startete einen erfolglosen Fluchtversuch. Jako war schneller, packte ihn und kitzelte ihn durch. Marti strampelte und quietschte, aber Jakos festem Griff entkam er nicht.
Jako ließ erst von ihm ab, als der Backofen ein Piepsignal von sich gab.
„Hast du ein Glück", jappste Jako etwas außer Atem, „dass das Ofengemüse gerade fertig ist!"

Im Wechsel der JahreszeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt