Spin Off - Miau Teil 7

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Miau.

Ich liege im großen Schlafkörbchen. Zwischen meinen beiden Freunden.
Jako und Marti schlafen noch. Obwohl es schon gegen Mittag ist. Aber gestern ist es spät geworden und sie haben viel so komisches Zeug getrunken, das so merkwürdig gerochen hat. Und Marti hat mir erzählt, dass sie davon Kopfweh bekommen und viel schlafen.
Es muss wohl sehr gut schmecken, dass sie es trotzdem trinken.
Aber, wie ich schon öfter gesagt habe, Menschen sind merkwürdig.

Gestern Abend waren wir aus. Ja, ich durfte mit.
Oh Mann, ich kann euch sagen, da war vielleicht was los.
Da ist die Hölle losgebrochen.
Ich weiß nicht genau, was das war.
Aber es war furchtbar und ich habe Angst gehabt.
Inzwischen ist es vorbei, aber ich zittere immer noch.

Eigentlich fing der Tag ganz schön an. Meine beiden Freunde waren in festlicher Stimmung.
Es sollte der letzte Tag sein. Das hab ich nicht verstanden, wenn das der letzte Tag ist, würde das doch heißen, dass die Welt untergeht und das wäre doch kein Grund zum Feiern.
Aber sie waren fröhlich und na ja, hab ich eben auch geschnurrt.
Ich vertraue den beiden.

Sie waren zu einer Party eingeladen, bei Rick und Dom.
Und viele andre sollten auch kommen.
Normalerweise genieße ich bei so was immer gemütliche Abende zu Hause. Da muss ich doch auf alles hier aufpassen und kann auf Streifzüge gehen. Manchmal, wenn sie vergessen, die Küchentür zuzumachen, sogar dort... darf ich mich nur nicht erwischen lassen...
Aber gestern haben sie mich in meinen Transportkorb gesetzt und mitgenommen.
Das kam mir schon so komisch vor.
Erst habe ich befürchtet, wir würden zu der Ärztin fahren, wo ich manchmal mit einer Nadel gepiekst werde oder eklige Sachen schlucken muss.
Aber nein, wir sind zusammen mit einer großen Schüssel Nudelsalat zu Rick gefahren.

Da waren schon ganz viele Leute da.
Rick und Steve. Frodo und Vanessa. Felix und Bianca. Sina. Die mag ich auch. Die hat die ganze Zeit zu Tommy geguckt. Den kannte ich noch nicht, aber der war auch nett.
Dominik war auch da. Dominik war bisher immer traurig gewesen, wenn ich ihn getroffen habe. Aber gestern, da hat er die ganze Zeit die Hand festgehalten von eine anderen Menschenkater. Den kannte ich noch nicht, der hieß Robin. Und Robin hat ihn die ganze Zeit angeguckt. Und gelächelt. Und gestern war Dominik gar nicht mehr traurig.

Und dann waren noch viele andere da, alle haben mich gestreichelt, sogar Steve einmal kurz.
Ich durfte die meiste Zeit auf Martis Schoss sitzen.
Als mir der ganze Trubel zu viel wurde, durfte ich wieder in meinen Korb, aber Marti hatte mich immer in einer Nähe. Da hatte ich keine Angst. Ich weiß, dass Marti und Jako ganz dolle auf mich aufpassen.
Ich bin dann eingeschlafen.

Bin wieder aufgewacht, als Marti mich aus dem Korb gehoben hat und mich in den Arm genommen hat. Er hatte seine Jacke angezogen, für draußen, und hat mich unter die Jacke gesteckt.
Dann sind er und Jako und viele andere nach draußen. Auf die Straße.

Ich wusste gar nicht was los war. In der Wohnung war es doch schön gemütlich und warm, also warum?

Aber dann fing auf einmal die Hölle an.
Es begann zu knallen und zu zischen und zu donnern, dass ich gedacht habe, die Welt stürzt nun doch ein. Sie haben also doch recht gehabt mit dem letzten Tag.
Aber komischerweise waren sie alle fröhlich und schienen gar keine Angst zu haben!

Ich dafür um so mehr. Ich habe kläglich gemaunzt und mich ganz dolle gefürchtet. Beim ersten lauten Bums hab ich mich so erschrocken, dass ich Marti gekratzt hab. Er hat aufgeschrien und „Aua! Kleines Mistviech!" gerufen.
Aber dann hat er mich gekrault und sich entschuldigt und mir gesagt, dass ich mich nicht fürchten muss und er und Jako mich beschützen.

Also habe ich mich noch tiefer in seine Jacke gekuschelt und die Öhrchen angelegt und gezittert.
Aber die Menschen haben alle gelacht und sich umarmt und sich gute Sachen gewünscht, und zu meiner Überraschung war die Welt nach einer Weile, obwohl es immer noch krachte und zischte, immer noch da. Nicht untergegangen.

Also kann wohl alles nicht so schlimm gewesen sein.
Irgendwann hat Marti mich dann an Jako übergeben, damit er selber auch mal ein paar Leute umarmen konnte. Dabei hat Sina mich gekrault und mir auch was gutes Neues gewünscht. Was sie damit gemeint hat weiß ich nicht, aber ich habe gespürt, dass sie es gut gemeint hat.

Jako hat seinen Finger in so einen Pappbecher mit so einem komischen Getränk gesteckt, das so kleine Bläschen macht. Dann hat er mir den Finger hingehalten und ich habe es abgeschleckt. Das hat voll komisch geschmeckt, und ich musste niesen. Da haben alle gelacht.

Später sind sie dann alle zusammen wieder in die Wohnung gegangen. Und haben weitergefeiert.
Ich war erleichtert, dass die Welt noch da war und wir also auch.
Und als es dann draußen ruhiger wurde, bin ich wieder eingeschlafen.
Spät in der Nacht sind wir nach Hause. Da beide schon zuviel so komischen Sachen getrunken haben, konnten sie ihr Auto nicht benutzen. Daher haben sie ein anderes gerufen, da saß jemand drin, der nicht so ein Zeug getrunken hatte. Der war so lieb und hat uns nach hause gefahren. Ich hätte ihm aus Dankbarkeit ja ein Schälchen Milch angeboten. Aber Menschen sind Fremden gegenüber nicht immer so großzügig, daher haben sie ihm nur dieses „Geld" gegeben, na, kann er sich selber Milch besorgen, es gibt bestimmt Menschen, die zuviel Milch haben und die gegen Geld eintauschen. Marti und Jako müssen auch so jemanden kennen, immerhin haben wir auch immer Milch im Hause.

Ich durfte bei ihnen im großen Körbchen schlafen, weil ich immer noch gezittert habe.
Die beiden sind toll.

Nur eine Sachen nehme ich ihnen ein bisschen übel: Sie haben behauptet, sie würden einen Kater bekommen.
Das habe ich nicht geglaubt.
Und siehste: Außer mir und den beiden ist keiner hier.
Ich wusste es. Sie haben mich veralbert.
Dafür werde ich sie nachher anfauchen wenn sie wach sind.

Miau.

Im Wechsel der JahreszeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt