Kapitel 4

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Dann spürteich eine Hand auf meinem Bein „du musst es nicht erzählen."sagte Levin. Meine Kehle war zugeschnürt und ehe ich anfing mitreden, räusperte ich mein ein paar mal. Und mit belegter Stimme fingich dann an.

„Vor einemhalbem Jahr ist mein Vater gestorben und seitdem habe ich michziemlich gehen lassen. Ich habe mich nicht mehr darum gekümmert, wasaus mir wird oder wie ich aussehe, noch darum, wie es meinem Umfeldgeht. Wochenlang lag ich nur in meinem Zimmer und habe eine mengegefressen, was meinem Körper nicht gut tat. Und als ich mich nachWochen mal wieder im Spiegel angeschaut habe, habe ich mich soerschrocken, dass ich den Spiegel zuhängen musste. Nichts von meinenalten Sachen passt mir noch, weshalb ich in denen rumlaufen muss. Dasist die Kurzfassung." sagte ich und schaute auf meine Hände, diezitterten. Kurz wurde nichts gesagt und ich versuchte mich zuberuhigen. „Das tut mir leid." sagte Levin und zog mich in eineUmarmung. Die Umarmung tat verdammt gut und ich schloss wieder dieAugen, um sie noch intensiver genießen zu können. Sanft strich ermir über meinen Rücken, doch ich löste mich aus der Umarmung.Seine Hand blieb an der Stelle ruhen, wo sie lag. „Danke." sagteich und zwang mir ein lächeln auf. „Wo möchtest du denn Essengehen?" fragte er dann und fuhr weiter, als die Ampel grün zeigte.„Ich weiß nicht. Ich war in letzter Zeit selten draußen.Entscheide du." sagte ich und schaute wieder nach draußen. Und alsich das Ortsschild Ende sah, blickte ich leicht erschrocken auf.„Keine Sorge, alles ok. Ich nehme nur an, das dein Ruf ziemlichzerstört ist, wenn du von deinen Freunden mit einem Lehrer gesehenwirst. Oder täusche ich mich da?" fragte er, doch ich schüttelteden Kopf. Also lehnte ich mich wieder zurück und schaute diesmalaber ihn an. Und plötzlich hatte ich das verlangen, ihn zu küssen.„Und wieso hast du dich von deiner Frau geschieden?" fragte ich,um das Thema zu wechseln.

„Das warvielleicht ne Dummheit. Als wir zusammen kamen, waren wir dasTraumpärchen schlechthin. Alle meinten, wir würden gemeinsam altwerden und das dachte ich auch, also machte ich ihr einenHeiratsantrag. Gott, die Hochzeit war der schönste Tag in meinemLeben, und auch die Jahre danach waren wirklich toll." schwärmteer. „Natürlich gab es auch bei uns Auseinandersetzungen, aber daswar alles nicht dramatisch. Und dann war sie schwanger. Das war dieschönste Nachricht, die ich in meinem Leben je gehört habe. MeineTraumfrau war von mir schwanger und ich würde Vater werden. Dudarfst nicht vergessen, das war vor zwei Jahren, als wir beideachtundzwanzig waren. Und kurz vor der Schwangerschaft, wir hattenschon alles für das Baby besorgt, musste sie ins Krankenhaus wegenden Wehen die zu stark wurden. Natürlich besuchte ich sie nach derSchule jeden Tag und einen Abend bevor sie das Kind gebären sollteging ich wie jedes mal super glücklich nach Hause. Als ich aber sah,dass alle Kindersachen weg waren, sogar die Strampelanzüge, griffich sofort zum Handy um sie an zu rufen. Panisch erzählte ich ihrdie Story und fragte sie, was ich jetzt machen sollte. Und dann sagtesie es mir. Das Kind war nicht von mir. Ich musste nachfragen, weilich dachte ich hatte mich verhört. Sie erklärte mir, dass siemomentan auf dem Weg ins Ausland sei, weil sie ein neues Lebeanfangen wollte. Mit ihrem neuem Freund und dem Baby. Und währendich bei ihr im Krankenhaus saß hat ihr Freund mit ihremHaustürschlüssel alles in sein Auto geräumt und hätte dann vordem Krankenhaus gewartet, bis ich gegangen bin damit die beidenlosfahren konnten. Ich war so sauer, dass ich mein Handy gegen dieWand schmetterte und mich betrank. Auf dem Küchentisch fand icheinen Zettel wo alles noch mal erklärt war und der Haustürschlüssellag und das Geld für die ganzen Sachen. Außerdem ihr Ehering."erklärte er seine Geschichte und ich hörte nur ungläubig zu. „Achdu Scheiße." sagte ich und sah wie er nickte. „Aber seit demhabe ich trainiert und sehe jetzt unwiderstehlich gut aus. Alles nuraus Hass. Wenn sie mich jetzt sehen würde, würde sie mich sofortwieder zurück nehmen." sagte er stolz. „Liebst du sie dennnoch?" fragte ich, doch er schüttelte sofort den Kopf. „Sie istgegangen, hat dabei aber einen Teil meines Herzens mitgerissen. Hörtsich kitschig an, aber so ist es." kam es von ihm und er lächeltemich kurz an. „Ich wünschte ich hätte mal so reagiert." sagteich. „Nein, das ist völlig in Ordnung wie du reagiert hast. Duhast was ganz anderes erlebt als ich. Etwas viel schlimmeres. Und dasAussehen kann man ja immer noch ändern." sagte er und hielt dannvor einem kleinen Café. Ich stieg aus und knallte die Tür hintermir zu. Ein paar Leute waren schon beim Kaffee trinken, als Levin undich das Café betraten. Wir setzten uns in eine abgelegene Ecke undunterhielten uns, bis der Kellner kam. „Eine Cola light für dieDame und einen Kakao für mich. Dazu bitte die Weihnachtsplätzchen."bestellte Levin für uns beide und als der Kellner weg war, guckteich ihn skeptisch an. „Wieso bestellst du für mich mit?" fragteich „Weil sich das so gehört für einen Gentleman." gab er vonsich und zwinkerte mir zu. „Ist das zittern bei dir normal oder istdir kalt?" fragte er dann und fixierte mich. „Ich...äh... also..Seit dem Tot meines Vaters ist mein ganzer Körper kalt und deshalbzittere ich. Aber eigentlich ist mir warm." erklärte ich.Unbeeindruckt schaute Levin mich an. „Nimmst du Drogen?" fragteer ganz ernst. „Spinnst du?!" zischte ich zurück. „Dann hastdu Durchblutungsschwierigkeiten." stellte er fest. „Nein, habeich nicht. Ich mache regelmäßig Sport und esse genug. Das heißtich habe genug Energie und Adrenalin. Das zittern hört auch wiederauf." stellte ich fest und nippte an meiner Cola, die in derZwischenzeit gekommen war. Dann schob Levin mir seinen Kakao hin„daran kannst du deine Hände wärmen." sagte er und aß einenKeks. „Ich habe doch gesagt, mir ist eigentlich warm."protestierte ich. „Ich will nichts mehr hören, und ich diskutiereauch nicht. Wenn dir kalt ist, muss man sich wärmen." sagte erbestimmend. „Aber mir ist ja ga..." fing ich an doch weiter kamich nicht. Levin hatte...

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